Bhikkhu Sanghasena
Buddham Saranam Gachchhami, Dhammam Saranam Gachchhami, Sangham Saranam Gachchham.
Es ist eine große Ehre, ein großes Privileg für mich, hier vor dem heiligen Samadhi von Sri Sathya Sai Baba und vor euch allen zu stehen und meine Gedanken mit euch zu teilen. Zunächst sollte ich einige Worte über meine Beziehung zu Sai Baba und zu Puttaparthi sagen. Vor vielen, vielen Jahren hatte ich das Glück, diesen heiligen Ort zu besuchen. Ich wusste nicht, dass ich von Sai Baba gesegnet werden würde und dass ich ein privates Interview haben würde.
Mein erster Darshan von Sai Baba
Einmal kam ich nach Puttaparthi, um einen amerikanischen Freund, Sri Ferguson, zu treffen, einen berühmten amerikanischen Musiker, der ein Devotee Sai Babas war. Er war auch ein Freund meines Gurus, der in Amerika lebte. Ich kam hierher, um ihm etwas für meinen Guru mitzugeben. Damals fragte mein Freund mich: „Möchtest du morgen früh am Darshan von Sai Baba teilnehmen? Wenn du interessiert bist, kann ich dir ein Zimmer besorgen, und morgen früh kannst du am Darshan teilnehmen.“ Und das war etwas ganz Besonderes für mich. Also sagte ich: „Oh, das ist wunderbar, bitte mach das.“ Also arrangierte er ein Zimmer für mich, damit ich hier bleiben konnte.
Am nächsten Morgen kam ich hierher. Damals gab es noch Sand und keine Fliesen. Glücklicherweise saß ich in der ersten Reihe. Sai Baba kam von seinem Wohnsitz, segnete die Devotees und nahm einige Briefe entgegen. Dann kam er direkt zu mir, irgendwo hier in der ersten Reihe, und sagte: „Wie geht es dir? Von wo?“ und ging weiter. Sai Baba wurde von ein paar Männern begleitet und einer von ihnen drehte sich um und sagte zu mir: „Sai Baba möchte, dass du zu einem privaten Interview kommst.“ Ich sagte: „Das kann nicht sein.“ Aber er sagte: „Doch.“ Das war ein so herzberührender Moment für mich.
Nach dem Darshan wurde ich in einen Raum geleitet. Von den Tausenden von Menschen waren nur vier oder fünf anwesend. Ich konnte selbst nicht glauben, wo ich war. Im Interviewraum materialisierte Sai Baba einige Geschenke und verteilte sie an alle. Als er mich ansah, sagte er ganz kurz etwas über meine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Und er sagte: „Du hast ein gesundheitliches Problem.“ Dann materialisierte er Vibhuti und gab es mir. Dies war ein Wendepunkt in meinem Leben. Dann sagte Sai Baba: „Du denkst immer an Meditation, Meditation, Meditation in den Bergen. Die Zeit dafür ist noch nicht gekommen, du konzentrierst dich jetzt besser auf Seva.“ Ich hatte großen Respekt vor Sai Baba, aber ich habe seinen Rat nicht ernst genommen. Doch in Wirklichkeit ist genau das passiert. Jetzt bin ich in immer mehr Seva-Projekte involviert, obwohl ich von Zeit zu Zeit zur Meditation in die Berge fliehe. Seitdem habe ich das Gefühl, dass ich eine sehr starke Verbindung zu Sai Baba und Puttaparthi und zu euch allen habe. Ich habe die meisten von seinen Büchern in meinem Zimmer. Seine Bilder sind auch dort und ich höre mir oft seine Bhajans an. Sai Babas Reden sind ein wenig schnell. Daher kann ich die Übersetzung nicht verstehen. Aber oft höre ich sein Gayatrimantra und seine anderen Mantras. Eines meiner Lieblingslieder ist „Love is My Form“. Das ist ein wunderschönes englisches Lied. So hat sich meine Beziehung zu ihm entwickelt.
Vollendete Religion und ganzheitliche Erziehung und Bildung in Prasanthi Nilayam
Kurz vor der Covid-Pandemie dachte ich darüber nach, wie ich den Kontakt nach hier wieder aufnehmen könnte. Wegen Covid war dies nicht möglich. Und dann, dieses Jahr im Sommer nach der Covid-Pandemie, war plötzlich eine Gruppe von Sai Babas Devotees, Ärzte, ein medizinisches Team unter der Leitung von Dr. Gopi Pidatala, in Ladakh. Irgendwie haben wir das erfahren.
Ich war so glücklich, sie zu sehen. Ich hoffe, dass sie auch glücklich waren, und weil sie uns besucht haben, stehe ich hier. Wir können sagen, dass dies alles von Sai Baba gesegnet und von ihm arrangiert wurde. Ich fühle mich so sehr gesegnet, glücklich und zufrieden. Gestern und heute Morgen, als das Gebet und die Bhajans stattfanden, hatte ich eine Erfahrung, die unbeschreiblich ist. Mein Herz und mein Geist wurden auf eine andere Bewusstseinsebene gehoben.
Tausende von Devotees sind hier. Aber es gibt so viel Disziplin, so viel Liebe, so viel Frieden und so viel Mitgefühl. In dieser Welt gibt es viele religiöse Orte, viele Satsangs und so weiter, aber hier sehe ich etwas ganz, ganz Besonderes. Die Menschen hier haben vollkommene Hingabe und vollkommenen Glauben. Das erlebe ich hier. Glaube und Hingabe sind die Grundlage für unseren spirituellen Fortschritt. Das kann ich hier spüren.
Und was ich hier sehe, ist Religion pur. Wir besuchen religiöse Orte; es gibt Tempel, Moscheen und Kirchen. Wir sehen spirituelle Programme wie Puja, Meditation, Rezitationen. Aber es gibt kein Seva. Es gibt Organisationen, Tempel, die eine Menge Seva machen, aber keine spirituellen Lehren, keine Meditation, keine Rezitation. Deshalb denke ich, dass alle anderen Orte nur halb sind. Die vollständige Religion gibt es hier. Hier gibt es Spiritualität, Gebet, Rezitation, Meditation, innere spirituelle Entwicklung und Seva. Gestern habe ich mir das Krankenhaus angesehen, das Sri Sathya Sai Super Speciality Hospital. Ich habe schon viele Krankenhäuser besucht, aber der gestrige Besuch in diesem Krankenhaus war etwas ganz anderes. Ich habe den Menschen immer wieder gesagt, dass ein Krankenhaus mit Mitgefühl zu einem Tempel wird und Ärzte mit Mitgefühl zu Gott oder dem Medizinbuddha. Ich habe das immer wieder gesagt, und gestern konnte ich genau das sehen und erleben. Hier war ein Krankenhaus, hier waren Patienten und hier waren Ärzte. Gleichzeitig war es auch ein Tempel, denn es gab so viel Liebe, so viel Mitgefühl. Ein Krankenhaus mit Mitgefühl ist eindeutig ein Tempel. Ärzte und medizinisches Personal, die Mitgefühl haben, sind Götter und Göttinnen. Das habe ich gestern erleben dürfen.
Ich habe mir auch das Bildungssystem hier angeschaut. Ich halte die ganzheitliche Erziehung und Bildung, die Sai Baba in den Sri Sathya Sai Bildungseinrichtungen vermittelt, für eine vollständige. In anderen Bildungseinrichtungen habe ich das Gefühl, dass es keine vollständige Bildung ist. Die normalen Bildungseinrichtungen bieten eine kopforientierte Bildung, eine Informationsbildung, eine nach außen gerichtete Bildung, eine Bildung zum Geldverdienen. Es ist keine Herzensbildung, keine spirituelle Bildung. Aber hier wird das Bildungsprogramm stark von spirituellen Werten geleitet, von Liebe und Mitgefühl. Ich glaube, dass dies eine vollständige und echte Bildung ist.
Ich gebe diese Worte von Sai Baba oft weiter, wenn ich die Gelegenheit habe, mit Lehrern und Schülern zu sprechen. Ich habe gelesen, was Sai Baba sagte: „Moderne Erziehung ohne spirituelle Werte ist nicht nur nutzlos, sondern geradezu gefährlich.“ Das können wir heute deutlich sehen. Immer mehr Menschen erhalten eine Ausbildung. Gleichzeitig gibt es mehr und mehr Gewalt, Krieg und Todschlag. Wer führt diesen Krieg zwischen Russland und der Ukraine? Nicht die Analphabeten, die ungebildeten Leute, die einfachen Leute aus den Dörfern. Es sind alles hochgebildete Leute. Auch die Anschläge auf das World Trade Center in New York wurden nicht von einfachen Analphabeten verübt. Es waren hochgebildete Menschen, aber sie hatten alle nur eine halbe Ausbildung. Sie hatten eine informationsorientierte Bildung. Ihnen fehlte die spirituelle Bildung, eine Bildung, die von Liebe und Mitgefühl geleitet wird, wie wir sie hier in den Sri Sathya Sai Bildungseinrichtungen finden.
Deshalb habe ich das Gefühl, dass es hier eine vollständige Religion, eine vollständige Spiritualität gibt. Die Menschen kommen mit so vielen verschiedenen religiösen Hintergründen aus verschiedenen Ländern und verschiedenen Bundesstaaten Indiens hierher. Aber sie sind alle wie Brüder und Schwestern einer Familie. Das ist wahre Menschlichkeit, vollständige Menschlichkeit, vollständige Religion. Das ist etwas, was wir anderswo nicht so leicht finden können. Deshalb schätze ich mich sehr glücklich, heute hier zu sein.
Ich habe mich bereits mit dem Kanzler, dem Vizekanzler und einigen anderen wichtigen Mitgliedern getroffen und mit ihnen darüber gesprochen, wie eine starke Verbindung zwischen meiner Organisation in Leh, Ladakh und dieser Universität aufgebaut werden kann. Ich freue mich auf einige Jugendaustauschprogramme. Ladakh ist ein sehr gutes Ziel für junge Menschen. Heute haben wir ein neues Ladakh. Als ich vor 20, 30 Jahren Leute einlud, Ladakh zu besuchen, sagten einige von ihnen: „Sollen wir dorthin gehen, um zu sterben?“ Jetzt ist Ladakh anders, ein neues Ladakh. Wir haben eine sehr gute Infrastruktur. Und es gibt einen neuen Flughafen. Es gibt Flüge von Delhi nach Leh. In der Sommersaison gibt es täglich zwischen 15 und 20 Flüge. Ihr braucht euch also um nichts zu kümmern. Schickt uns einfach die Angaben zu eurem Flug und der Ankunftszeit. Um den Rest kümmern wir uns dann.
Jetzt freuen wir uns auf Jugendaustauschprogramme und auf medizinische Camps. Wir hoffen auch, dass wir einige unserer Studenten aus Ladakh zum Studium in eure geschätzten Bildungseinrichtungen schicken können. Wir müssen uns wirklich zusammenfinden, wir müssen uns vereinen, wir müssen zusammenarbeiten und die Botschaft von Sai Baba in jeden Winkel der Welt tragen.
Die Welt sieht sich mit so vielen Herausforderungen konfrontiert. Es herrscht Krieg, es wird gemordet, es gibt den Klimawandel, die globale Erwärmung, die Umweltzerstörung. Auch der religiöse Fundamentalismus ist ein Problem. Hier vermitteln die Lehren Sai Babas universelles Mitgefühl, universelle Liebe. Seine Lehren sind sehr umfassend. In seinen Lehren gibt es so etwas wie meine Religion, mein Land, meine Rasse, meine Kaste nicht. Sein Herz umarmt alle Menschen der Welt, die gesamte Menschheit. Genau das braucht die Welt heute. Ich glaube, dass nur Sai Babas Lehren, sein Segen und seine Führung diese Welt retten können.
Heute veranstalten viele Menschen Programme zur interreligiösen Harmonie; sie sprechen von religiöser Harmonie. Aber ich glaube, dass die religiöse Harmonie, die interreligiöse Harmonie, zuerst von Sri Sathya Sai Baba begonnen wurde. Als ich zum ersten Mal das Sarvadharma-Symbol sah, das die Symbole der fünf großen Weltreligionen darstellt, wurde mir klar, dass dieser Ort für religiöse Harmonie steht. Davon hatte ich vorher noch nie gehört. Die Menschen sprechen über ihre eigene Religion, über ihre eigenen Lehren. Aber sie haben unterschiedliche Ansichten, unterschiedliche Gefühle. Diese verstehen wir nicht. Gleichgültig, ob ihr Amerikaner, Europäer oder Asiate seid, ob ihr Buddhist, Moslem oder Christ seid – wir sind alle Menschen, Mitglieder einer Familie, der menschlichen Familie. Wir werden alle auf ähnliche Weise geboren, wachsen auf ähnliche Weise heran und werden eines Tages sterben. Und wir teilen denselben Planeten, dieselbe Mutter Erde, wir atmen dieselbe Luft, wir trinken dasselbe Wasser, wir essen Nahrung, um zu überleben. Und wir leben unter einer Sonne, einem Mond, einem Himmel. Wir mögen uns aufgrund unserer Hautfarbe unterscheiden, aber im Grunde sind wir alle gleich.
Ein jeder hat zwei Augen, eine Nase, zwei Ohren, einen Mund, zwei Hände, zwei Beine und ein kleines Herz, nicht wahr? Und im Inneren des Herzens ist derselbe Wunsch, dasselbe Verlangen, alle Probleme und Leiden zu vermeiden, und derselbe Wunsch, Frieden, Glück, Wohlstand und Harmonie im Leben zu genießen.
(Fortsetzung folgt in der nächsten Ausgabe…)
Aus dem Vortrag von Bhikkhu Sanghasena, Gründer und Präsident des Mahabodhi International Meditation Centre, Ladakh, in Prasanthi Nilayam am 2. Dezember 2022.
Quelle: Sanathana Sarathi April 2023
© Sri Sathya Sai Sadhana Trust Sadhana Trust – Publications Division, Prasanthi Nilayam