Sanathana Sarathi 07/2022

Der Avatar spricht

Ein törichter Mensch wird trotz seiner Bildung und Intelligenz sein wahres Selbst nicht kennen

und ein Mensch mit niedriger Gesinnung wird seine schlechten Eigenschaften nicht aufgeben

In jedem Menschen ist die Göttlichkeit latent vorhanden

Verkörperungen der Liebe!

Der Zweck von Bildung besteht nicht nur darin, sich einen Lebensunterhalt zu verdienen, sondern auch zu lernen, wie man unsterblich wird.

Nehmt Zuflucht beim Gottesnamen

Einst ging Adishankara mit seinen Schülern zum Fluss Ganges um zu baden. Am Flussufer erblickte Shankara einen Gelehrten (Pandit), der die Grammatikregeln wiederholte. Als Shankara das sah fragte er ihn: „Welchen Nutzen wird dir das Lernen der Grammatikregeln bringen?“ Der Pandit erwiderte: „Ich werde ein großer Gelehrter werden und einen hohen Posten am Hof der Könige erhalten. Dann kann ich ein glückliches Leben führen.“ Da sagte Shankara zu ihm: „O törichter Mensch! Die Regeln der Grammatik werden nicht zu deiner Rettung kommen, wenn dein Ende herannaht. Rezitiere den Namen Govinda (Krishna). Singe zur Ehre Gottes und erfahre die Glückseligkeit der Gotteserkenntnis. Das ist das Ziel des menschlichen Lebens.“ Geldverdienen und hohe Positionen bringen dem Menschen vorübergehend Glück; aber wenn ein Mensch stirbt kann er nichts mit sich nehmen. Kein Freund und kein Verwandter können ihn zum Zeitpunkt seines Todes retten. Deshalb sollte der Mensch Zuflucht beim Namen Gottes nehmen.

Heiligt euer Leben, indem ihr dem Beispiel von Hanuman folgt

Hanuman weihte Rama sein Leben und rezitierte unaufhörlich seinen Namen. Als Hanuman auf der Suche nach Sita Lanka erreichte, traf er Vibhishana. Da sagte Vibhishana zu ihm: „Wie gesegnet du bist, dass du die Gelegenheit hast, Rama zu dienen! Zwar besitze ich großen Reichtum, mir mangelt es jedoch an innerem Frieden. Ich wiederhole Ramas Namen, bin aber nicht so gesegnet, seinen Darshan zu haben.“ Da sagte Hanuman zu ihm: „Es genügt nicht, nur Hanumans Namen zu wiederholen. Du solltest ihm außerdem dienen. Sita ist seit so vielen Monaten hier in Lanka – hast du versucht, sie zu retten oder ihr zu helfen? Um Ramas Gnade zu verdienen, solltest du ihm bei seiner Mission helfen.“ Hanuman tadelte außerdem Ravana wegen seiner schlimmen Tat, Sita im Ashok Vatika in Lanka gefangen zu halten. Hanuman war ein beispielhafter Devotee des Herrn. Er besang unaufhörlich Ramas Herrlichkeit und verbrachte sein Leben im Dienst an seiner Mission. Er war tapfer und unerschrocken, gleichzeitig aber doch voller Demut und Hingabe. Er war so von Hingabe erfüllt, dass Ramas Name aus jeder Pore seines Körpers ertönte. Das machte ihn zu einem idealen Devotee. Niemand kommt einem wahren Devotee des Herrn gleich. Man kann sein Leben heiligen, indem man Hanumans Beispiel folgt.

Erreicht das Ziel der Freiheit von Geburt und Tod

Wenn jemand ins Ausland geht, kommen all seine Freunde und Verwandten, um ihn zu verabschieden, und wenn er in dem Land eintrifft, heißen ihn seine Freunde und Gönner willkommen. Er kehrt im selben Körper aus dem Ausland zurück. Aber wenn ein Mensch bei seinem Tod eine andere Welt betritt, weinen all seine Freunde und Verwandten über seinen Weggang. Niemand weiß, was für einen Körper er haben wird, wenn er von der anderen Welt zurückkehrt. Deshalb sollte der Mensch sein Leben in seinem gegenwärtigen Leben heiligen; dann wird er keine Angst vor dem Tod haben. Wenn wir krank werden nehmen wir Medizin ein, aber nachdem wir geheilt wurden nehmen wir diese nicht weiter zu uns. Ähnlich ist uns das menschliche Leben gegeben, um dem endlosen Zyklus von Geburt und Tod zu entkommen. Wir müssen in unserem gegenwärtigen Leben das lernen, was wir erkennen sollten, und das Ziel der Freiheit von Geburt und Tod erlangen. Bittet Gott ständig, er möge euch auf den Pfad der Erkenntnis eurer Wirklichkeit führen. Das wird im vedischen Gebet ausgedrückt: Führe mich vom Unwirklichen zum Wirklichen, von der Dunkelheit ins Licht, vom Tod zur Unsterblichkeit (asatoma…).

Die Menschen täuschen sich im Glauben, sie hätten ein langes Leben, und schmieden deshalb ihr ganzes Leben lang Pläne. Aber Gott hat seinen eigenen Meisterplan, den nur er selber kennt. Wie sollte der Mensch sein Leben führen? Er sollte seine Pflichten aufrichtig erfüllen und mit unerschütterlichem Vertrauen in Gott anderen selbstlos dienen. Das ist wahre Askese. Askese bedeutet nicht, euren Körper zu überanstrengen und zu quälen. Askese bedeutet, Faulheit und Trägheit aufzugeben und ein aktives Leben des Dienens zu führen, das anderen Nutzen bringt. Viele Leute gehen auf Pilgerreise zu heiligen Plätzen wie Rishikesh, Prayag und Benares. Es ist ein Ausdruck von Hingabe, an einer Pilgerreise teilzunehmen. Aber leider sind die Devotees heutzutage sogar auf einer Pilgerreise mit weltlichen Gedanken und negativen Gefühlen angefüllt. Deshalb sollte der Mensch sich erst von negativem Denken befreien. Weil der Mensch heutzutage in zu viel Negativität verstrickt ist, ist er unfähig seine Göttlichkeit zu erfahren. Deshalb sollte der Mensch heilige Ideale haben. Das lehrt uns das Gebet aus den heiligen Texten: Sprich die Wahrheit und praktiziere Rechtschaffenheit (satyam vada dharmam cara).

Als Rama für 14 Jahre in die Wildnis ging um das Versprechen zu erfüllen, das sein Vater Ramas Stiefmutter Kaikeyi gegeben hatte, empfand Lakshmana großen Zorn auf Kaikeyi. Da warnte Rama ihn: „Gib nicht aufgrund deiner Zuneigung zu mir dein Dharma auf. Aufgrund deiner Bindung an mich reagierst du auf diese Weise. Ich gehe um des Dharma willen in die Wildnis. Dharma schützt jene, die an Dharma festhalten. Ich werde ausschließlich dem Pfad des Dharma folgen.“ Es gibt keinen höheren Verhaltenskodex (Dharma) als die Wahrheit. Die Kraft des Dharma beruht auf der Grundlage der Wahrheit (satya). Wenn wir ein Haus oder ein Gebäude errichten wollen, müssen wir zuerst das Fundament legen. Wir errichten die Mauern auf dem Fundament, weil die Mauern nur aufgrund der Stütze des Fundaments stehen können. Die Grundlage ist nicht sichtbar, auch wenn die Mauern sichtbar sind. Ähnlich sind die Mauern des Dharma sichtbar, aber das Fundament der Wahrheit (satya) entzieht sich der Sicht. Satya und Dharma sind für die gesamte Welt das wichtigste. Rama setzte in seinem Leben ein Beispiel dafür, indem er der Anweisung seines Vaters folgte und Bindung aufgab.

Als Rama seine Mutter aufsuchte und ihr mitteilte, dass er in die Wildnis gehen würde, bestand sie darauf: „Auch ich werde mit dir gehen, denn ich kann ohne dich nicht leben.“ Da sagte Rama zu seiner Mutter: „Es ist die erste Pflicht der Ehefrau, ihrem Ehemann zu dienen.“ Sita sagte ebenfalls, sie wolle mit Rama in den Wald gehen. Rama gab ihr zur Antwort: „Das zu tun ist dir nicht möglich, denn das Leben im Wald ist sehr schwierig. Außerdem ist dort die Gefahr der wilden Tiere.“ Da brach Sita in Lachen aus und erwiderte: „Wenn du da bist um mich zu beschützen, welchen Schaden können die wilden Tiere mir dann zufügen? Du beschützt die ganze Welt; wie kann ich dann glauben, du wärest nicht fähig, deine eigene Frau zu beschützen? Du hast deine Mutter angewiesen, deinem Vater zu dienen; also kannst du mir nicht die Gelegenheit versagen, dir zu dienen, denn die Ehefrau ist wie der Schatten des Ehemannes. Mein Dharma besteht darin, dir zu dienen.“

In alten Zeiten folgten die Leute strikt dem Dharma, sogar im Angesicht von großen Schwierigkeiten und Problemen. Aber heutzutage gehorchen die Söhne ihren Eltern nicht, die Ehefrauen folgen nicht ihren Ehemännern und die Schüler respektieren nicht ihre Lehrer. Das Ramayana setzt hohe Ideale um aufzuzeigen, wie alle Individuen ihr Dharma gewissenhaft erfüllen sollten. Das Ramayana demonstriert, wie Harmonie in der Gesellschaft herrschen kann, auf der Grundlage eines Lebens, das mit göttlichen Empfindungen geführt wird. Göttlichkeit ist in jedem Menschen latent vorhanden. Er sollte sie offenkundig machen, indem er Gottes Namen rezitiert und Akte des selbstlosen Dienens durchführt.

Vālmīki verfasste das Ramayana, indem er Rama zu Beginn als eine ideale Person darstellte und gegen Ende des Epos als eine Inkarnation Gottes. Tulsidas beschrieb in seinem Werk Rama zu Beginn als Gott und sagte am Ende, Rama sei der edelste und höchste Mensch. Narayana ist nicht verschieden von einem idealen Menschen. Er ist Purushottama, das höchste Wesen. Rama verhielt sich wie ein Mensch, war aber innerlich voller Göttlichkeit. Sein Körper war ein Instrument, so wie euer Körper es ist. Weil ihr euch mit eurem Körper identifiziert, erkennt ihr eure Göttlichkeit nicht.

Bhagvan beendete seine Ansprache mit dem Bhajan „Om Sri Ram, Jai Ram, Jai Jai Ram“.

– Bhagavans göttliche Ansprache in Sai Sruthi, Kodaikanal, am 23. April 1996.

Quelle: Sanathana Sarathi July 2022

© Sri Sathya Sai Sadhana Trust Sadhana Trust – Publications Division, Prasanthi Nilayam

Wahrheit ist das Fundament des Lebens