Bhagavans Botschaft an Krishnas Geburtstag
„Wachst in Liebe, meditiert über die Verkörperung der Liebe, die Krishna genannt wird. Solange euer Herz nicht beim Schrei der Verzweiflung, beim Anblick vonquälenden Schmerzen und beim Stöhnen der Hungrigenschmilzt und erweicht, solange der Quell der Liebe im Herzen durch das Lametta des Stolzes blockiert ist, solange wird Krishna nicht die Flöte an eurem Ohr spielen. Ihr mögt ein Meister im Dienst an Krishna sein, aber ohne den Schlüssel der Liebe könnt ihr keinen Zutritt zu Goloka erhalten, wo er residiert!“, sagte Bhagavan in seiner Ansprache an Krishnas Geburtstag in Prashanti Nilayam am 13. August 1971.
Erweitert eure Schau mit Liebe
Bharat ist das heilige Land, das die Göttlichkeit des Menschen erkannte und die Methoden, durch die er diese Göttlichkeit zurückgewinnen kann. Es ist das Land, das einen stetigen Strom an Heiligen und Weisen gehabt hat, die den Menschen an seine große Rolle als Pilger hin zu Gott erinnern. Aber es ist sehr schade, dass die Menschen zuließen, dass diese Lehren verfallen und die Praktiken verschwinden. Herzen, die mit der honiggleichen Weisheit gefüllt waren, sind zu Giftkelchen geworden. Hass hat diese Herzen verhärtet, Gier hat sie verbittert und Hochmut hat sie verunreinigt. Der Mensch muss sich wieder einmal der Quelle der Freude in sich bewusst werden, damit er glücklich sein kann und nicht durch Angst und Sorge verstört wird. Die menschlichen Ideale sind so sehr verfallen, dass die Menschen unfähig geworden sind, die Schönheit, Weisheit und Macht der Avatare zu schätzen. Sie sehnen sich nicht nach der intuitiven Erfahrung der Glorie und Majestät, deren Bestandteil sie selber sind. Sie verlieren sich nicht im Strom der Freude, der aus der Kontemplation der grenzenlosen, anfangslosen Kraft, die Gott ist, fließt. Dieser Tag an dem ihr Krishnas Geburtstag feiert wird am besten genutzt, indem ihr euer Leben erneut dem Erreichen dieser Freude widmet.
Die vier Stadien der Reise des Menschen hin zu Gott
Das Wort Krishna hat drei verschiedene Bedeutungen. Eine Wurzel des Namens ist „karsh“; es bedeutet, „das, was an sich zieht“. Krishna zieht durch seinen spielerischen Zeitvertreib, seine wunderbaren Siege über die Kräfte des Bösen, seine bezaubernden Unterhaltungen, seine Weisheit und seine persönliche Schönheit die Herzen an sich. Das Wort ist auch mit der Wurzel „krish“ verbunden, was „kultivieren“ bedeutet, beispielsweise ein Feld um dort Getreide anzubauen. Gemeint ist er, der das „Unkraut“ aus den Herzen der Menschen entfernt und die Samen des Glaubens, des Mutes und der Freude sät. „Krish“ bedeutet auch etwas, das über und jenseits der drei Attribute und drei Zeitperioden steht, und na bedeutet Sat-cit-ānanda, Sein, Bewusstsein, Glückseligkeit. Die göttlichen Spiele (līlā) und die Herrlichkeit (mahiman) Krishnas, durch die er die Liebe der Menschheit auf sich zieht, kultivieren im Herzen seiner Devotees die Ernte der Freude und machen ihnen bewusst, dass er Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit ist. All diese sind im Bhagavatam beschrieben.
Dr. Balasubrahmanyam sagte: „Wenn ihr Swamis Anweisungen folgt, kommt das dem Praktizieren der Bhagavadgita gleich.“ Arun Kumar Dutt sagte: „Ihr seid alle gesegnet, weil ihr viele Manifestationen von Swamis Macht gesehen habt.“ Aber die Kräfte werden manifestiert, weil es so zu geschehen hat, nicht um Errungenschaften zur Schau zu stellen oder um Anhänger zu gewinnen. Sie manifestieren sich, wenn es notwendig ist, durch die Anwendung von Willenskraft, so natürlich und spontan wie jede andere körperliche Handlung. Ich bin die Wahrheit der Wahrheit, ich führe zur Wahrheit, ich manifestiere Wahrheit und wenn Menschen die Wahrheit erkennen, dann erkennen sie mich.
Er ist Süße (raso vai sah). Also kann das Universum, das seine Schöpfung ist, nur süß sein für jene, die es als seine Kreation erkennen. Die Schöpfung muss genutzt werden, um euch Gottes Herrlichkeit und Kraft aufzuzeigen, damit ihr Ihn sucht und erreicht. Es gibt vier Stadien auf der Reise hin zu diesem Ziel, jede wird als Loka bezeichnet, eine Region die man erreicht. Das erste Stadium ist Avidyāloka, die Region der Unwissenheit und Täuschung, die euer Ausgangspunkt ist; die Abfolge von Schmerz und Leid, die sie euch zufügt, ist euer Antrieb. Das zweite Stadium ist Vidyāloka, die Region des Wissens. Von hier dringt ihr in die Schicht der Weisheit (vijnānamayakosha) ein und seid fähig, zwischen wahr und falsch, dem Kern und der Umhüllung, zu unterscheiden. Das dritte Stadium ist Anandaloka, die Region der Glückseligkeit, wo ihr einen Blick auf die weise Quelle der Kraft und des Friedens erhascht und in Glückseligkeit eintaucht. Und schließlich kommt Goloka, wo Gopala herrscht und wo alle Individuen (go, die Funken des Göttlichen) Wellen des Meeres der Liebe sind, eins in Ekstase und Erleuchtung!
Krishna war die Verkörperung der Liebe!
Die meisten Leute sind dem Tempel nahe aber weit von Gott entfernt, denn in der Verrenkung der Glieder oder in den Emotionen, Impulsen und Aktivitäten beim Gottesdienst findet sich keine Aufrichtigkeit. Ihr sagt: „Krishnaparnam“ (ich übergebe mich Krishna), aber in Wirklichkeit ist der Geist dem Verlangen (trishnā) hingegeben; oder die Hingabe gilt Ehefrau oder Kindern. Selten nur ist es Hingabe an Krishna. Gott ist zu allen Zeiten überall. Er vollbringt alles. Er vollbringt die nebensächliche Handlung, die menschliche Gestalt anzunehmen und inmitten der Menschen als einer von ihnen aufzuwachsen, um sie auf den Pfad der Wahrheit zu bringen. Er gibt dem Menschen die Gelegenheit, seine Süße zu kosten und seine Herrlichkeit zu erleben. Er handelt, obwohl er in keiner Weise dazu gezwungen ist, damit der Mensch dazu gebracht wird, ähnlich zu handeln.
Der Weise Vyasa kam zufällig vorbei, als Krishna die Pferde von Arjunas Streitwagen in den Wassern der Yamuna wusch. Vyasa vergoss eine Träne als er über die Pflicht nachsann, die der Herr sich selbst auferlegt hatte, um den Menschen auf den rechten Weg zu führen. Krishna spielte die Rolle von Arjunas Diener, damit der Mensch erkennt, wie man dienen sollte und dadurch zur Meisterschaft aufsteigt! Krishna war sogar der Diener der Kühe und Kälber! Als Krishna noch ein kleiner Junge war, schlug seine Mutter vor, Schuhe für seine winzigen Füße anzufertigen zu lassen um zu verhindern, dass der harte, dornige Boden der Weidefläche seine Lotosfüße verletze. Krishna wollte davon nichts wissen. Er antwortete: „Ich folge täglich den Kühen und Kälbern auf die fernen Weiden um sie zu hüten; ich bin ihr Diener. Wie kann der Diener vor seinen Meistern Schuhe tragen, wenn sie selber nicht behuft sind?“
Krishnas Atem war Liebe und sein Verhalten Mitgefühl
Das Vieh war aufgrund dieser innigen Beziehung sehr loyal und liebevoll mit Krishna. Als Kamsa Krishna nach Mathura einlud und der Botschafter von Mathura, Akrura, ihn in seinem Wagen in diese Stadt brachte, vergossen auch die Kühe und die verspielten Kälber aufgrund der Trennung Tränen. Die Tiere hatten eine solch aufrichtige Sehnsucht (trishnā) nach Krishna! Nur der Mensch ist vom Weg abgekommen und begibt sich in die Wildnis von Übeln, die von Ego geprägt sind. Jedes andere Tier geht weiterhin den ihm vorgeschriebenen Pfad. Gott nimmt menschliche Gestalt an, um den Menschen mit Dankbarkeit und Freude zu füllen; der Mensch erblickt Gottes Macht, Weisheit und Schönheit – Satyam, Shivam, Sundaram – und diese Sicht erweckt in ihm einen quälenden Durst nach dieser Wahrheit, Güte, Schönheit.
Krishna behandelte die Welt wie eine Sitar (ein Saiteninstrument) und zog an den Saiten ihrer Herzen, um die Melodie der Kameradschaft, des Heldentums, der Liebe, der Zuneigung, des Mitgefühls und der Überzeugung hervorzurufen. Aber von all diesen Qualitäten waren Liebe und Mitgefühl das ihm eigene Charakteristikum. Sein Atem war Liebe! Sein Verhalten Mitgefühl! Verehrt ihn, legt eine Girlande aus Tränen um seinen Nacken; wascht seine Füße mit Tränen, die aus der Kontemplation seiner Liebe aufsteigen! Diese Verehrung selbst wird euch mit der Weisheit versehen, die die Weisen suchen, und mit der Glückseligkeit, deren Herrlichkeit in den Büchern beschrieben ist.
Wachst in Liebe, meditiert über die Verkörperung der Liebe, die Krishna genannt wird. Solange euer Herz nicht beim Schrei der Verzweiflung, beim Anblick vonquälenden Schmerzen und beim Stöhnen der Hungrigen schmilzt und erweicht, solange der Quell der Liebe im Herzen durch das Lametta des Stolzes blockiert ist, solange wird Krishna nicht die Flöte an eurem Ohr spielen. Ihr mögt ein Meister im Dienst an Krishna sein, aber ohne den Schlüssel der Liebe könnt ihr keinen Zutritt zu Goloka erhalten, wo er residiert! Ihr mögt viele Jahre lang in Prashanti Nilayam sein und behaupten, bei Swami und ihm nahe zu sein; aber ohne Liebe zu kultivieren, die sich im Dienen ausdrückt, könnt ihr mich nicht erkennen.
Die Kraft der Liebe kann die Welt binden
Ihr feiert die Geburtstage von Krishna, Rama und Sai; aber sie werden nicht geboren und sie altern nicht. Sie scheinen zu erscheinen und zu verschwinden, so wie die Sonne auf- und unterzugehen scheint, weil ihr euch bewegt und rotiert; sie sind stetig und immer gegenwärtig. Sie erwecken diesen Anschein, damit ihr das Unbegrenzte erkennen könnt und in dieser Ekstase das Begrenzte vergesst, an das ihr gebunden seid. Gebt euch nicht damit zufrieden, bloß Bilder und Fotos zu verehren und Hymnen oder Loblieder zu lesen oder zu rezitieren. Bewegt euch auf die höhere Ebene der Seva-Aktivitäten und dann auf die höchste Ebene der Glückseligkeit (ānanda), die Goloka ist!
Erkennt eure Wirklichkeit und die Wirklichkeit aller Wesen, wie sie euch offenbart wird; im selben Augenblick werdet ihr Radha, und da Radha Krishna und Krishna Radha ist, erreicht ihr das Krishnaprinzip (tattva) und verschmelzt darin. Wer immer Krishna ununterbrochen verehrt, ohne irgendeinen anderen Gedanken oder ein anderes Gefühl das ihn stören könnte, ist Radha. Schaut mit den Augen der Liebe, hört mit den Ohren der Liebe, wirkt mit den Händen der Liebe, denkt Gedanken der Liebe, fühlt Liebe in jedem Nerv. Der Gott der Liebe, Krishna, wird auf einer Welle der Liebe zu euch kommen und euer Herz mit sich selbst füllen!
– Aus Bhagavans Ansprache in Prashanti Nilayam am 13. August 1971
Quelle: Sanathana Sarathi August 2021
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