Sanathana Sarathi 9/2021 Sri Sathya Sai, Ganeshas Geburtstag (Vināyakacaturthī), 1. September 2000.

Wenn man Geld verliert, ist das kein Grund zur Sorge, denn man kann es wieder verdienen.

Wenn man einen Freund verliert, kann man einen anderen Freund finden.

Wenn man seine Ehefrau verliert, kann man wieder heiraten.

Wenn man sein Grundstück verliert, kann man ein anderes kaufen.

All dies kann man zurückgewinnen;

Aber wenn man seinen Körper verliert, kann man ihn nicht wiedererlangen.

Alles in dieser materiellen, vergänglichen Welt kommt und geht. Der Reichtum, den man erworben hat, die Freunde, die man gefunden hat, alle werden einen zwangsläufig eines Tages verlassen. So wird man zwangsläufig auch den Körper verlieren, und man kann ihn, ist er einmal verloren, nicht zurückbekommen. Der Mensch sollte diese Wahrheit erkennen und sein Leben heiligen, indem er menschliche Werte entwickelt, solange er einen Körper hat.

Das Leben in der Welt ist vergänglich.

Das Gleiche gilt für Jugend und Reichtum.

Auch Frau und Kinder sind nicht dauerhaft.

Nur Rechtschaffenheit und ein guter Ruf sind von Dauer.

Ganapati ist Meister der Ganas(Gottheiten) und Sadgunas (Tugenden)

Verkörperungen der Liebe!

Der Mensch sollte an Wahrheit und Rechtschaffenheit festhalten, denn diese folgen ihm in jedem Leben und in allen Welten nach. Die Essenz aller heiligen Epen (Purāna), Veden und Upanischaden ist folgende: Sprich die Wahrheit, handle rechtschaffen (satyam vada, dharmam cara). Aber heutzutage ignoriert der Mensch diese Zwillingsprinzipien derWahrheit und Rechtschaffenheit und vergisst dabei seine eigene göttliche Natur. Es ist unmöglich, das Göttliche zu erfahren, ohne menschliche Werte zu kultivieren. Nachdem man als Mensch in diese Weltgeboren wurde, liegt die vorrangige Aufgabe darin, menschliche Werte zu kultivieren. Ansonsten wird das Leben sinnlos. Was ist der Sinn des menschlichen Lebens? Besteht der Zweck nur darin, zu essen, zu schlafen und die gleichen Vergnügen wie Vögel und Tiere zu genießen? Nein. Der Mensch ist dazu geboren, für alle Welt ein Vorbild zu sein. „Man sollte sich mithilfe des eigenen Selbst auf eine höhere Ebene erheben“,sagt die Gita. Der Mensch sollte sein Leben heiligen und außerdem seinen Mitmenschen helfen, indem er für ihre Befreiung tätig ist. Das ist das spirituelle Wissen, das Ganapati vermittelt. Der Name Ganapati hat viele innere Bedeutungen. Ganapati ist der Meister aller Gottheiten (gana) und Tugenden (sadguna). Ga steht für den Intellekt (buddhi) und na für Weisheit (jnāna). Ganapati ist also der Meister von Buddhi und Vijnāna. Er ist der Herr der Himmelswelt (suraloka). Ganapati hat keinen Meister über sich. Als Meister von allen lehrt er die Eigenschaften, die ein Anführer haben sollte.Ganapati wird nicht erstin jüngster Zeit verehrt und gepriesen, sondern schon seit vedischen Zeiten. Bereits im Rigveda und der Taittirīya-Upanishadwird Ganapati erwähnt. Also ist die Verehrung Ganapatis nichts Neues; sie wurzelt in der uralten Vergangenheit.

Man sollte dem inneren (nivritti) Pfad folgen

Das Göttliche strahlt in jedem Menschen und weist ihm den rechten Weg. Aber der Mensch ruiniert sein Leben, weil er den Impulsen der inneren Göttlichkeit keine Beachtung schenkt. In seinem Streben nach körperlichen,kurzlebigenBefriedigungen vernachlässigt er seine Menschlichkeit und findet deshalb keinen Frieden. Weltliche Bildung und weltliche Kräfte und Macht sind nicht das Ziel, das der Mensch in seinem Leben erreichen sollte. Sie gehören alle zum äußerlichen (pravritti) Weg. Alles was mit dem äußerlichen Weg zu tun hat ist vergänglich. Man sollte dem Weg nach innen folgen, Glückseligkeit dabeierfahren und sie mit anderen teilen. Nichts in dieser Welt ist dauerhaft.

Der Körper besteht aus den fünf Elementen und muss früher oder später vergehen,

aber der innere Bewohner des Körpers wird weder geboren noch stirbt er.

Der innere Bewohner kenntkeinerlei Anhaftung,er ist der ewige Zeuge.

Wahrhaft gesprochen ist der Bewohner der Atman,tatsächlich Gott selbst.

Aber der Mensch verschwendet seine Zeit, weil er den Körper für dauerhaft hält und den inneren Bewohner ignoriert. Zeit ist die kostbarste Gabe Gottes, aber der Mensch erkennt nicht ihren Wert. Er verschwendet drei Viertel seiner Zeit mitsinnlosen Aktivitäten. Wie kann so jemand sein Leben heiligen und erlösen? Um den Körper (kāya) zu heiligen, muss man rechten Gebrauch von der Zeit (kāla) machen. Die Upanischaden, die Veden und die Puranas haben der Menschlichkeit höchsten Stellenwert eingeräumt. Der Mensch studiert die Veden, Upanischaden und Puranas, aber ist es ihm gelungen, den Wertihrer Lehren zu erkennen und sie zu praktizieren? Das bloße Studium heiliger Texte ist sinnlos, wenn ihre Lehren nicht in die Tat umgesetzt werden.

Friede und Glückseligkeit liegen in euch

An diesem Festtag, Vināyakacaturthī,ist es Sitte, köstliche Speisen zuzubereiten, die ohne Öl gedämpft und dann Vinayaka angeboten werden. Diese Opfergaben sind einzigartig und speziell. Sesamsamen, Reismehl und Rohrzucker werden vermischt, zu Kugeln geformt, gedämpft und dann Vinayaka geopfert. Ihr solltet die Absicht hinter solchen Opfergaben erforschen. Diese gedämpften Speisen (modak) sind gut für die Augen und hilfreich für Leute, die an Asthma und Eosinophilie leiden. Diese Opfergaben sind dazu gedacht, die Gesundheit des Menschen zu verbessern und ihm Glück zu bringen. Man sollte sie nicht für bloße rituelle Sitten halten. Alles was mit Gott verbunden ist hat eine heilige innere Bedeutung. Der Mensch ist unfähig diese Wahrheit zu verstehen und betrachtet alles aus weltlicher Sicht.

Der Mensch besitzt sowohl tierische als auch göttliche Eigenschaften. Die tierischen Aspekte haben ihren Ursprung im Kopf. Weltliche Bildung und Intelligenz stehen mit dem Kopf in Verbindung. Die Wissenschaftler nutzen ihre Intelligenz um Dinge zu studieren, die mit der Welt zu tun haben.Das ist der äußerliche (pravritti) Weg. Tugenden wie Liebe, Mitgefühl und Toleranz gehören zum inneren (nivritti) Weg und gehen aus dem Herzen hervor. Heutzutage will der Mensch intelligent sein, nicht aber tugendhaft. Krishna verkündete: Besinne dich ständig auf mich, denn die Welt ist vergänglich und voller Leid. Gebt den äußerlichen Weg auf und schlagt den inneren Weg ein,nur so könnt ihr Erlösung finden. Heutzutage sieht man,wie die Älteren den Kindern Dinge beibringen, die den äußerlichen Weg betreffen, nicht aber den inneren. Jeder, vom kleinen Kind bis zum altersschwachen Greis, ist nur am Weltlichen interessiert. Aber gibt esirgendjemanden, der im Leben auf dem weltlichen Weg Frieden gefunden hätte? Wie kann man Frieden finden? Wo ist Friede? Mit der Atombombe in der Handhaltendie Leute Vorträge über den Frieden. Solche Leute könnenvielleicht den Mond erreichen, aber sie werden niemals Frieden und Glück erlangen. Es ist nicht notwendig, in der äußeren Welt nach Frieden zu suchen. In der äußeren Welt findet ihr nur Friedlosigkeit und Unruhe. Friede liegt in euch selbst. Er ist eure Form. Versucht, ihn aus eurem Inneren heraus zu manifestieren.

Alle sind Funken des Göttlichen

Verkörperungen der Liebe!

Es gibt keine größere Kraft als die Liebe. Ihr könnt Frieden erlangen, indem ihr Liebe kultiviert. Friede ist euer Geburtsrecht. Weltlicher Friede ist überhaupt kein Friede. Allein der innere Friede ist rein, makellos, ewig und unvergänglich. Ganapati ist es, der diesen inneren Frieden verleiht. Wie kann man Frieden erlangen, wenn man seine Zeit nicht richtig nutzt? Die wichtigste Pflicht des Menschen besteht darin, die Zeit auf heilige Weise zu nutzen. Der Mensch verschwendet heutzutage viel Zeit mit sinnlosem Geschwätz und übler Nachrede. Das atmische Prinzip in euch existiert genauso in den Leuten, die ihr als außenstehend betrachtet. Begreift, dass alle Funken des Göttlichen sind. Die gesamte Welt ist von Gott durchdrungen. Der Körper ist ein Tempel und Gott ist sein Bewohner. Es ist keine lobenswerte Praxis, jemanden den ihr mögt zu bevorzugen. Gebt solcher Parteilichkeit keinen Raum. Behandelt jeden gleich. Erkennt, dass die Göttlichkeit eine allein ist. Der eine Atman ist in allen Lebewesen anwesend. Wenn ihr diese Wahrheit erst einmal versteht, werdet ihr ein friedliches und glückliches Leben führen.

Heute haben Devotees aus Bangalore 750 Ganapati-Idole zur Verehrung hierhergebracht, weil in diesem Jahrdas 75. Lebensjahr von Swamis Körper beginnt. Ob man nun 750 oder 700 Millionen Statuen herbeibringt –Ganapati ist einer allein. Wenn das Herz nicht rein ist, ist dieVerehrung von Ganapati-Statuen, egal in welcher Anzahl, sinnlos. Es genügt, wenn ihr eine Ganapati-Statue mit dem Empfinden der Einheit verehrt. Welchen Sinn hat es, Verehrungsrituale zu vollziehen und Gelübde abzulegen? Diese Rituale sind dazu gedacht, Herzensreinheit zu entfalten. Gute Taten bringen geistige Reinheit. All die neun Pfade der Hingabe: Zuhören (shravana), Singen (kīrtana), Besinnung auf Gott (vishnusmarana), Dienst zu seinen Lotosfüßen (padasevana), rituelle Verneigung(vandana), Anbetung (arcana), Dienstbereitschaft (dasya), Freundschaft (sneha) und Selbsthingabe (ātmanivedana) sind dazu gedacht, das Herz rein zu machen. Süßigkeiten wie Mysore Pak, Gulab Jamun, Burfi usw. haben verschiedene Namen und Formen, aber der Zucker in ihnen ist ein und derselbe. Ebenso ist das Liebesprinzip der Strom, der allen Wegen der Hingabe zugrundeliegt. Verbringt deshalb euer Leben in Liebe und beendet euer Leben in Liebe. Das ist wahre spirituelle Disziplin. Ihr seid nicht von Gott verschieden.

Bevor man mit einem Werk beginnt, sollte man sich vor dem Werk(Karma) verneigen. Bevor ein Fahrer seinen Sitz einnimmt, verneigt er sich vor dem Lenkrad. Eine Tänzerin verneigt sich vor ihren Fußreifen, ehe sie diese anlegt und mit ihrer Tanzvorführung beginnt. Bevor ein Gelehrter die Bhagavadgitaliest, erweist er dem Buch seine Verehrung. Die Handlung zu verehren dient dem Zweck, dass sie gute Ergebnisse bringt. Das sind die Lehren der alten überlieferten Kultur. Ihr solltet die Handlung und ihre Früchte Gott darbringen, ehe ihr sie durchführt. Wir sehen, wie ein ungebildeter Lastwagenfahrer seiner Tätigkeit Verehrung erweist, nicht aber ein Wissenschaftler, der doch so viel weiß. Das Ego ist die Hauptursache dafür.So ein Wissenschaftler hält sich für sehr klug, in Wirklichkeit ist er aber sehr unwissend. So wie unser Schatten uns nachfolgt, folgt Unwissenheit jemandem nach, der voll Ego ist. Das menschliche Leben ist eine Kombination aus Weisheit und Unwissenheit. Es ist ein großer Fehler sich selbst für weise zu halten. Unwissenheit folgt euch gleich eurem Schatten in allem was ihr tut. Um euch von dieser Unwissenheit zu befreien, solltet ihr die gesamte Welt als Gottes Manifestation betrachten. Vishnu durchdringt das gesamte Universum. Es gibt in dieser Welt nichts, was nicht göttlich wäre. Von diesem Wissen ausgehend sang Tyagaraja: „Oh Rama, du bist in allen gegenwärtig, von der Ameise bis zu Brahma.“ Wie kann man einen so allgegenwärtigen Gott vergessen?

Verkörperungen der Liebe!

Die Leute singen Bhajans, ohne deren Bedeutung zu verstehen. Statt ihre Aufmerksamkeit auf Gott auszurichten, kümmern sie sich zu sehr um Melodie und Rhythmus. Melodie und Takt sind zweifellos beim Bhajansingen ebenfalls wesentlich. Aber habt ihr euer Herz erst einmal mit göttlicher Liebe gefüllt, dann werden Melodie und Rhythmus von selbst stimmig werden. Wenn ihr euch zu sehr auf Melodie und Rhythmus konzentriert, könnt ihr nicht an Gott denken.

So wie eine Eisenkugel,die ins Feuer geworfen wird, mit dem Feuer verschmilzt, so sollte euer Geist eins mit Gott werden. So wie Wasser, einmal mit Milch vermischt, nicht mehr von ihr gesondert werden kann, sollte euer Geist sich mit Gott vereinen. Denkt nicht, ihr wäret von Gott getrennt. Wer dieses Einheitsprinzip erkennt ist ein wahrer Mensch. Beschränkt eure Verehrung Gottes nicht nur auf Festtage. Jeder einzelne Moment sollte in der Besinnung auf Gott verbracht werden. Ihr denkt jetzt vielleicht: „Wenn jeder Augenblick in der Besinnung auf Gott verbracht wird, wie können wir dann unsere Arbeit verrichten?“ Unterscheidet nicht zwischen eurer Arbeit und Gottes Arbeit. Eure Arbeit ist Gottes Werk, denn ihr seid Gott. Es ist ein Irrtum zu glauben, alles was ihr in der Gebetshalle tut, sei Gottes Werk, und was ihr außerhalb tut sei euer Werk. Hegt nicht solche trennenden Gefühle. Nehmt wahr, dass euer Herz Gottes Altar ist und richtet eure Schau nach innen. Wer diese Wahrheit versteht und entsprechend handelt ist ein wahrer Mensch.

Quelle: Sanathana Sarathi September 2021

© Sri Sathya Sai Sadhana Trust – Publications Division, Prasanthi Nilayam

Bhagavans Ansprache an Ganeshas Geburtstag: Ganapati verleiht Unterscheidungsvermögen (buddhi) und Erfolg (siddhi)