Sanathana Sarathi 3/2022

(Fortsetzung aus der vorherigen Ausgabe)

Betrachtet jede Arbeit als Gotteswerk

Es gab einmal einen Wettstreit zwischen Brahmarishi Vasishtha und Rājarshi Vishvamitra.   Adishesha (die Schlange, auf der Vishnu laut Mythologie in der Weltennacht ruht, A.d.Ü.) wurde bei diesem Wettbewerb zum Schiedsrichter erkoren, denn er besaß Weisheit, Askese und höchstes Wissen. Adishesha konnte das Gewicht der gesamten Erde tragen, weil er eins mit dem Göttlichen war und herausragende Kräfte und Eigenschaften besaß. Er stimmte der Schiedsrichterrolle unter der Bedingung zu, dass jemand seinen Platz einnehmen sollte, um die Erde zu stützen. Vishvamitra versuchte, die Erde zu stützen, versagte aber dabei. Vasishtha hingegen konnte dank seiner Weisheit und Askese die Erde im Gleichgewicht halten. Nur ein Devotee und seine Hingabe, und nichts anderes, können die Bürde der Erde tragen.

Erreicht den höchsten Zustand der Hingabe

Hingabe ist der höchste Zustand, den der Mensch erreichen kann. Hingabe beseitigt alle Schwierigkeiten, löst alle geistigen Probleme und verleiht die Befreiung. Wer sich auf Gott besinnt wird zu Gott. Um diesen Zustand zu erreichen, müssen Gedanken, Worte und Taten eine Einheit bilden. Vasishtha führte sein Leben auf diese Weise, aber Vishvamitra konnte aufgrund seines Zornes diesen Zustand nicht erreichen. Hier sind eine Glühbirne und außerdem ein Draht. Der Strom fließt durch den Draht und bringt die Glühbirne zum Leuchten. Auf die gleiche Weise ist die göttliche Kraft in allen gegenwärtig. Der Mensch sollte erkennen, dass das Göttliche in allen anwesend ist. Aber weil die menschlichen Werte Wahrheit, rechtes Handeln, Friede, Liebe und Gewaltlosigkeit fehlen, ist der moderne Mensch nicht in der Lage, die Allgegenwart des Göttlichen zu erkennen.

Wenn ihr eine Girlande haben wollt, sollte es auch jemanden geben, der sie anfertigt. Ihr mögt alles Material wie Blumen, Nadel und Faden haben, aber es sollte jemanden geben, der sie herstellt. Auch wenn ihr Gold besitzt, braucht es einen Goldschmied, der Schmuck daraus macht. Ihr habt vielleicht eine Lampe, Öl und einen Docht, aber es sollte jemanden geben, der die Lampe anzündet. Ähnlich habt ihr den Körper mit all seinen Organen, aber es ist die göttliche Energie, die den Körper funktionieren lässt. So wie eine Glühbirne mit niedriger Wattzahl nur schwaches Licht erzeugt, so macht ein Mangel an spiritueller Kraft den Menschen schwach. Deshalb sollte der Mensch seine Liebe mehr und mehr ausdrücken, damit das innere göttliche Licht im Körper heller strahlt. Betrachtet jede Tätigkeit als Gottes Werk und entwickelt Liebe. Wenn die Liebe wächst wird auch der Glaube wachsen. Zweifel vermindert den Glauben. Heutzutage hat der Mensch keinen stetigen und unerschütterlichen Glauben, weil er von Zweifeln geplagt ist. Im Tank befindet sich Wasser in Fülle, aber ihr solltet den Hahn öffnen, um Wasser zu erhalten. So ist auch Gott ein „Tank“ voll endloser Liebe und Glückseligkeit, aber der Mensch kann diese nur erhalten, wenn er den „Hahn“ der Hingabe öffnet. Radha und die Gopikās empfanden tiefe und vollkommene Hingabe zu Krishna. Sie sprachen nur über Krishna und lauschten der lieblichen Musik von Krishnas Flöte, ohne ihre Energie mit weltlichen Bestrebungen zu verschwenden. Man könnte jetzt denken, es sei unmöglich, eine so vollkommene Hingabe wie Radha zu erreichen; aber es ist leicht, wenn man alles als Gottes Tun betrachtet.

Viele von euch sind aus verschiedenen Orten wie Madras (Chennai) und Prashanti Nilayam (hierher nach Kodaikanal) gekommen. Ihr seid mit verschiedenen Transportmitteln wie Flugzeug, Bahn, Auto oder Bus hierhergereist. So hat jeder von euch unterschiedlich lange gebraucht, je nach der Art des Transports. Wenn ihr in einem Personenzug reist, könnte es länger dauern, aber wenn ihr einen Schnellzug nehmt, könnt ihr eure Bestimmung in kürzerer Zeit erreichen. Ähnlich gibt es verschiedene Methoden um Gott zu erreichen, wie den Pfad der Hingabe (bhaktimārga), den Pfad der Weisheit (jnānamārga) oder den Pfad des Handelns (karmamārga), aber alle Wege führen zum selben Ziel. Der Pfad der Hingabe umfasst neun Formen, und zwar Zuhören (shravana), Singen (kīrtana), sich auf Gott besinnen (vishnusmarana), seinen Lotosfüßen dienen (padasevana), Gruß (vandana), Verehrung (arcana), Dienstbereitschaft (dāsya), Freundschaft (sneha), und Selbsthingabe (ātmanivedana). Wir laden unsere alten Freunde in unser Haus ein und erweisen ihnen unsere Gastfreundschaft. Aber euer ältester und engster Freund ist Gott. Tyagaraja betrachtete Gott als seinen ältesten und besten Freund. Alt ist Gold (old is gold). Entwickelt eine enge Freundschaft mit Gott. Weltliche Freundschaften sind vergänglich gleich vorbeiziehenden Wolken. Weltliche Freundschaft beruht auf eurem Status und eurer Macht. Aber Gott ist immer bei euch. Gott ist in euch, bei euch und überall um euch herum. Gott kommt und geht nicht. Er ist ewig.

Gott ist vollkommene Liebe. In dieser Welt seid ihr und die Welt vergänglich. Aber Wahrheit und Liebe sind dauerhaft. Wahrheit ist Gott. Folgt deshalb der Wahrheit. So wie seine zwei Schwingen es dem Vogel ermöglichen, große Höhen zu erreichen, so befähigen Liebe und Wahrheit euch, edle Höhen zu erreichen. Folgt also dem Weg der Wahrheit und Liebe. Das ist der beste Pfad, der es euch ermöglicht, die größten sublimen Höhen zu erreichen.

Alles ist Gott allein. Verbringt deshalb eure Zeit in großer Nähe zu Gott. Nehmt das Beispiel des Magneten und des Eisenspans. Wenn das Eisen in nahen Kontakt mit dem Magneten kommt, dann wird es eins mit dem Magneten. Auf ähnliche Weise wird der Kenner Brahmans zu Brahman. Ihr seid die Kinder der Unsterblichkeit. Ihr seid ewig und eure Verbindung mit Gott ist ewig. Der Körper ändert sich viele Leben hindurch, aber der Atman, der Geist (mind) und eure Taten bleiben von Leben zu Leben bestehen. So wie ein Buchhalter den täglichen Betrag zusammenrechnet und die Summe auf die nächste Seite überträgt, so geht auch der Geist in das nächste Leben über. Deshalb sollten wir den Geist unter Kontrolle bringen, indem wir zuerst die Sinne beherrschen. Geht in die Wahrheit ein und erfahrt die Einheit.

– Bhagavans Ansprache in Sai Sruthi, Kodaikanal, am 16. April 1996.

Wenn der Geist sich von den Sinnen abwendet und sich Buddhi, dem höheren Unterscheidungsvermögen, zuwendet, dann beginnt Glückseligkeit (ānanda) zu strömen und die Herrlichkeit des Atman wird offenbart. Buddhi fördert die innerliche Suche. Während die Sinnesorgane – Augen, Ohren, Zunge usw. – alle nach außen auf äußerliche Objekte gerichtet sind, besteht wahre spirituelle Disziplin (sādhana) darin, die Schau nach innen zu richten. Das ist tatsächlich so, als würde man gegen den Strom schwimmen.

Sri Sathya Sai Baba

Quelle: Sanathana Sarathi March 2022

© Sri Sathya Sai Sadhana Trust Sadhana Trust – Publications Division, Prasanthi Nilayam

Der Avatar spricht: Verschmelzt mit der Wahrheit und erfahrt die Einheit