Sanathana Sarathi 2/2022

Die Pandavas gingen mit starrem Blick geradeaus weiter und warteten auf den Augenblick, da ihr Körper vor lauter Erschöpfung zusammenbrechen würde und der Tod ihre irdische Laufbahn beendete. Ihre Herzen waren erfüllt von Gefühlen, die sich um Krishna, seine Spiele und Streiche, seine Gnade und Herrlichkeit drehten. Für andere Gefühle oder Gedanken hatten sie keinen Platz. Draupadi, ihre Königin, schleppte sich noch eine beträchtliche Strecke weiter, aber sie wurde bald zu schwach, um weiterzugehen. Ihre Gatten kehrten auch auf ihre Bitte nicht um und sie erkannte, klug und treu ergeben wie sie war, dass sie sich auf ein schreckliches, kompromissloses Gelübde eingelassen hatten. Ihr wurde klar, dass sich das Band, das sie so lange an sie gebunden hatte, gelockert hatte und sie ihrem Ende entgegengehen musste. Ohnmächtig fiel sie zu Boden und hauchte ihr Leben aus, während ihr Geist auf Krishna gerichtet blieb.

Auch die Pandavas schritten in strenger Disziplin voran und fanden ihr Ende, jeder zu seiner Zeit und an dem Ort, der ihm bestimmt war. Der Körper wurde zu Staub, aber die Seele verschmolz mit Krishna. Sie erlangten Unsterblichkeit, indem sie sich in der unsterblichen Essenz Krishnas verloren.

Vom Thron des kaiserlichen Bharata aus regierte Parikshit sein Reich gemäß den Grundsätzen von Gerechtigkeit und Moral, sorgte liebevoll für seine Untertanen und bewahrte sie mit elterlicher Fürsorge und Zuneigung vor Schaden. Was auch immer die Aufgabe sein mochte, die er in Angriff nahm, Parikshit tat keinen Schritt, ohne an Krishna und seine Großväter zu denken und sie um Erfolg zu bitten. Er betete morgens und abends zu ihnen, sie mögen ihn auf den richtigen Pfad der Tugend führen. Er hatte das Gefühl, er sei das Herz seines Volkes und sie seien sein Körper.

In seinem ganzen Reich zögerte selbst der Wind, einen Gegenstand zu verrücken, aus Angst, des Diebstahls bezichtigt zu werden. Es gab nicht die geringste Furcht vor Dieben. Es gab auch keine Spur von Ungerechtigkeit, Unmoral oder Böswilligkeit und das Königreich erlangte dadurch großen Ruhm. Schon beim geringsten Anzeichen eines Übels reagierte Parikshit mit schrecklicher Bestrafung und leitete vorbeugende Maßnahmen ein, die es entschieden verhinderten. Da Dharma auf diese Weise mit Liebe und Ehrfurcht gepflegt wurde, war sogar die Natur gnädig. Der Regen kam zur rechten Zeit, die Ernten wuchsen hoch und reich. Die Kornkammern füllten sich, die Menschen waren zufrieden, glücklich und furchtlos.

Da nun Parikshit auf dem Thron saß und mit großer Sorgfalt über das Reich herrschte, berieten sich die Minister und die spirituellen Meister, die die Dynastie leiteten, und kamen zu dem Schluss, dass sie dem König nahe legen sollten, dass er in den Grihastha-Stand (Haushälter) eintreten und heiraten sollte. Sie schlugen ihm dies vor und als er einverstanden war, baten sie seinen Onkel mütterlicherseits, Uttara aus der königlichen Familie Virata, um die Hand seiner Tochter. Die Brahmanen, die sie zu Uttara schickten, kehrten mit der frohen Nachricht zurück, dass dieser einverstanden war. Die Priester legten einen günstigen Tag und eine günstige Stunde fest, und die Hochzeit von Parikshit und Iravati, der Tochter von Uttara, wurde mit großer Pracht gefeiert.

Königin Iravati war eine Sadhvimani, ein Juwel unter den tugendhaften Frauen. Ihre Liebe zur Wahrheit war unerschütterlich und sie war ihrem Ehemann treu ergeben. Wann immer sie hörte, dass jemand im Reich in Not war, war sie sehr betrübt, als ob sie selbst von dem Unglück betroffen wäre. Sie traf sich mit den Frauen der Hauptstadt, um ihre Bestrebungen und Erfolge zu erfahren. Sie machte ihnen Mut und spendete ihnen Trost und förderte die Tugendhaftigkeit unter ihnen durch Lehre und Vorbild. Sie gründete Einrichtungen zur Förderung und zum Schutz des guten Charakters. Sie erlaubte Frauen jeden Standes, sich ihr zu nähern, denn sie hatte keinen falschen Stolz. Sie behandelte alle mit Ehrfurcht und war ein Engel der Tapferkeit und der Nächstenliebe. Alle priesen sie als die Göttin Annapurna (die Spenderin von Nahrung) in menschlicher Gestalt.

Während der Herrschaft dieses Königs und seiner Königin lebten Männer und Frauen in Frieden und Glück, unbeschwert von Mangel. Parikshit ließ auch viele vedische Opfer und Rituale für das Wohlergehen der Menschheit durchführen und sorgte dafür, dass Gott in seinen vielfältigen Formen und mit seinen vielfältigen Namen in Tempeln und Häusern verehrt wurde. Durch diese und andere Mittel wurden der Glaube an Gott und die Liebe zu den Menschen in den Herzen seiner Untertanen eingepflanzt. Er förderte Maßnahmen zur Sicherung von Frieden und Harmonie unter den Weisen und Heiligen, die als Einsiedler in der Waldeinsamkeit lebten. Auch beschützte er sie an ihren stillen Rückzugsorten vor Mensch und Tier. Er forderte sie auf, sich selbst zu erforschen und die Gesetze der Selbstbeherrschung zu erkennen und überwachte persönlich die Maßnahmen, die ergriffen wurden, um ihre Sicherheit und ihren Frieden zu gewährleisten.

So herrschten Parikshit und Iravati über ihr Reich wie Ishvara und Parvati, die mit elterlicher Liebe und Fürsorge über das Universum herrschen. Bald verbreitete sich unter den Frauen die Nachricht, dass die Königin Mutterfreuden entgegensah und dies wurde bestätigt. Sowohl zu Hause als auch in öffentlichen Tempeln beteten die Untertanen zu Gott, dass er die Königin mit einem Sohn segnen möge, der mit allen Tugenden sowie Charakterstärke ausgestattet, ein standhafter und unbeirrbarer Anhänger des Dharma sein möge und die volle Spanne der Jahre leben werde. In jenen Zeiten liebten die Untertanen den König so sehr, dass sie auf ihre eigenen Freuden verzichteten, um ihm zu gefallen. Auch der König liebte sie und hütete sie wie seinen Augapfel.

Parikshit sah und hörte die Begeisterung der Untertanen über die verheißungsvolle Aussicht auf die Ankunft eines Kindes, das die Dynastie fortsetzen würde. Als er erkannte, wie sehr sein Volk an ihm hing, vergoss er Tränen der Freude und war sicher, dass er diese Zuneigung seinen Großvätern und Krishnas Gnade verdankte.

Parikshit wich nicht von seinem Entschluss ab, den besten Interessen seines Volkes zu dienen. Seine eigenen Vorlieben und Abneigungen gab er für diese große Aufgabe auf und betrachtete seine Untertanen als seine eigenen Kinder. Das Band, das den König und sein Volk in einer so engen und liebevollen Beziehung zusammenhielt, war in der Tat von hohem, heiligem Rang. Deshalb pflegte sein Volk zu sagen, dass es sein Reich dem Himmel vorziehen würde.

An einem gesegneten Tag brachte die Königin einen Sohn zur Welt, und das ganze Land war von unaussprechlicher Freude erfüllt. Weise, Gelehrte und Staatsmänner schickten dem König Segenswünsche und verkündeten, dass ein neues Licht im Staat aufgegangen sei. Astrologen zogen ihre Bücher zu Rate und berechneten die Zukunft des Kindes. Sie verkündeten, dass es den Ruhm der Dynastie erhöhen, dem Namen seines Vaters zu neuem Ansehen verhelfen und die Achtung und Liebe seines Volkes gewinnen werde.

Parikshit lud den Lehrer der Familie in den Palast ein und beriet sich auch mit den Brahmanenpriestern, um einen Tag für die Zeremonie der Namensgebung festzulegen. Dementsprechend erhielt das Kind während eines festlichen Rituals den Namen Janamejaya. Den anwesenden Brahmanen wurden auf Vorschlag von Kripacarya, dem Rangältesten unter den Brahmanen-Ratgebern des Königs, kostbare Geschenke gemacht. Kühe mit goldenen Ornamenten an Hörnern und Hufen wurden in großer Zahl verschenkt und alle wurden tagelang üppig bewirtet. Als Dharmaraja zu seiner letzten Reise aufbrach, hatte er den kleinen Jungen auf dem Thron Kripacarya anvertraut, und als wahrer Treuhänder beriet und schulte Kripa ihn in der Staatskunst. Als Parikshit heranwuchs, zeigte diese Abhängigkeit immer reichere Früchte, der König wich selten von seinem Rat ab. Vielmehr suchte er ihn stets und befolgte ihn mit ehrfürchtigem Vertrauen. Daher beteten die Weisen und Einsiedler des Königreichs für seine Gesundheit und sein langes Leben und priesen das Volk glücklich, dessen Herrscher sich so um sein Wohlergehen sorgte.

Parikshit war das Oberhaupt der Könige auf Erden, denn er besaß den Segen der Großen, den Rat der Weisen und die Gnade Gottes. Nach seinem langen Eroberungsfeldzug schlug er sein Lager am Ufer des Ganges auf und feierte als Zeichen seines Sieges drei Pferdeopfer mit allen vorgeschriebenen Ritualen. Sein Ruhm verbreitete sich nicht nur in ganz Indien, sondern auch weit über dessen Grenzen hinaus. Er wurde von allen Seiten als das große Juwel der königlichen Familie der Bharata gefeiert. Es gab keinen Staat, der sich nicht unter sein Joch beugte. Es gab keinen Herrscher, der seine Befehle missachtete. Er hatte es nicht nötig, an der Spitze seiner Armee zu marschieren, um irgendein Volk oder einen Herrscher zu unterwerfen. Alle waren nur allzu bereit, ihm zu huldigen. Er war der Herr aller Länder und aller Völker.

Der Geist der Bosheit und des Lasters, der als Kali bekannt ist, hatte sich bereits mit dem Ende der Krishna-Ära eingeschlichen und hob sein giftiges Haupt immer wieder, aber Parikshit war wachsam. Er ergriff Maßnahmen, um seine Listen und Machenschaften zu vereiteln. Er suchte die Spuren seiner Großväter in seinem ganzen Reich, in den Reformen, die sie eingeführt hatten, und den Institutionen, die sie gegründet hatten. Wann immer sich die Gelegenheit bot, erinnerte er sein Volk an seine Würde und seine Bestrebungen und erzählte ihnen von Krishna, seiner Gnade und Barmherzigkeit. Beim Erzählen der Geschichte vergoss er Tränen der Freude und Dankbarkeit. Er bedauerte tief, dass er nicht das Glück hatte, die Pandavas und Krishna an seiner Seite zu haben.

Er wusste, dass Kali in sein Reich eingedrungen war und sich bemühte, den Geist der Menschen in seinen Bann zu ziehen. Wenn er erfuhr, dass der Geist Kalis am Werk war, untersuchte er die Bedingungen, die seine Ausbreitung begünstigten, und unter aktiver Mitwirkung seiner Lehrer und Ältesten erließ er besondere Gesetze, um den Tendenzen, die Kali verursachte, entgegenzuwirken. Als die Ältesten ihn darauf hinwiesen, dass solche Vorsichtsmaßnahmen nur dann getroffen werden müssten, wenn die Schlechtigkeit als Verbrechen in Erscheinung trete, schloss sich Parikshit dieser Meinung nicht an. Er war für Wachsamkeit und wollte seinem Volk als Vorbild vorangehen. Yatha Raja Tatha Praja (wie der König, so die Untertanen) lautet das Sprichwort, sagte er. Er erklärte, dass Kali oder das Böse nur durch die Unfähigkeit des Herrschers, den Verlust des Selbstvertrauens des Volkes und den Rückgang des Verdienstes der Gnade herrschen kann.

Diese drei Faktoren fördern die Pläne von Kali. Ohne sie kann der Mensch Kalis List nicht zum Opfer fallen. Parikshit war sich dessen bewusst, ging in seinem Königreich umher und versuchte Tag und Nacht, Kali aus seinen Schlupfwinkeln zu vertreiben. Das heißt, er versuchte, der Ungerechtigkeit, der Gewalt, dem schlechten Charakter, der Unwahrheit und der Gewalt keinen Raum zu geben; seine vorbeugenden Pläne erwiesen sich als wirksam. In seinem Königreich herrschte so viel Ruhe, dass er erfolgreiche Züge in weit entfernte Regionen wie Bhadrasva, Ketumala, Uttarakuru und Kimpurusha unternehmen konnte.

Quelle: Sanathana Sarathi February 2022

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Bhagavata Vahini, Kapitel 15 – Die Herrschaft von Kaiser Parikshit