Wenn der Mensch mit der Energie des Göttlichen in sich in Berührung kommt, kann er leicht die Natur meistern, die nur das Gewand des Göttlichen ist. (Sathya Sai speaks, Bd. 7, S. 315)
Dies ist eine gewaltige Aussage. Die ganze Geschichte hindurch hat der Mensch darum gekämpft, die Natur zu beherrschen. Die Geschichte der Zivilisation ist die Geschichte dieses Kampfes. Bis zu einem gewissen Grad ist er erfolgreich gewesen. Er ist heute in der Lage, in den Weltraum zu reisen, Materie in Energie umzuwandeln und so weiter. In Wirklichkeit aber ist die Natur immer noch Herr über den Menschen. Sie beherrscht ihn mit der Peitsche seiner eigenen Begierden und bindet ihn mit den Stricken seiner Anhaftungen. Wie Samson ist der Mensch augenlos in Gaza auf der Tretmühle in Ketten, ein Sklave. Aber Sai Baba sagt, dass diese Situation umgedreht werden kann. Wie kann diese große Umkehrung erreicht werden?
Eine der Grundlagen von Sai Babas Lehren lautet, dass der Mensch das Göttliche in sich trägt – göttliches Bewusstsein, göttliche Energie. Gott hat das vielfarbige, vielgestaltige Gewand, das wir Natur nennen, aus sich selbst heraus geschaffen. Nachdem er sie erschaffen hat, durchdringt er sie und ist ihr Meister. Wir, die wir potenziell göttliche Wesen sind, tragen dieses Bewusstsein und diese Energie, die die Natur erschaffen und kontrollieren, in uns.
In dieser Aussage von Sai Baba liegt also der Schlüssel zur Hauptbedeutung der Sai-Wunder. Doch bevor wir diese Bedeutung genauer betrachten, wollen wir uns einige der eher nebensächlichen, wenn auch wichtigen Facetten der Bedeutung von Wundern ansehen.
Da sind zunächst die Heilungswunder. In den Schriften über Sri Sathya Sai Baba sind einige von den vielen Tausenden von Wundern aufgezeichnet worden. Alle, die persönlich von ihnen profitiert haben, haben keinen Zweifel an ihrer Bedeutung und ihrem Wert. Solche Demonstrationen des Mitgefühls und der göttlichen Kräfte sind im Bewusstsein der Empfänger und der ihnen Nahestehenden ihre eigene Rechtfertigung. Ich weiß dies aus einer wunderbaren Erfahrung, die ich vor einigen Jahren in Adelaide, Südaustralien, hatte, als ich dem Tod nahe war und Swami im Zimmer erschien. Er ist natürlich immer im formlosen Zustand bei uns, aber manchmal können wir die höchste Gnade erleben, dass er uns in tatsächlicher Form erscheint. Das geschah mir an jenem Nachmittag in Adelaide, als ich in einem Zustand zwischen Schlaf und Wachsein lag. Der letzte Teil der Gestalt, der verblasste, als ich zum vollen Wachbewusstsein zurückkehrte, war die göttliche heilende Hand, die über mir kreiste. Das erhabene Bewusstsein seiner Gegenwart verweilte im Raum, nachdem sich die visuelle Form aus meinen Sinnen zurückgezogen hatte. Es war eine unbeschreibliche Erfahrung, die mich heilte und, da bin ich mir ganz sicher, mir das Leben rettete.
Es gibt viele andere wundersame Heilungen in allen Ländern. Einige finden statt, wenn sich der Patient in Indien in unmittelbarer Nähe des Herrn befindet, während viele bewirkt werden, wenn der Empfänger weit entfernt ist. Der Raum spielt bei der Frage der Wunderheilung keine Rolle. Ich denke dabei gerne an das Kind Mayan Waynberg, das in Sydney lebte und an einer medizinisch unheilbaren Krankheit, der aplastischen Anämie, litt. Die Spezialisten erklärten, es gebe keine Möglichkeit, ihr Leben zu retten. Sie sagten, sie könnten ihr Leben um einige Jahre verlängern, indem sie bestimmte starke Medikamente einsetzten, die natürlich bekannte unangenehme Nebenwirkungen haben.
Ich habe über dieses Wunder in dem Buch „Sai Baba, Invitation to Glory“ geschrieben. Kurz gesagt, ist es eine Tatsache, dass Mayan durch die tägliche Einnahme von Vibhuti in Wasser vollständig geheilt wurde. Sie ist immer noch bei guter Gesundheit, führt ein normales Leben und hat sich zu einer attraktiven jungen Frau entwickelt. Natürlich hatte dieses lebensrettende Wunder eine große Bedeutung für Mayan und ihre enge Familie. Aber abgesehen davon hatte es sehr wichtige Nebeneffekte, die praktisch alle Heilungswunder von Sai mit sich bringen. Die Geschichte wurde bei Freunden und Verwandten bekannt, und diese Demonstration göttlicher Macht brachte viele Menschen zu Sai Baba. Seine Anhängerschaft in Sydney wuchs infolge dieses besonderen Wunders enorm an.
In engem Zusammenhang mit den Heilungswundern stehen jene, die Menschen in schwierigen oder peinlichen Situationen helfen. Die Zahl dieser Wunder ist ebenfalls Legion. Ein sehr einfaches, aber wichtiges Wunder erlebte zum Beispiel Sri V.K. Narasimhan, als er 1983 am Symposium in Rom teilnahm. Er war einer der Hauptredner des Symposiums, doch als er in Rom ankam, stellte er fest, dass er seine Lesebrille vergessen hatte. Er hatte sie irgendwo in Indien gelassen. Dies war eine sehr, sehr schwierige Situation für ihn, da er ohne Brille nicht lesen konnte. Aber Sai Babas göttliche Kraft kam ihm zu Hilfe. Als er vor Beginn des Symposiums in seinem Hotelzimmer saß und sich mit Dr. S. Pavan aus Australien unterhielt, fiel die Brille plötzlich aus dem Nichts und landete auf der Couch zwischen den beiden Männern. Sri Narasimhan hatte also einen Zeugen für den gnädigen Sai-Teleport. Andernfalls hätten natürlich viele Leute bereitwillig erklärt, er habe die Brille einfach irgendwo gefunden. Wunder sind in der Tat nicht leicht zu glauben, wenn man sie nicht persönlich gesehen und erlebt hat. Später erzählte Swami Narasimhan, wo seine Brille geblieben war, und bestätigte, dass er sie nach Rom teleportiert hatte. Über diese Geschichte wurde in einer Reihe von Zeitungen berichtet.
Die Bedeutung solcher Wunder liegt darin, dass sie nicht nur der betroffenen Person auf praktische Weise helfen, sondern auch unweigerlich bekannt werden. Die Geschichte des Ereignisses verbreitet sich im Ausland und oft schreiben eine Reihe von Menschen darüber. Hunderte und schließlich Tausende von Menschen hören von solchen Ereignissen und ihr Glaube an Sri Sathya Sai Baba wird gestärkt. Sie werden zunehmend davon überzeugt, dass hier auf der Erde jemand mit göttlicher Macht über die Kräfte der Natur weilt.
Natürlich gibt es zahlreiche wundersame Ereignisse, die sich tagtäglich ereignen – von dem am häufigsten gesehenen, dem Materialisieren von Vibhuti aus der Luft – bis hin zur Materialisierung aller Arten von Ornamenten, Schmuck und anderen Dingen, die Freude bereiten. All dies hat eine Wirkung auf den Empfänger und auf die Umstehenden, die das Ereignis beobachten. Der Empfänger empfindet große Freude im Herzen. Er spürt eine unbeschreibliche Erhebung. Er hat das Gefühl, dass er sich in der Gegenwart von jemandem befindet, der nicht nur übermenschliche Kräfte besitzt, sondern auch echte Liebe zu ihm und große Sorge um sein Wohlergehen.
Diese materiellen Geschenke aus der Hand des Wunders haben auch subtile innere Wirkungen. Wenn man ein Wunder beobachtet, hat man das seltsame Gefühl, für den Bruchteil einer Sekunde aus dieser dreidimensionalen Welt herauszutreten und in einem anderen Raum und einer anderen Zeit zu existieren. Sri Aurobindo sagte: „Diese Erde ist nicht allein unser Lehrer und unsere Krankenschwester. Die Kräfte anderer Welten haben hier Zugang.“ Er spricht natürlich von den feinstofflichen Welten, die unsere Erde durchdringen. Kräfte aus diesen Welten haben Zutritt zu unserer Erde und haben, gelenkt durch den göttlichen Willen Sai Babas, Wirkungen, die uns als Wunder erscheinen. Auf diese Weise erweitern und vergrößern Wunder unseren geistigen Horizont und führen uns in weitere Bereiche des Universums.
Ich selbst hatte die Freude, Zeuge und Empfänger einer Reihe von Materialisationen zu sein. Ich habe das Durchbrechen unserer geistigen Gefängnismauern und das süße Einströmen von Glaube, Hoffnung und Liebe gespürt. Und wie der heilige Paulus sagte, „die größte von ihnen ist die Liebe.“ Ein Phänomen, das mich sehr beeindruckt hat, war die Verwandlung von hartem Granitgestein in Kandiszucker, ohne dass ich und die anderen Anwesenden das Gestein je aus den Augen gelassen hätten. Er änderte einfach allein durch den göttlichen Willen des Herrn vor unseren Augen seine Zusammensetzung. Der Zweck dieses Vorgangs war sicherlich, unseren Glauben an die Gegenwart des Göttlichen hier unter uns zu stärken. Es bestand kein Zweifel daran, dass dies von jener göttlichen Energie bewirkt wurde, die zum göttlichen Bewusstsein gehört. Es konnte keine andere Erklärung geben.
Auch für ein anderes Wunder, das sich ereignete, als ich mich einige hundert Meilen von Swami entfernt aufhielt, gab es keine Erklärung. In der Tat war ich in Madras (Chennai) und Sai Baba war in Puttaparthi. Er wusste, dass ich sehr niedergeschlagen war, weil ich wegen eines Transportstreiks in Chennai festsaß und meine Reise zu ihm nicht beenden konnte. Ich war aus Australien gekommen, konnte aber den letzten Schritt zum Ashram nicht machen, da es keinerlei Transportmittel gab.
In diesem Moment vollbrachte er folgendes Wunder: Während ich auf einem hohen Balkon in Adyar in Chennai unter einem Moskitonetz schlief, das nicht einmal eine kleine Mücke durchließ, schickte er Dutzende von grünen Blättern durch das Netz. Als ich am Morgen aufwachte, fand ich sie um mich herum, unter dem Laken, das über mir war, und auf dem Laken unter mir. Diese Blätter dufteten nach dem Tempel, und einige von ihnen trugen Spuren von Sandelpaste, rotem Kumkum und anderen Materialien, die bei einer Puja verwendet werden. Sie waren alle sehr frisch. Ein Botaniker, der mich besuchte, bestätigte, dass viele von ihnen von Pflanzen stammten, die nicht in der Nähe meines Schlafplatzes wuchsen.
Es gab keine Erklärung, keine materielle Erklärung für dieses Phänomen. Es war ein Lila oder Wunder unseres Herrn Sai und brachte große Freude anstelle der Niedergeschlagenheit, die ich empfunden hatte. Später, als ich mit ihm darüber sprach, erklärte er mir, dass dies der Grund, der Hauptgrund war, warum er es tat. Ich habe über dieses Wunder in dem Buch „Sai Baba Avatar“ ausführlicher geschrieben.
Im Allgemeinen können wir sagen, dass die große Vielfalt der Sathya-Sai-Wunder, an denen sich so viele Menschen seit über einem halben Jahrhundert erfreuen, alle eine wichtige Botschaft enthalten. Sie sind, wie Swami sagt, seine Visitenkarte. Die Karte besagt: Hier unter uns ist ein Avatar, der uneingeschränkte Macht über die Natur hat und der diese Macht einsetzt, um uns zu helfen, um uns glücklich zu machen, um uns Glückseligkeit zu bringen, um uns wirklich gute Gesundheit zu geben, wo immer es möglich ist, und um uns ein gutes Leben zu schenken. Bedenke, dass Sai Baba nicht nur ein Avatar Gottes ist, sondern auch unser Param-Guru, der sich sowohl um unser zeitliches als auch um unser spirituelles Wohlergehen kümmert. Er verfügt über eine tiefe Weisheit, die diese beiden im Gleichgewicht halten kann. Doch das Wichtigste ist immer das spirituelle Wohlergehen; das irdische muss sich diesem, wo nötig, unterordnen.
All seine Wunder, Materialisationen, Heilungen, das Helfen von Menschen aus der Ferne, das Zeigen von Visionen, das gleichzeitige Erscheinen an mehreren Orten, das Vermitteln eines tieferen Verständnisses, das Zeigen der göttlichen Liebe – all das verhilft uns in seiner Gesamtheit zu einem tieferen spirituellen Verständnis und zu der Überzeugung, dass wir uns in der Gegenwart eines göttlichen Avatars befinden. Nichts Geringeres hätte die Fähigkeit, diese Kräfte so lange aufrechtzuerhalten und sie so weise und selbstlos einzusetzen.
Belehrungen allein bringen nicht viele Menschen zu einem solchen Verständnis und einer solchen Überzeugung. Wie bei Christus, wie bei Krishna und anderen sind es immer die Wunder, die Aufmerksamkeit erregen und das Interesse einer großen Zahl von Menschen wecken. Und so kommt die Menge zu dem wundertätigen Lehrer und hört der göttlichen Botschaft zu. Sie erhalten die Wahrheit mündlich und auch auf die subtilere Art von Seele zu Seele. Außerdem lernen sie von Sai Baba durch das Beispiel seines Lebens und auf viele andere Arten.
Doch zweifellos sind es die Wunder, die die Menschen in erster Linie zu ihm führen. Und wiederum sind es die Wunder in Verbindung mit seinem Leben und seinen Lehren, die die Menschen von seiner Identität überzeugen. Dies ist ein sehr wichtiger Aspekt der Bedeutung der Wunder.
Aber ich glaube, es gibt einen noch wichtigeren Aspekt. Alle Schriften der Welt und insbesondere die Shastras (Schriften) Indiens lehren, wie es auch Sai Baba unaufhörlich und mit großem Nachdruck tut, dass der Mensch etwas anderes ist als das, was er zu sein scheint, dass der Mensch in Wirklichkeit eins mit dem Göttlichen ist. Als Brahman, das Eine ohne ein Zweites, beschloss, die Vielen, d.h. das mannigfaltige Universum, zu erschaffen, war Ananda oder göttliche Freude die motivierende Kraft, Bewusstsein, verbunden mit der göttlichen Shakti oder Energie, die schöpferische Kraft. Dies wird manchmal das Shiva-Shakti-Tattva genannt. Und daraus entstehen all die vielfältigen Dinge des Universums. Vor allem aber existiert dieses göttliche Bewusstseins-Energie-Prinzip nach der großen und immerwährenden Lehre in jedem von uns.
Daraus folgt logischerweise, dass wir potenziell die gleiche Macht über die Natur haben, die Swami zeigt. Er ist das lebende Beispiel für die große Wahrheit, dass der Mensch über der Natur stehen kann und dies in seinem wahren Selbst auch tut. Wenn der Mensch aufhört, ein Sklave seiner eigenen Sinne zu sein, wenn er seine wahre Identität erkennt, kann er Herr der Naturkräfte werden. In gewissem Sinne können wir Sai Baba als den vervollkommneten Menschen betrachten. Verkörpert auf der Erde mit einer unermesslichen Schönheit, ist er die lebendige Wahrheit von dir und von mir. Er ist also nicht nur der Weg und die Inspiration, den Weg zu beschreiten, sondern er selbst ist auch das Ziel, auf das wir alle zugehen. Seine Wunder und alles, wofür sie stehen, sind ein Ansporn, um unsere langsamen Schritte zum Ziel zu beschleunigen.
(Quelle: Sai Chandana 1985)
– Der Autor, Howard Murphet, schrieb viele berühmte Bücher über Sai Baba, darunter „Sai Baba: Man of Miracles“, das in früheren Jahren eine große Zahl von Anhängern in Übersee inspirierte.
Quelle: Sanathana Sarathi April 2023
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