Sanathana Sarathi 4/2023

Einige Asketen, die die Geschichte des Fluches aus dem Munde des Königs gehört hatten, waren so erzürnt über den Sohn von Shamika, dass sie erklärten, er müsse ein Schwindler sein, ein unwürdiges Kind, denn kein Kind eines Rishi von der Größe Shamikas würde jemals einen so verheerenden Fluch aussprechen, für ein so geringfügiges Vergehen. Er müsse ein unwissender Narr oder ein Verrückter sein, vermuteten sie und fragten sich, ob ein Fluch, der von der Zunge eines solchen Menschen ausgeht, überhaupt wirksam sei. Der König könne durch diesen Fluch nicht zu Schaden kommen, versicherten sie. Sie versuchten, den König davon zu überzeugen, dass er deshalb keine Angst zu haben brauche.

Viele, die ähnlicher Meinung waren, argumentierten, dass der König keinen Grund habe, den Fluch ernst zu nehmen, aber der König ließ sich nicht beirren. Er entgegnete ihnen mit gefalteten Händen: „Ihr denkt und sprecht so, weil ihr Mitgefühl und Freundlichkeit für mich empfindet. Aber ich weiß, dass das Unrecht, das ich begangen habe, nicht leicht und unbedeutend ist. Gibt es eine schlimmere Sünde, als diejenigen zu beleidigen, die Ehrerbietung verdienen? Außerdem bin ich der König und daher für ihr Wohlergehen und die Aufrechterhaltung ihrer Ehre verantwortlich. Wie kann meine Tat als leicht und unbedeutend abgetan werden? Außerdem ist der Fluch, den der Junge ausgesprochen hat, überhaupt kein Fluch, wenn man es genau betrachtet. Er ist vielmehr ein großer Segen, denn ich war in den Brunnen der Sünde gefallen, den man Königreich nennt. Ich hatte mich dem Irrglauben hingegeben, dass Vergnügen das A und O im Leben ist. Ich führte das Leben eines Tieres und hatte Gott und meine Pflicht ihm gegenüber vergessen. Nun hat Gott selbst mich durch dieses Mittel wieder auf den richtigen Weg geführt. Gott hat mich gesegnet. Dies ist eine Gnade und keine Strafe für vergangenes Unrecht, wie ihr glaubt.“

Als der König dies sagte, kamen ihm Tränen der Freude und Dankbarkeit und er war sichtlich bewegt von tiefster Aufrichtigkeit und Hingabe. Er sprach in ruhiger, gelassener Zufriedenheit aus, was er fühlte. Die Asketen und die Untertanen um ihn herum waren erstaunt über seinen Gleichmut. Sie wussten, dass seine Aussage der Wahrheit entsprach.

Ein alter Asket erhob sich und wandte sich an den König, während er vor dem weinenden Volk stand: „Oh bester aller Könige! Eure Worte sind wie Sonnenstrahlen für die Herzen der Asketen. Sie sind Eurer Abstammung und Erziehung würdig, denn Ihr seid ein geborener Pandava. Die Pandavas sind nicht ein einziges Mal in Unrecht oder Sünde verfallen. Immer hielten sie an den Füßen von Hari, dem Herrn, fest und befolgten unerschütterlich die Gebote des Herrn. Als der Herr zu seinem Wohnsitz zurückkehrte, entsagten sie spontan dem Königreich und gingen nach Norden. Auch Ihr folgt heute diesem heiligen Pfad, denn Ihr gehört zu diesem großen Geschlecht, welches diese Lebensweise geerbt hat.“

Daraufhin bat der König ihn, die Hände in Verehrung zusammengelegt: „Oh Bester unter den Asketen! Ich habe nur einen einzigen Zweifel. Bitte entferne ihn aus meinem Geist. Lass meine Tage ein lohnendes Ende finden.“ „Sagt mir, worum es sich handelt“, antwortete der Asket. Der König bat darum, dass man ihm sagenmöge, was derjenige, dem der Tod bevorsteht, am besten tun solle. Daraufhin erhob sich ein Weiser und sagte, dass man, soweit es die Zeit erlaube, Yajnas oder Yagas durchführen, oder sich mit Japa oder Tapas, mit Taten der Nächstenliebe oder Pilgerfahrten, mit Fasten oder rituellen Anbetungen beschäftigenkönne. Ein anderer erklärte, dass Befreiung nur durch Jnana, „Weisheit führt zur Befreiung“ (jnanadeva tu kaivalyam), erlangt werden kann. Ein dritter sprach von der überragenden Bedeutung der in den Veden und Shastras vorgeschriebenen heiligen Handlungen, „Einzig geschicktes Handeln bringt Vollkommenheit und Glück“ (karmanyaivahi samsiddhi). Einige andere argumentierten, dass das Entwickeln von Hingabe an Gott die beste Methode sei, die Woche zu nutzen. „Der Herr wird allein durch Hingabe erobert“ (bhaktirvasah purushah). In diesem Wirrwarr widersprüchlicher Meinungen suchte der König nach dem wahren Weg, und die Hartnäckigkeit des Königs, eine echte Antwort auf das von ihm gestellte Problem zu erhalten, brachte die Asketen zum Schweigen.

Unterdessen schritt ein junger Asket mit einem außerordentlich hellen Gesicht und einer Persönlichkeit von anziehendem Glanz wie ein schneller Lichtstrom durch die Versammlung der alten Weisen auf den König zu und ließ sich auf einer Anhöhe nieder. Die Zuschauer waren staunten über diese plötzliche Erscheinung und einige von ihnen packte die Neugierde über seine Herkunft. Nach seinem Äußeren zu schließen war er ein „Muni Kumar“, d.h. der Sohn eines Asketen. Aber seine Haltung, sein Auftreten und seine Ausgeglichenheit, seine Persönlichkeit – all das wies ihn als Meister aus. Er war noch recht jung, doch ein göttlicher Heiligenschein umgab ihn.

Bald darauf erkannte ihn ein ehrwürdiger, alter Weiser und näherte sich ihm ehrfurchtsvoll mit gefalteten Händen. „Wir sind in der Tat alle gesegnet. Dieser Strahl göttlichen Glanzes ist kein anderer als der Weise Shuka, der edle Nachkomme des göttlichen Vyasa.“ So stellte der Weise den Fremden der Versammlung vor und fuhr fort: „Vom Augenblick seiner Geburt an ist dieser Mensch frei von jeglicher Anhaftung. Er ist ein Meister allen Wissens.“ Als der König dies hörte, traten ihm Tränen der Dankbarkeit und Freude in die Augen. Er erhob sich wie ein Papierdrache in die Luft, so leicht und voller Freude, und warf sich ihm zu Füßen. Als er wieder aufstand, blieb er mit gefalteten Händen stehen, aufrecht und still wie eine Säule, in Glückseligkeit versunken. In dem Jungen, der vor ihm saß, sah er Krishna selbst. Shukas Glanz war zu hell für seine Augen. Sein Charme erschien dem König gleich dem des Gottes der Liebe. Seine schwarzen lockigen Haare umgaben sein weißes ovales Gesicht wie schwarze Schlangenhauben. Wie Sterne inmitten der dunklen Wolken verströmten seine Augen einen kühlen Glanz und leuchteten außergewöhnlich hell. Ein Lächeln ließ Freudentropfen von seinen Lippen regnen.

Der König näherte sich Shuka mit langsamen Schritten. Mit brüchiger und unsicherer Stimme, in der tiefe Rührung schwang, sagte er: „Meister! Ich habe nicht die Kraft, die Tiefe deiner Gnade zu beschreiben. Jede deiner Handlungen ist auf das Wohl der Welt ausgerichtet. Es ist in der Tat ein großes Glück, dass mir heute so leicht dein Anblick gewährt wird, denn ich weiß, dass dies nur durch langwierige und beharrliche Bemühungen möglich ist. Oh, wie glücklich bin ich! Das ist gewiss dem Verdienst meiner Großeltern zuzuschreiben.“ Der König wurde von dankbarer Freude über die Anwesenheit von Shuka überwältigt. Er stand da, und Freudentränen strömten aus seinen Augen.

Mit einem Lächeln auf den Lippen wies Shuka den König an, sich neben ihn zu setzen. Er sagte: „Oh König! Ihr seid zweifellos unerschütterlich in eurem moralischen Verhalten. Ihr seid stets darauf bedacht, den Guten und Frommen zu dienen. Euer verdienstvolles Leben hat diese große Versammlung von Weisen an diesem Tag zu Euch geführt. Sonst hätten diese Asketen nicht ihre tägliche spirituelle Disziplin außer Acht gelassen, um hierher zu kommen und zu beten, dass du die Erkenntnis des Höchsten erlangen mögest. Dies ist kein Akt der Nächstenliebe! Ihr habt euch dieses Geschenk durch viele tugendhaft und gut verbrachte Leben verdient.“

Der König betrachtete das Gesicht Shukas mit hingebungsvoller Bewunderung, während dieser zu ihm sprach. Plötzlich hob er den Kopf und sprach den jungen Weisen so an: „Herr! Ich habe einen Zweifel, der mich quält. Vertreibe ihn und gib meinem Herzen Frieden. Ich habe ihn dieser Versammlung vorgelegt, bevor du kamst. Ich weiß, dass du diesen Zweifel im Handumdrehen ausräumen kannst. Es dürfte ein Kinderspiel für dich sein.“ Shuka unterbrach ihn und sagte: „Parikshit, ich bin ja gerade zu Euch gekommen, um diesen Zweifel, der dich plagt, auszuräumen. Ihr könnt mich fragen, was Ihr im Sinn habt. Ich werde Euer Problem lösen und Euch zufriedenstellen.“ Als der große Shuka diese Worte sprach, riefen die versammelten Weisen aus: „Welch großes Glück!“ Sie klatschten vor Freude so laut in die Hände, dass der Beifall bis zum Himmel drang.

Der König sprach demütig und mit offensichtlicher Besorgnis: „Herr, womit sollte sich ein Mensch beschäftigen, der dem Tod entgegensieht und weiß, dass das Ende naht? Worauf sollte er seinen Geist richten? Nach dem Tod sollte er nicht wiedergeboren werden. Wenn das sein Begehren ist, wie soll er dann die ihm noch zur Verfügung stehenden Tage verbringen? Das ist die Frage, die mich quält. Was ist meine höchste Pflicht?“ So bat der König wieder und wieder um Rat.

Shuka antwortete: „König, zieht Euren Geist von weltlichen Gedanken ab und richtet ihn auf Hari, den Herrn, der alle Herzen verzaubert. Ich werde Euch in der Weisheit des Göttlichen, der Bhagavattattva, unterweisen. Hört mit ganzem Herzen zu. Es gibt keine heiligere Tätigkeit als diese. Keine spirituelle Übung oder Disziplin, kein Gelübde ist größer. Der menschliche Körper ist ein würdiges Boot. Die Geschichte von Hari ist das Ruder. Diese Welt der Veränderung, dieses ständige Fließen, dieses Samsara, ist das Meer. Hari ist der Bootsmann. Heute steht Euch diese heilige Ausrüstung zur Verfügung.

Das Problem, das Ihr aufgeworfen habt, betrifft nicht nur einen einzigen Menschen, sondern die ganze Welt sucht nach einer Lösung. Es ist die wichtigste aller Fragen, und sie verdient es, untersucht zu werden. Das Atman-Prinzip ist das Allheilmittel für alle Wesen. Das ist die höchste Wahrheit und niemand kann sich ihr entziehen. Es ist die Pflicht der Lebewesen, sich in den letzten Tagen in diesem Glauben zu verankern. Auf dieser Grundlage wird der Zustand in der nächsten Geburt bestimmt. Die Frage, die Ihr gestellt habt, und die Zweifel, die Ihr geäußert habt, sind also von großer Bedeutung für das Wohlergehen der ganzen Welt. Die Antwort ist nicht nur für Euch bestimmt. Hört alle zu.“

Quelle: Sanathana Sarathi April 2023

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Bhagavatha Vahini, Kapitel 27 – Der Weise Shuka erscheint