Sanathana Sarathi 06 2022

Erlangt Unsterblichkeit durch Opferbereitschaft

In der Kindheit geht man völlig im Spiel mit Freunden auf, im mittleren Alter ist man mit Geldverdienen beschäftigt und im Alter trauert man um all die Dinge, die man im Leben verpasst hat. Weil der Mensch von weltlichen Dingen überrollt wird, denkt er sein ganzes Leben lang nicht an Gott.

Das Göttliche wohnt der Natur inne

Was ist Leben? Um wessen willen leben wir? Wenn ein jeder auf diese Weise nachforscht, werden die meisten nicht fähig sein eine Antwort zu finden. Manche Leute sagen, sie leben um ihrer selbst willen. Aber wenn die Umstände sich ändern handeln auch sie anders. Angenommen jemand ist gerade beim Essen und erhält plötzlich die Nachricht, dass sein Sohn einen Unfall hatte, dann verliert derjenige womöglich seinen Appetit und eilt zum Krankenhaus, um seinen Sohn zu sehen. Wenn im Dorf ein Problem ist läuft der gleiche Mensch los um anderen zu helfen, weil er ein Teil der Dorfgemeinschaft ist. Der Mensch kann nicht alleine leben. Er braucht eine Familie und eine Gemeinschaft, denn sein Wohlergehen hängt vom Wohlergehen der Familie und Gesellschaft ab. Also ist der Mensch ein Mitglied der Familie, und die Familie ist ein Glied der Gesellschaft. Ebenso ist die Gesellschaft ein Glied der Natur und die Natur ist ein Bestandteil des Göttlichen. Aber der Mensch hat heutzutage vergessen, dass das Göttliche der Natur innewohnt. Aus diesem Grund ist er in Sorge und Furcht gefangen und seine Gedanken sind unheilig geworden.

Woher kommen die Gedanken und was ist ihre Grundlage? Die Basis von Gedanken ist die Natur, und die Natur ist Gottes Manifestation. Da Gott den höchsten Willen verkörpert, kommen alle Gedanken von Gott. Aber der Mensch meint, er sei von der Natur getrennt, und entfernt sich von Gott. Wenn man das kosmische Empfinden der Einheit mit der Natur entwickelt, kann man in Glückseligkeit leben. Manche Devotees verwenden den Begriff „Göttlicher Meister“ (divine master), wenn sie von Gott oder dem wahren Lehrer (sadguru) sprechen. Auf ähnliche Weise verwenden die Leute die Begriffe headmaster (Schulleiter), stationmaster (Bahnhofsvorsteher) oder postmaster (Postmeister). Wenn wir „göttlicher Meister“ sagen folgt daraus, dass das Göttliche vom Meister getrennt ist, so wie der Bahnhof (station) verschieden vom Bahnhofsvorsteher (stationmaster) ist. Also entsteht, wenn wir „Göttlicher Meister“ sagen, ein Widerspruch, denn das Göttliche ist nicht vom Meister getrennt. Das Göttliche ist das Göttliche. Also ist die Verwendung des Wortes Meister überflüssig. Der Mensch sollte diese Wahrheit verstehen.

Drei Schritte zur Weisheit

Es gibt drei Schritte, die der Mensch unternehmen muss, um Verständnis und Weisheit zu entwickeln. Es sind: Zuhören (shravana), Rekapitulation (manana) und Kontemplation (nididhyāsa). Diese drei Schritte müssen wir gehen, um aus den Diskursen der edlen Seelen und dem Studium der Schriften Nutzen zu beziehen. Welchen Sinn haben all das Zuhören und Studieren, wenn wir nirgendwo ankommen und unzufrieden und enttäuscht bleiben? Ehe wir das, was wir studieren und hören, nicht in die Tat umsetzen, können wir unsere Wirklichkeit nicht verstehen und unsere Göttlichkeit nicht erkennen. Das ist der Grund, warum wir dem endlosen Zyklus von Geburt und Tod ausgesetzt sind. Der Mensch führt spirituelle Übungen wie Meditation und die Rezitation des Gottesnamen durch – aber ohne Reinheit ist das Durchführen spiritueller Übungen nutzlos. Adishankara sagte, der Stolz auf Jugend, Reichtum und Wissen wird zwangsläufig verschwinden. Der Mensch kann nur durch Opfergeist und Entsagung Unsterblichkeit erlangen. Was ist es, das wir in unserem Leben opfern müssen? Zuallererst müssen wir unsere schlechten Gewohnheiten aufgeben. Wenn wir nicht einmal fähig sind unsere Gewohnheiten wie Kaffee, Tee, Rauchen und Schnupftabak aufzugeben, wie können wir dann unser Ego opfern, um das Göttliche zu erlangen? Der Mensch ist heutzutage von seinem Leben enttäuscht, weil er die Gefühle von ich und mein nicht aufgibt. Er sollte geistige Reinheit erlangen, indem er sich moralische Werte einprägt. Wenn er weltliche Gedanken aufgibt und göttliche Gedanken entwickelt, kann er moralische Werte entwickeln, und nur dann kann er auf dem Pfad der Spiritualität vorankommen.  Er sollte sich von der tierischen auf die menschliche und von der menschlichen auf die göttliche Ebene erheben. Aber leider bewegen sich die meisten Menschen keinen Zentimeter in diese Richtung.

Lebt in unmittelbarer Nähe zu Gott

Der Sinn des menschlichen Lebens besteht darin, das Göttliche, das dem Menschen innewohnt, zu erkennen. Was ist die menschliche Natur? Es ist das menschliche Leben gepaart mit der Göttlichkeit.  Das Zuckerrohr hat eine harte Schale, ist aber innen mit süßem Saft gefüllt. Auf dieselbe Weise befindet sich das Göttliche im menschlichen Körper. Gott selbst kommt in menschlicher Gestalt auf die Erde herab, um der Menschheit zu zeigen, dass der Mensch im Wesentlichen göttlich ist. Noch nicht einmal dann erkennt der Mensch seine Göttlichkeit. Der Mensch versucht, sein Glück in weltlichen Dingen zu finden, aber in der vergänglichen Welt ist kein Glück. Dauerhaftes Glück ist nur in der Einheit mit Gott und nirgendwo sonst zu finden. Das menschliche Leben ist ein kostbares Geschenk an den Menschen, aber er verschwendet es in weltlichen Bestrebungen. Nutzt euer kostbares menschliches Leben auf beste Weise, indem ihr in unmittelbarer Nähe zu Gott lebt. Der törichte Mensch stirbt an Durst, auch wenn der Ganges nahebei fließt. Der Mensch sollte als Erstes verstehen, dass das Göttliche seinen Körper von Kopf bis Fuß durchdringt. Der Mensch versucht Gott zu verstehen. Aber wie kann er Gott verstehen, wenn er nicht einmal die Welt verstehen kann? Er sollte erkennen, dass sein Körper, sein Geist, sein Intellekt und seine Sinne alle göttlich sind. Aber aufgrund seiner Unwissenheit vergisst der Mensch diese Wahrheit. Er kann nicht zwischen Wahrheit und Unwahrheit unterscheiden. Die gesamte Schöpfung ist aus der Wahrheit hervorgegangen und wird wieder in die Wahrheit zurückkehren. Diese makellose Wahrheit durchdringt alles. So wie die Wasserblase aus dem Wasser hervorgeht und wieder in das Wasser eingeht, so ist der Mensch aus Gott hervorgegangen und wird wieder zu Gott zurückkehren. Dieses Wasser ist Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit (sat-cit-ānanda). Das ist das Wesen Gottes. Folgt nicht dem Körper, folgt nicht den Gedanken und Gefühlen (mind), die wie die Wasserblasen sind. Folgt nur der Quelle, die Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit ist. Das ist die atmische Liebe. Bemüht euch, die Natur der atmischen Liebe zu erkennen und zu begreifen. Jede Aktivität des Menschen sollte dem Zweck dienen, Sat-cit-ānanda zu erkennen, was das Ziel und der Sinn des Lebens ist.

Verschwendet euer Leben nicht mit sinnlosen Gedanken und Handlungen. Das menschliche Leben ist höchst heilig und wertvoll. Übergebt es dem Göttlichen. Was ist der wahre Diamant? Der wahre Diamant ist „die-mind“, die Auflösung des Geistes (mind). Der Mensch sollte erforschen, warum er geboren wurde und wie er sein Leben führen sollte. Er ist nicht geboren, um für sich selbst und seine Familie zu leben. Er sollte auch für die Gesellschaft leben. Nur dann wird sein Leben göttlich werden. Er sollte erkennen, dass Wahrheit, Rechtschaffenheit, Frieden, Liebe und Gewaltlosigkeit die Hauptprinzipien eines göttlichen Lebens sind. Nur dann kann er göttliche Glückseligkeit erfahren.

Bhagavan beendete seine Ansprache mit dem Bhajan „Satyam Jnanam Anantam Brahma…“.

– Bhagavans göttliche Ansprache in Sai Sruthi, Kodaikanal, am 22. April 1996.

Quelle: Sanathana Sarathi June 2022

© Sri Sathya Sai Sadhana Trust Sadhana Trust – Publications Division, Prasanthi Nilayam

Übung ohne Reinheit ist nutzlos – der Avatar spricht