Sanathana Sarathi 7/2021. Rani Subramanian

Nachdem viele Jahre vergangen waren, rief Swami meine Schwester und mich zum Interview. Er sagte: „Seht, ihr habt viel spirituelle Disziplin (sādhana) praktiziert. Aufgrund all eurer spirituellen Praxis müsstet ihr ja eine sehr hohe Ebene erreicht haben! Eure Tage waren mit spirituellen Aktivitäten angefüllt – Namensrezitation, Bhajansingen und Lesen. Trotz alledem habt ihr noch nicht die Ebene erreicht, die ihr eigentlich hättet erreichen sollen. Warum? Wisst ihr es?“ Wir antworteten „Nein, Swami. Wir dachten, unser Sadhana würde uns dahin bringen.“

Verbindet Sadhana mit Selbsterforschung!

Er sagte: „Sadhana allein kann euch nicht dahin bringen. Es muss eine Kombination aus Selbsterforschung und Sadhana sein – spirituelle Praktiken müssen mit Selbsterforschung einhergehen, denn nur die Selbsterforschung kann einem menschlichen Wesen zeigen, wo er/sie etwas falsch macht. Ihr handelt nicht von der Ebene des Atman, des göttlichen Geistes (spirit) aus, ihr handelt auf einer weltlichen Ebene. In der Welt handelt und verhaltet ihr euch als menschliche Wesen – ich bin die Mutter von Soundso, die Ehefrau von Soundso, die Schwester von Soundso usw.“

Er sagte: „Selbsterforschung wird helfen, euch eure Fehler zu verdeutlichen und wird euch sagen, wo ihr von der spirituellen Warte aus versagt habt. Ohne Selbsterforschung werdet ihr nicht weiter voranschreiten können. Von nun an müsst ihr eure spirituellen Aktivitäten auf ein Viertel reduzieren. Eure Selbsterforschung sollte drei Viertel ausmachen. Dann werdet ihr sehr schnell vorankommen. Was ihr redet, was ihr hört, was ihr tut, was ihr esst – in jedem Bereich des Lebens müsst ihr alles analysieren: Tue ich das Richtige? Ist dies aus spiritueller Sicht in Ordnung? Denke ich in den richtigen Bahnen? Spreche ich auf die rechte Weise? Handle ich richtig?“

Selbst in Bezug auf Besitztümer sagte er mir und meiner Schwester: „Einfachheit ist für diesen Weg ein Muss. Reist bequem mit leichtem Gepäck. Zu viele Besitztümer sind unnötig, reduziert eure Habe auf ein Minimum. Fügt eurem Leben nicht immer mehr hinzu, denn auf eurem spirituellen Weg ist das ein Hindernis. Lasst eure Besitztümer minimal sein, damit ihr nicht an so viele Dinge denken müsst.“ Nach diesem Interview begannen wir damit, mehr Selbsterforschung zu betreiben. Zuvor hatten wir gewöhnlich viele Stunden mit Namensrezitation, Meditation und Bhajansingen usw. verbracht.

Die richtige Priorität herausfinden

Als ich hier in Prasanthi Nilayam war, geschah noch etwas sehr Interessantes. Eines Tages ließ er mich um 7 Uhr morgens rufen. Meine jüngere Schwester tat damals Dienst (sevā) – sie lebt das Leben einer Nonne (brahmacārini). Er sagte ihr, sie solle mich rufen: „Geh und hole Rani Maa.“ Sie kam herunter und sagte: „Swami möchte, dass du raufkommst.“ Ich ging nach oben. Er begrüßte mich sehr freundlich und sagte: „Bitte nimm Platz!“ Ich fragte mich, warum er mich rufen ließ und war nervös. Ich dachte, ich hätte vielleicht etwas falsch gemacht und er würde mich rügen und mir den Kopf zurechtrücken.

Er sagte: „Rani Maa, ich muss dir etwas von einem Herrn erzählen, der ein Geschäftsmann ist.“ Ich war verwundert und fragte mich, warum er mir von einem Geschäftsmann erzählen wollte, aber ich fragte nicht nach. Er sagte: „Ein Geschäftsmann kam zu mir, und ich gab ihm ein Interview. In dem Interview sagte er, er habe viele Probleme und wegen dieser geschäftlichen Probleme stehe er unter Druck und großer Anspannung. Ich sagte, ich würde ihm einige spirituelle Übungen nennen, die er praktizieren solle und bat ihn, nach einiger Zeit wiederzukommen. Nach einiger Zeit kam er wieder. Ich rief ihn abermals zum Interview und fragte ihn, wie es um seine geschäftlichen Probleme stehe: ‚Jetzt sind sie doch weniger geworden, nicht wahr?‘ ‚Nein, Swami! Was das betrifft – es ist immer noch dasselbe.‘ Ich fragte ihn: ‚Wie kann es immer noch dasselbe sein? Nein, das ist unmöglich! Hast du getan, wozu ich dir geraten habe?‘ Ich hatte ihm einige Anweisungen gegeben … ‚tu dies am Morgen und das am Abend‘ … usw.

Er sagte: ‚Swami! Was soll ich sagen? Ich war so beschäftigt und so in meine eigenen Probleme verwickelt, dass ich kaum Zeit hatte, die Übungen zu machen, zu denen du mir geraten hattest.‘ Dann stellte ich ihm eine Frage: ‚Okay, du warst also sehr beschäftigt und hattest keine Zeit für die spirituellen Übungen. Aber in der Zeit, in der du so beschäftigt warst – hast du deinen Morgenkaffee aufgegeben?‘ Er sagte: ‚Nein, habe ich nicht.‘ ‚Und was war mit deinem Frühstück? Hast du das ausgelassen? Selbst wenn du nicht zur gewohnten Zeit frühstücken konntest, hast du es doch sicher später nachgeholt, oder nicht?‘ Er sagte: ‚Ja, Swami. Ich habe das Frühstück nicht weggelassen.‘ ‚Hast du das Mittagessen ausfallen lassen?‘ Er sagte: ‚Nein.‘ ‚Den Tee?‘ ‚Nein.‘ ‚Das Abendessen?‘ Er sagte: ‚Nein.‘

Da sagte ich zu ihm: ‚Wie oft hast du dich um deines Körpers (deha) willen hingesetzt und Nahrung für den Körper (sharīra āhāra) zu dir genommen– Morgenkaffee, Frühstück, Mittagessen, Tee und Abendessen? Fünf Sitzungen allein für den Körper, den du eines Tages zurücklassen musst! Aber für deinen Atman (spirit), der dein wahres Wesen ist, der dir wirklich ein Segen sein wird, der dich in Frieden und glücklich sein lässt – die Ebene des Atman allein kann dir das geben, die körperliche Ebene (sharīra) wird es dir nicht geben können – ihm zuliebe hast du dich kein einziges Mal hingesetzt? Und dann willst du meine Gnade? Wie könnte ich dir Gnade gewähren?‘“

Swami sagte zu mir: „Sieh, die Leute wollen meine Gnade, aber sie befolgen nicht meine Anweisungen. Speise für den Atman (ātma āhāra) ist wichtiger als Speise für den Körper (sharīra āhāra).“ Ich weiß nicht, was er dem Geschäftsmann aufgetragen hatte, aber wenn er ihm gesagt hat, er solle eine Stunde lang das Gayatri-Mantra rezitieren, dann hätte ihm dies das Wichtigste sein sollen. Das war es, was Swami mir gesagt hat: „Ihr solltet meinen Anweisungen Priorität einräumen und nicht dem, was ihr gerne tun möchtet.“

Er sagte: „Gebt die Speise für den Körper auf, nicht aber die Speise für das höchste Selbst (ātma āhāra) – denn wenn ihr dem Atman (spirit) keine Nahrung gebt, wird er nicht erwachen. Es geht um euren Geist (spirit), der Gott ist. Er wird für dich nicht verfügbar sein, wenn du deinen Körper die ganze Zeit fütterst, während du deinen Atman verhungern lässt!“ Zu dem Geschäftsmann sagte er: „Wenn du Swamis Anweisungen nicht befolgst, wird dein Atman verhungern. Du hast der Speise für den Körper den Vorrang gegeben und deine Seele für unwichtig gehalten. Wie soll ich dir dann helfen? Wenn du willst dass ich dir helfe, musst du tun, was ich dir sage. Dem solltest du den Vorrang geben.“

Seht ihr, auf eine Art war das etwas Allgemeingültiges, aber er wollte auch, dass ich mir dessen bewusst würde. Statt mich zu rufen und mir direkt zu sagen, ich solle dies und das regelmäßig tun, führte er das Beispiel dieses Herrn an. Das war alles. Ich sagte meiner Schwester, es sei eine Lektion für uns alle gewesen.

Angenommen ein Guru sagt dir, du sollst die Bhagavadgita lesen oder den Gottesnamen wiederholen oder meditieren. Und wenn du dann sagst: „Heute habe ich zu viel zu tun, darum werde ich die Bhagavadgita nicht lesen.“ Wenn du am Morgen keine Zeit hast, die Bhagavadgita zu lesen, dann lies sie am Abend! Gott sagt nicht: „Tu es zu genau dieser Zeit!“ Wenn es euch erhebt – warum lest ihr es dann nicht? Es hilft euch. Helfen euch vielleicht andere Leute? Hilft es euch, einkaufen zu gehen oder euch mit dem einen oder anderen zu treffen? Das wird euch nicht helfen.

Göttliche persönliche Weisungen

Swami hat gesagt: „Ich segne jene, die meine Anweisungen befolgen.“ Aber jedem von uns gibt Swami andere Anweisungen. Ich wollte zum Beispiel den Gottesnamen mithilfe eines Rosenkranzes (japamala) wiederholen. Aber Swami sagte: „Nein! Japamala ist nichts für dich. Mach es allein mit dem Atem.“ Als aber meine Schwester sagte: „Swami, ich möchte den Rosenkranz beten“, sagte er: „Ja, das kannst du tun!“ Und später, als ich mit einer bestimmten Aktivität beginnen wollte, sagte er: „Nicht nötig. Meditiere!“

In jener Zeit mussten die Devotees während der Dasara-Festtage meist viel kochen, denn es gab damals keine Köche. Während des Dasara-Festes speiste Swami gewöhnlich Hunderte von Armen, und auch die Devotees aus Madras (Chennai) und Bangalore (Bengaluru) halfen beim Kochen. Die älteren Frauen, die viel Erfahrung hatten und wussten, was bei solchen Anlässen zu tun ist, hoben im Aschram tiefe, grabenähnliche Löcher aus und zündeten zum Kochen Brennholz darin an, denn es gab damals noch keine richtige Küche.

Devotees aus Bengaluru brachten dann immer riesige Kessel mit, denn wir brauchten solche großen Töpfe, um für Hunderte von Menschen Essen zuzubereiten. Auf diese Weise nahmen alle Devotees teil und jeder half entsprechend seiner Möglichkeiten. Devotees der Altersgruppe 50 bis 60 waren meist für das eigentliche Kochen verantwortlich, andere halfen bei anderen Tätigkeiten wie zum Beispiel beim Gemüseschneiden, Gewürzevorbereiten usw. Und all das geschah unter brütender Sonne, denn es gab kein Dach.

Bei einer solchen Gelegenheit war ich soeben im Aschram angekommen. Meine jüngere Schwester war bereits da. Swami nannte sie Lilly. Swami kam zu meiner Schwester und sagte: „Hey, Lilly! Geh und hilf SavitriAmma. Sie kocht für die Armenspeisung. Geh und assistiere ihr.“ Ich war auch da und stand neben meiner Schwester. Sie schaute Swami an und fragte: „Swami, was ist mit ihr? Kann sie auch mitkommen und helfen?“ Er sagte: „Nein. Rani Maa bleibt einfach nur hier.“ Darauf fragte meine Schwester: „Swami! Warum schickst du immer mich zum Arbeiten, aber Rani Maa nicht? Bitte lass sie mitkommen!“

Das beantwortete Swami so: „Nein, ich schicke sie nicht zum Arbeiten!“ Swamis Antwort war ihr ein Rätsel, und sie fragte: „Warum nicht?“ Darauf antwortete Swami: „Du bist eine Brahmacarini, du musst arbeiten. Rani Maa ist eine Hausfrau (grihasta). Sie hat in ihrem Haus schon viel gearbeitet. Sie hat für ihre Kinder und ihren Mann und für alles weitere gesorgt. Hierher kommt sie um spirituelle Disziplinen zu üben, weil sie dort oft nicht dazu kommt. Hier will sie meditieren und sich spirituell weiterentwickeln. Das sucht sie in Puttaparthi und bei mir. Darum wird Rani im Zimmer bleiben und meditieren.“ Swami traf diese Entscheidung für mich und sagte ihr: „Ich schicke sie nicht arbeiten.“ Mit jeder Tätigkeit, an der ich mich beteiligen wollte, war es dasselbe. Immer wenn ich über eine Tätigkeit sprach, sagte Swami: „Nein, das ist nichts für dich.“

Was ich hiermit sagen möchte ist, dass Swami ein sehr individueller Guru ist. Er sagt nicht „Bete mich immer an! Was immer du im Haus tust, tue es so, als würdest du damit Gott dienen.“ Der Hausfrau sagt er: „Betrachte deinen Ehemann als Gott. Schimpfe nicht mit den Kindern. Reg dich nicht auf, sprich freundlich. Nimm alles, was sie sagen, in dem Bewusstsein an, dass sie Götter sind.“ Das ist die spirituelle Disziplin, die er uns verschrieben hat.

In der Familie den Mund aufmachen

Doch einmal sagte Swami mir etwas ganz anderes. Gewöhnlich nahm ich alles hin, was mein Mann zu meinen Reisen nach Puttaparthi sagte. Er war nicht gegen Baba eingestellt, aber er konnte nicht verstehen, warum ich so oft zu ihm hinfuhr. Einmal also, als er mich an der Bahnstation absetzte, weil ich nach Puttaparthi fahren wollte, fragte er mich: „Wann kommst du wieder?“ Ich antwortete: „Das weiß ich nicht.“ Er sagte: „Was soll das heißen: Ich weiß es nicht? Wer sonst sollte es wissen? Du solltest doch dein eigenes Programm kennen!“ Ich sagte: „Es tut mir leid, aber ich muss dir sagen, dass wir unsere Rückkehr von Puttaparthi selber nicht planen, weil Swami darüber entscheidet.“ 

So lief das damals immer. Wir konnten unsere Fahrkarten nicht im Voraus kaufen. Wenn wir zum Beispiel eine Fahrkarte für den 24. gekauft hatten, sagte Swami: „Fahre am Ersten des kommenden Monats.“ Wer könnte dann herkommen und die Fahrkarte stornieren? Darum sagte ich zu meinem Mann: „Ich kann nichts planen, weil es von Swamis Entscheidung abhängt. Wenn es für mich an der Zeit ist abzureisen, wird er es mir sagen. Ich kann darüber nicht entscheiden.“

Er sagte: „Ich verstehe nicht, warum du dich so verhältst.“ Ich erwiderte: „Swami ist unser Guru. Ich muss ihm gehorchen.“ Als ich anschließend in Puttaparthi ankam, ließ Swami mich rufen. Ich ging hinauf. Was dann folgte war ein weiterer Beweis seiner Allgegenwart. Swami sagte: „Im Auto sagte Subramanian dies … und du hast so geantwortet …“ und er wiederholte in allen Einzelheiten das Gespräch, das wir im Auto hatten! Er sagte: Schau, du bist zu schweigsam. Es ist höchste Zeit, dass du Subramanian gewisse Dinge über das spirituelle Leben sagst, worin Dharma besteht und worin nicht. Du musst reden. Warum schweigst du?“

Ich sagte: „Swami, ich mag keine Diskussionen – ich möchte keinen Streit beginnen.“ Er sagte: „Nein! Du musst für die Gerechtigkeit kämpfen (dharmayuddha)! Du kämpfst ja nicht aus egoistischen Gründen, sondern für deinen Guru – im Gehorsam gegenüber deinem Guru. Du musst es ihm erklären und ihn erziehen, denn er weiß es nicht. Er hat keinen Guru. Darum schweige nicht. Bitte sprich, wenn es um den Dharma geht. Wenn du schweigst, bist du auf eine Art eigennützig, weil du keinen Streit willst. Du willst Frieden um jeden Preis. Das ist falsch. Warum wurde die Gita gepredigt? Wegen des Kampfes für die Gerechtigkeit (dharmayuddha)! Du hältst ihm ja keine Predigten, aber wenn er dich beschuldigt, musst du ihm sagen, worin das rechte Handeln besteht. Du brauchst keinen belehrenden Vortrag zu halten. Aber du musst die Dinge richtigstellen, wenn du angegriffen wirst.“

In meinem Leben ist das einige Male vorgekommen – selbst vorher schon mit meiner Schwiegermutter. Kurz darauf begann ich auch damit, meinem Ehemann die Dinge zu erklären. Er wusste nicht, warum Swami mir Briefe schrieb und warum ich ihm antwortete. Er fragte mich immer: „Was schreibst du?“ Er hatte keinerlei Vorstellung von der Guru-Schüler-Beziehung. Und darum sagte Swami: „Du musst zu seiner Bildung beitragen. Es ist deine Pflicht. Du tust ja nichts Falsches, du tust das Richtige. Wenn du etwas Falsches tätest, müsstest du natürlich den Mund halten.“

In Whitefield erfahre ich seine liebevolle Fürsorge

Einst litt ich an Tetanus. Nachdem ich mich davon erholt hatte, fuhr ich nach Chennai, wo Swami sich gerade aufhielt, um ihn dort zu sehen. Swami sprach längere Zeit mit meinem Mann über meine Wiedergeburt (janman). Er erzählte ihm auch von seiner Reise durch Andhra Pradesh. Swami erzählte ihm sogar, dass einige Naxaliten ihn überfallen wollten und alle in den Baumkronen saßen, um ihn von dort aus anzugreifen. Swami sagte: „Ich machte eine Rundreise … die Naxaliten waren da … hockten in den Bäumen … nichts geschah …“

Nachdem er ihm das alles gesagt hatte, kam Swami zu mir und sagte: „Rani Maa, diese Krankheit hat dich sehr geschwächt. Komm nach Whitefield und bleibe eine Weile. Du musst wieder zu Kräften kommen. Fahr darum nicht nach Hause, sondern komm nach Whitefield und bleibe im Brindavan Aschram.“

Ich beschloss also in den Brindavan Aschram zu gehen und dort zu bleiben und informierte Swami über meine voraussichtliche Ankunftszeit. Doch noch bevor ich im Aschram angekommen war, hatte Swami die weiblichen Helferinnen angewiesen: „Eine gewisse Rani Maa wird kommen. Sie wird in der Menge sitzen. Ihr müsst herumgehen und fragen: ‚Wer von euch ist Rani Maa? Swami möchte, dass du hereinkommst.‘“

Ist das zu glauben? Swami traf solche Vorkehrungen! Sie kamen also und fragten: „Wer ist Rani Maa?“ Aber ich war noch nicht angekommen, ich traf erst etwas später ein. Inzwischen war die Helferin wieder hineingegangen und berichtete Swami: „Swami, wir haben gefragt, aber eine Rani Maa war nicht dabei.“ Swami antwortete: „Nein! Sie kommt noch. Geh wieder hin. Sie hat sich ein wenig verspätet. Geh und versuche es noch einmal.“ Er sandte sie zurück, und da war ich auch schon angekommen.

Als ich im Aschram ankam, hörte ich, wie eine der Helferinnen in die Menge hineinrief: „Ist eine Rani Maa hier? Bitte steh auf. Swami will, dass du sofort hereinkommst.“ Und so ging ich mit ihr zusammen zu Swami. Swami wies mir ein Zimmer zu, in dem ich wohnen durfte, aber da ich meine Tochter mitgebracht hatte, wollte ich seine Erlaubnis einholen. Darum fragte ich ihn: „Swami, ich habe meine Tochter mitgebracht. Soll ich sie bitten heimzufahren oder soll sie bei mir bleiben?“ Swami antwortete: „Ja, du kannst Sheela bei dir wohnen lassen, sie wird dir eine Hilfe sein. Du kannst sie mitbringen.“ Erst danach nahm ich meine Tochter mit herein, denn ohne Swamis Erlaubnis kannst du niemanden mit hineinnehmen.

Die ideale Devotee

Als ich dort wohnte, kam Swami eines Morgens gegen 7 Uhr an mein Zimmer und sagte: „Komm mit!“ Mein Zimmer war unten. Es war wie eine Suite mit einem Wohnzimmer, einem Schlafzimmer mit angrenzendem Bad und einem Balkon. Swamis Zimmer war oben. Er kam also herunter und sah, dass meine Tochter im anderen Zimmer schlief. Er wollte sie nicht stören.

Darum nahm er mich mit auf den Balkon und fragte mich: „Was wünschst du dir? Bitte mich und ich werde es dir geben!“ Ich war verwundert und fragte mich, warum Swami mir plötzlich wieder diese Frage stellte! Ich sagte: „Swami, ich möchte eine ideale Devotee sein.“ Er sagte: „Weißt du, was du dafür tun musst?“ Ich sagte: „Nein, Swami. Bitte sag du mir, was ich zu tun habe.“

Daraufhin sagte er: „Gehorsam. Wenn du kommst, um mich zu sehen, werde ich dich an einem Tag sehr freundlich empfangen und mit dir sprechen. Es könnte aber sein, dass ich dich am anderen Tag frage: ‚Wer hat dir gesagt du sollst kommen? Bitte geh fort!‘ Es kann sein, dass ich dabei sehr kurz angebunden und unwirsch bin. Dein Verhalten muss beide Male dasselbe sein. Es darf keinen Unterschied geben. Meine beiden Verhaltensweisen müssen dieselbe Gelassenheit hervorrufen. Du solltest nicht reagieren. Wenn ich freundlich bin, bist du glücklich, wenn ich unfreundlich bin, bist du unglücklich. Das ist nicht das Merkmal einer Devotee.“ Dann sagte er: „Vor einiger Zeit kamst du oft hierher nach Whitefield, um jemandem im Bhajansingen zu unterrichten, stimmt’s?“ Ich sagte: „Ja, Swami.“ Ich wohnte damals bei meiner Schwester in Bengaluru und kam regelmäßig nach Whitefield, um eine Ausländerin im Bhajansingen zu unterrichten. Diese Frau wohnte in Whitefield, aber nachdem Swami nach Chennai gefahren war, fragte sie mich, ob ich ihr ein paar Bhajans beibringen könnte. Ich sagte freudig zu und fuhr dann jeden Tag von Bengaluru aus zu ihr, um sie Bhajans zu lehren.

Das war eine Zeitlang zu meiner Routine geworden, bis Swami eines Tages aus Chennai zurückkehrte. Ich war wie gewöhnlich nach Whitefield gekommen, um sie zu unterrichten, aber sie sagte: „Swami ist zurückgekommen. Heute habe ich Geburtstag. Was habe ich für ein Glück, dass er aus Chennai zurückgekehrt ist! Heute kann ich keine Bhajans lernen!“ Das hieß, ich musste wieder wegfahren. Sie spürte das und sagte: „Aber wie kann ich dich einfach so wegschicken? Ich werde hineingehen und Swami fragen, ob du hereinkommen darfst.“ Ohne Swamis Erlaubnis durfte ja niemand hereinkommen, darum ging sie hinein und fragte Swami: „Swami, Rani Maa ist hier. Sie ist regelmäßig gekommen, um mich Bhajans zu lehren. Aber heute möchte ich nicht lernen. Und da sie den ganzen Weg aus Bengaluru gekommen ist – darf ich sie mit hereinbringen?“ Swami antwortete: „Nein! Bitte sie wegzufahren.“

Diese Antwort hatte sie von Swami nicht erwartet, und darum fragte sie weiter: „Warum, Swami? Warum darf sie nicht hereinkommen?“ Sie versuchte, mit Swami zu diskutieren. Eine andere Ausländerin, die ich kannte und die auch gerade drinnen war, fragte Swami: „Sie ist doch auch deine Devotee! Warum gibst du ihr nicht deinen Darshan, Swami? Bitte lass sie hereinkommen!“ Aber Swami blieb fest. Er sagte: „Da ist nichts zu machen. Ich will diese Rani Maa nicht hier drin haben. Bitte sie fortzugehen.“

Und so kam die Frau, der ich Bhajanunterricht gegeben hatte, heraus und war sehr traurig. Sie sagte: „Rani Maa, du wirst wegfahren müssen. Wir haben versucht Swami nahezubringen, dass wir dich gerne dabei hätten, aber er hat ‚nein‘ gesagt. Darum wirst du zurückfahren müssen.“

Gewöhnlich fuhr ich per Bahn zurück und nahm vom Bahnhof aus ein anderes Transportmittel, um nach Hause zu kommen. Als ich auf dem Heimweg war, überlegte ich im Zug: ‚Warum hat Swami das getan? Fühlt er keine Liebe? Empfindet er keine Freundlichkeit? Swami sollte so etwas nicht tun. Was hat er denn zu verlieren, wenn er mir Darshan gibt? Ich wäre so glücklich gewesen, aber er hat es mir verweigert. Wie kann er so etwas tun?‘ Das waren aber nur Gedanken. Ich sprach sie niemandem gegenüber aus, weil ich im Zug alleine war. Aber sofort folgte der nächste Gedanke: ‚Nein! Ich kann Swamis Verhalten nicht infrage stellen. Schließlich ist er mein Guru. Und Swami sagt, wir sollen unseren Guru nicht anzweifeln. Und darum muss ich alles was er sagt akzeptieren.‘ So sprach ich mit mir selbst und tröstete mich, denn ich verstand wirklich nicht, warum Swami mich nicht hereingelassen hatte.

Ich konnte es kaum fassen, dass Swami mich an diese Begebenheit erinnerte, als ich ihm sagte, ich wolle eine ideale Devotee werden. Das geschah vor einigen Monaten. Swami sagte: „Du kamst und als du im Zug zurückfuhrst, dachtest du: ‚Wie kann Swami so etwas tun? Wo ist seine Liebe geblieben? Es gibt keine Liebe!‘ Diese Gedanken gingen dir im Kopf herum. Das war dein erster Gedanke. Und der zweite Gedanke war: ‚Oh! Er weiß es am besten. Er weiß, was er zu tun hat. Wie könnte ich ihn anzweifeln?‘ Du hast dich selbst getröstet, ohne es zu verstehen. Aber du warst traurig.“

Dann sagte Swami: „Heute bin ich gekommen, um es dir zu sagen. Deinen ersten Gedanken hätte es nicht geben sollen. Dein zweiter Gedanke: ‚Swami weiß alles!‘ hätte als Erster da sein sollen. Deinen ersten Gedanken, mit dem du mein Verhalten hinterfragtest: ‚Warum tut er das?‘ hättest du sofort verwerfen sollen. Die ideale Devotee sollte nichts hinterfragen. Dein zweiter Gedanke ‚Swami weiß alles‘ ist der richtige. Dann ist deine Arbeit beendet, und du bist eine ideale Devotee. Sei also eine ideale Devotee – stell nicht das Verhalten des Gurus infrage!“

Dies mag eine Erklärung dafür sein, dass viele Devotees, die jahrelang regelmäßig kamen, Swami plötzlich verlassen haben. Sie waren alle gebildet und hatten gute Positionen. Aber sie verstanden Swami nicht. Swami hat uns in seinen Ansprachen und auch in den Interviews immer wieder gesagt: „Versucht nicht mich zu verstehen! Es ist sinnlose und vergebliche Mühe!“

Ich erinnere mich an ein Beispiel, das Swami uns vor Jahren gab, um uns begreifen zu lassen, warum es so schwer ist ihn zu verstehen. Er hat gesagt: „Es ist, als ob ihr die Sandkörner am Strand zählen wolltet!“ Können wir die Sandkörner am Strand zählen? Es ist unmöglich! Und darum werden wir ihn nie verstehen, denn es ist Offenbarung, es kommt nicht durch Verstehen. Wer Swami ist, kann uns weder durch unseren Intellekt, unser logisches Denken, durch unser Fragen, unser Studium noch durch unsere spirituellen Übungen erschlossen werden. Nichts kann uns dahin bringen. Wenn er mit jemandem zufrieden ist und Freude an ihm hat, wird er sich selbst offenbaren!

Selbst wenn wir es versuchen und sagen, er sei das Höchste Wesen (paramātman), neigen wir dazu, es später wieder zu vergessen und viele Dinge zu tun, die mit seinen Lehren nicht übereinstimmen. Auf diese Weise werden der Erkenntnis, dass er Paramatman ist, nicht gerecht! Das ist es, was Swami hier betont hat.

(Fortsetzung folgt …)

Mit freundlicher Genehmigung: Sri Sathya Sai Media Center

  • Die Autorin, fast sechzig Jahre lang eine hingebungsvolle und engagierte Devotee, kam bereits 1950 zu Bhagavan Baba, der sie „Rani Maa“ nannte. Ihr Leben war eine Schatztruhe voller faszinierender Erfahrungen mit Swamis Göttlichkeit.

Quelle: Sanathana Sarathi Juli 2021

© Sri Sathya Sai Sadhana Trust – Publications Division, Prasanthi Nilayam

Faszinierende Momente mit dem göttlichen Meister