Sri Sathya Sai Baba

Sanathana Sarathi 2/2022

Alle Kräfte befinden sich im Menschen

Der Mensch muss zwei Arten des Wissens erlangen: Das erste ist das weltliche oder materielle Wissen, das ihn befähigt zu lesen und zu schreiben, seine täglichen Pflichten zu erfüllen, seinen Lebensunterhalt zu verdienen und sein Leben in der Welt zu führen, indem er seine Sinne und geistigen Fähigkeiten einsetzt. Aber das ist nur gewöhnliches Wissen.

Verbindet spirituelles Wissen mit Askese

Das wahre Wissen ist das spirituelle Wissen, Atmavidyā; es ermöglicht dem Menschen, über die Sinne und den Verstand hinauszugehen, sich die edlen Eigenschaften der Askese und Losgelöstheit einzuprägen, Weisheit zu entwickeln und wahren Frieden und wahres Glück zu erlangen. Das Wissen, das für die Bedürfnisse des Körpers und der Sinne sorgt, kann dem Menschen keinen wahren Frieden und kein wahres Glück einbringen. Der Körper ist dem Menschen gegeben, damit er selbstlose und gute Handlungen durchführt. Tatsächlich muss man nicht hochgebildet sein, um seinen Körper für heilige Handlungen einzusetzen. Das spirituelle Wissen hilft dem Menschen, ein edles und erhabenes Leben zu führen, es muss jedoch mit Askese verbunden werden. Die Verbindung zwischen spirituellem Wissen und Askese ist wie die zwischen positivem und negativem Pol.

Also braucht der Mensch weltliches wie auch spirituelles Wissen, um ein erfülltes und sinnvolles Leben zu führen. Es ist der innere feinstoffliche Körper, der den äußeren physischen Körper behütet.  Was ist unter Askese zu verstehen? Askese bedeutet nicht, einsam im Wald zu leben, Atemübungen (Pranayama) durchzuführen und zu fasten. Das ist für den modernen Menschen nicht geeignet. Die alten Weisen hatten einen starken Körper und konnten von Früchten und Knollen leben, aber der Körper des modernen Menschen ist schwach. Seine Angewohnheiten sind alle falsch und deshalb erkennt er seine göttliche Kraft nicht. Askese reinigt die inneren Sinne, die verschieden von den äußeren Organen sind, wie Geist und inneres Bewusstsein (citta). Citta rekapituliert, erinnert, fragt und hinterfragt. Tatsächlich ist der Mensch ein Bündel aus Gedanken und Gegengedanken.

Buddhi ist ein anderer Bestandteil des Geistes. Buddhi, oder der Intellekt des Menschen, besitzt die Kraft der Unterscheidung. Auch das Ego des Menschen entwickelt sich aus diesem Intellekt und wird stärker. Jeder bezeichnet sich als „Ich“, was für das Ego steht. Die inneren Instrumente (antahkarana) des Menschen umfassen den Geist (mind), den Intellekt, die Inhalte des Geistes und das Ego. Askese reinigt den Intellekt.

Entwickelt ein Gleichgewicht zwischen Körper und Geist

Wahre Askese besteht darin, schlechte Gedanken, schlechte Handlungen und schlechte Gewohnheiten zu vermeiden, die Eintracht von Gedanken, Worten und Taten zu entwickeln und geistige Reinheit zu besitzen. Dafür muss man seine Essgewohnheiten verbessern. Das unnatürliche, künstliche Essen, welches wir heutzutage zu uns nehmen, verursacht Unbeständigkeit in der Meditation und beeinträchtigt unsere spirituellen Praktiken. Reinheit der Nahrung ist für den spirituellen Sucher äußerst notwendig. Wenn ihr Idli und Sambar zubereiten wollt, solltet ihr dafür frisches Gemüse, saubere Linsen, Tamarinde und Gewürze haben. Auch das Gefäß, in dem das Essen zubereitet wird, sollte rein sein. Wenn das Kochgefäß nicht beschichtet ist, könnte das Essen giftig werden. Die Person, die das Essen zubereitet, sollte nicht nur ein Experte in der Kochkunst sein, sondern auch positive Gedanken haben.

Der menschliche Körper ist die Widerspiegelung des Göttlichen

Der menschliche Körper ist wie der Tempel Gottes, der den göttlichen Atman umhüllt. Der Körper kann lange in einer Position verharren, aber wenn man rennen will, muss man sich ziemlich anstrengen. Der Geist hingegen bewegt sich sehr schnell; es erfordert eine große Anstrengung, ihn stetig und ruhig zu halten. Der spirituelle Sucher muss ein Gleichgewicht zwischen Körper und Geist entwickeln. Deshalb ist es notwendig, den Geist stabil zu machen und den Körper durch körperliche Aktivität zu stärken. Der Mensch ist ein Speicher unendlicher Kraft. Der menschliche Körper ist wie ein kraftvoller Magnet, voll mit göttlicher Anziehungskraft. Der Geist ist wie ein Radio oder Fernseher, der auf viele verschiedene Kanäle eingestellt werden kann. Tatsächlich befinden sich alle göttlichen Kräfte in der Natur im menschlichen Körper, der eine Widerspiegelung des Göttlichen ist. Aber heutzutage verschwendet der Mensch einen Großteil seiner göttlichen Kraft durch Reden und das Hören vieler unreiner Dinge, was zu geistiger Unruhe führt und ihn emotional aus dem Gleichgewicht bringt. Außerdem verschwendet der Mensch seine kostbare Zeit, indem er über alles mögliche Unnötige redet und dem zuhört. Schlechtes Gerede führt zu schlechten Gedanken und versetzt die Sinne in Aufruhr. Das ist nicht nur schädlich für die Person, die solch schlimme Praktiken ausübt, sondern beeinträchtigt all jene, mit denen er in Kontakt kommt. Wie könnt ihr euch vor den unreinen und unheiligen Dingen in der Welt retten? Beteiligt euch nicht an schlechtem Gerede, hört keinem schlechten Gerede zu und begeht keine schlechten Handlungen. Haltet euch von diesen schlechten Praktiken fern, indem ihr weniger redet und von schlechter Gesellschaft wegrennt. Nur dann könnt ihr göttliche Glückseligkeit erfahren.

Der Weise Vasishtha war der Familienpriester von König Dasharatha. Dasharatha fragte ihn einmal, warum er die Position eines Familienpriesters angenommen habe, obwohl er doch ein Brahmarishi ist und große spirituelle Höhen erreicht hat. Vasishtha besaß die göttliche Schau und sagte zu Dasharatha: „O König, ich bin nicht für eine weltliche Position oder aus Statusgründen hierhergekommen. Ich habe alles und brauche nichts. Ich bin deshalb dein Familienpriester geworden, weil Gott bald in deinem Haus geboren wird, und ich werde die Gelegenheit haben, ihn zu sehen (Darshan), ihn zu berühren (sparshana) und mit ihm zu sprechen (sambhāsana).“ Weil der Weise Vasishtha eine Quelle göttlichen Wissens und Weisheit war, erkannte jeder ihn als Brahmarishi an (jemand, der den Zustand von Brahman erreicht hat). Er besaß auch den Reichtum der Askese. Auch der Weise Vishvamitra besaß den Reichtum der Askese und Weisheit, er wurde aber Rājarshi, königlicher Weiser genannt, und nicht Brahmarishi wie Vasishtha. Der Grund lag darin, dass Vishvamitra aufgrund der wiederholten Schwankungen seines Geistes und seiner Gefühle seine göttliche Kraft verlor und seine Kraft oftmals wiederaufladen musste. Vishvamitra hatte den Wunsch, ebenfalls ein Brahmarishi wie Vasishtha zu werden.

Fortsetzung folgt…

– Bhagavans göttliche Ansprache am 16. April 1996 in Sai Sruthi, Kodaikanal.

SÄT DEN SAMEN DER WAHRHEIT IN EUER HERZ

Wie kann man Frieden erlangen? Wenn man den Samen der Wahrheit in das Herz sät und den Glauben tief verwurzelt, mit dem Wasser des Chantens des Namens Gottes, erblüht der Frieden und bringt die Frucht der Befreiung hervor. Deshalb sollte jeder Mensch die Saat der Wahrheit in sein Herz säen. Je tiefer die Wurzel des Glaubens geht, desto stärker wird der Baum des Lebens sein. Ihr müsst dem Baum durch Bhajan und Daiva Chintana (Singen der Herrlichkeit Gottes) Wasser für sein gedeiendes Wachstum geben. Nur dann wird die Blume von Santhi (Frieden) erblühen, und daraus wird die Frucht der Befreiung erlangt werden.

– Bhagavan Sri Sathya Sai Baba

Quelle: Sanathana Sarathi February 2022

© Sri Sathya Sai Sadhana Trust Sadhana Trust – Publications Division, Prasanthi Nilayam

Verschmelzt mit der Wahrheit und erfahrt die Einheit