Wann immer Maharaja Parikshit eine Region bereiste, begrüßten ihn die Herrscher und Könige dieser Gegend mit großer Freude und entsprechenden militärischen und zivilen Ehren. Sie erklärten, dass sie stets bereit seien, ihm treu zu dienen, gleichgültig, welche Art von Dienst er von ihnen verlangte. Parikshit entgegnete, dass er ihre Dienste nicht benötige und von ihnen nur erwarte, dass sie das Glück und den Wohlstand des Volkes, das ihnen anvertraut sei, förderten. Er riet ihnen, dem Schutz der Brahmanen und Frauen besondere Aufmerksamkeit zu widmen und sie vor Schaden zu bewahren. Er ermahnte sie, die Verehrung Gottes in ihrem gesamten Herrschaftsgebiet zu fördern.Das war alles, was er von den ihm tributpflichtigen Königen erwartete.
In einigen wichtigen Regionen seines Reiches unterhielten ihn die Menschen mit Volksliedern, die den Ruhm und die Taten seiner Vorfahren schilderten. Sie besangen die Vorzüge und Heldentaten der Pandava-Brüder. Die Lieder rühmten die Barmherzigkeit und Gnade, mit der Krishna die Pandavas überschüttete, und die Hingabe und den Glauben, mit denen die Pandavas Krishna zu jeder Zeit verehrten. Sie führten auch Volksschauspiele auf, in denen sie in die Rollen der Pandavas und Kauravas schlüpften, mit Krishna in ihrer Mitte, und die Geschichte, die Krishna, mit diesen Werkzeugen geplant hatte, darstellten.
Als Parikshit diese Lieder hörte und diese Stücke sah, rannen ihm die Tränen über die Wangen, obwohl er sich bemühte, seine Gefühle zu beherrschen. Die Sänger und Geschichtenerzähler, die Schauspieler und Bühnenleute – sie alle entdeckten, dass ihr Kaiser nur Interesse an Theaterstücken und Liedern mit diesen Themen hatte. Also konzentrierten sie bei ihrer Suche nach Material ihre Aufmerksamkeit auf die dynastische Geschichte von Parikshit und die überwältigende Gnade, mit der Krishna sie auf Schritt und Tritt gerettet hatte. Der Kaiser hörte ehrfürchtig und voll Hingabe zu, seine Dankbarkeit zeigte sich auch auf andere Weise. Er war über alle Maßen glücklich und ließ sich von seinen Ministern und Ältesten bestätigen, dass die Erzählungen ganz und gar der Wahrheit entsprachen. Daraufhin wuchsen sein Glaube und seine Hingabe, und er suchte diese Gelegenheiten noch öfter und genoss sie noch mehr. Er behandelte die Darsteller und Musiker mit großer Zuneigung und ehrte sie mit üppigen Preisen.
Als sich die Nachricht verbreitete, dass Parikshit gerne Lieder über seine Vorfahren und Krishna hörte, versammelten sich diejenigen, die noch persönliche Erfahrungen hatten, um ihn, wohin er auch ging. Sie wollten selbst gerne einen Herrscher sehen, der so voller Hingabe war. Eines Tages, als er von Mathura zurückkehrte, war unter denen, die am Wegesrand standen, um das kaiserliche Auge zu erhaschen, ein alter Brahmane. Dem Maharaja entging er nicht. Er ging auf ihn zu und erkundigte sich liebevoll nach seinem Wohlergehen. Der Brahmane sagte: „Maharaja! Vor Jahren, als Euer Großvater Dharmaraja in der göttlichen Gegenwart Krishnas das Pferdeopfer durchführte, war ich als Oberpriester mit der Durchführung der Riten betraut. Bei dieser Gelegenheit näherte sich Krishna mir und erkundigte sich liebevoll nach meinem Wohlergehen, mit so viel Zuneigung, wie Ihr sie mir jetzt entgegenbringt. Eure Worte bringen jene Worte wieder in mein Gedächtnis zurück.“ Der Rest der Worte des Brahmanen wurde von seinen Schluchzern und Tränen erstickt. Daraufhin rief Parikshit aus: „Oh, wie glücklich du dich schätzen kannst! Vom Herrn in der Opferhalle (yajnashala) angesprochen zu werden!“ Er nahm das Tuch ab, das er um die Schultern trug, legte es gefaltet auf den Boden und bat den alten Mann, sich bequem darauf niederzulassen und ihm mehr über seine Erlebnisse mit dem Herrn in der Yajnashala und an anderen Orten zu erzählen.
Der alte Mann sagte leise: „Es zerreißt mir das Herz, wenn ich an den Fehler denke, den ich an jenem Tag begangen habe“, und weinte. Der Maharaja erkundigte sich: „Meister! Was für ein Fehler? Wenn Ihr wollt, würde ich gerne mehr darüber wissen.“ Er ergriff beide Hände des alten Mannes, drückte sie fest und bat ihn, es ihm zu offenbaren.
Der Brahmane antwortete: „An jenem Tag zogen wir alle, die wir für das Yajna in den heiligen Orden der Priester eingeweiht worden waren, die uns geschenkten heiligen Kleider an und betraten die geweihte Halle. Dann goss Krishna, der Herr, der auf einer goldenen Bank vor einem goldenen Teller saß, Wasser aus einem goldenen Gefäß auf – nein, ich kann nicht weiter erzählen – mir fehlen die Worte.“ Der alte Mann weinte und schluchzte und konnte mit seiner Erzählung nicht fortfahren.
Dieser plötzliche Abbruch der Geschichte an einem kritischen Punkt steigerte nur noch die Neugier des Kaisers. Er bat: „Was ist geschehen, Meister! Erzählt es mir bitte.“ Der Brahmane nahm all seinen Mut zusammen und antwortete. „Oh König. Was soll ich sagen? Wir Opferpriester wurden gebeten, unsere Füße auf diesen goldenen Teller zu stellen, und der Herr wusch die Füße eines jeden von uns. Dann trocknete er die Füße mit dem Tuch auf seiner Schulter ab und sprengte das Wasser von unseren Füßen über sein Haupt. Da ich der Oberpriester war, befragte er mich über alle Einzelheiten der Rituale. Schließlich gewährte er uns am Tag des Abschlussopfers im Opferfeuer eine Vision seiner selbst mit Muschel, Diskus, Streitkolben und Lotos in seinen göttlichen Händen, und diese Vision befreite uns alle für immer von jeglicher Bindung. Jetzt, da der barmherzige Herr nicht mehr unter uns weilt, ist die Begegnung mit Euch so, als ob ein armer Kerl, der in der sengenden Sonne der Wüste am Verdursten ist, ein paar Tropfen erfrischendes Wasser bekommen würde.“
Der Brahmane beendete seine Erzählung und legte Parikshit einige Körner geweihten Reises auf den Kopf, die er in eine Ecke seines Dhoti geknotet hatte. Parikshit nahm den Segen an und rief aus: „Meister! Ich bin in der Tat vom Glück gesegnet. Obwohl ich Krishna nicht persönlich sehen konnte, habe ich heute das Glück, den Füßen zu begegnen, die er verehrte“, und mit diesen Worten fiel er dem alten Brahmanen zu Füßen. Er rief die Minister zu sich und wies sie an, den Brahmanen in eine Sänfte zu setzen und ihn nach Hause bringen zu lassen. Außerdem beschenkte er ihn reichlich mit wertvollen Schätzen.
Quelle: Sanathana Sarathi March 2022
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