Sanathana Sarathi 7/2021. Sri Sathya Sai, Sai Kulwanth Hall, 30. Juli 1996

Die Sterne sind Brahman, die Sonne ist Brahman.

Der Mond ist Brahman und ebenso das Wasser.

Der Himmel ist Brahman, Vaikuntha ist Brahman.

Die Mutter ist Brahman, der Vater ist Brahman.

Aller Reichtum ist Brahman, die Liebe ist Brahman.

Die Lebewesen sind Brahman, das Individuum ist Brahman.

Der Schöpfer ist Brahman, der Erhalter ist Brahman, der Zerstörer ist Brahman.

Die Hausfrau ist Brahman, Karma ist Brahman, der Körper ist Brahman.

Die Schöpfung (prakriti)ist Brahman, die Lebenskraft (prāna) ist Brahman.

Alles ist Brahman.

Diese Versammlung ist Brahman.

Sai, der diese Wahrheit verkündet, ist ebenfalls Brahman.

Entwickelt das Gefühl spiritueller Einheit

Verkörperungen des Brahman!

Wenn ein Same in die Erde gesät wird, sprießt er, wächst zu einem Schössling und im Laufe der Zeit zu einem riesigen Baum heran. An diesem Baum befinden sich Äste, Blätter, Blüten und Früchte. Sie sehen alleverschieden aus und außerdem wird jeder Bestandteil des Baumes für einen gesondertenZweck benutzt. Aber sie alle sind nur verschiedene Formen der Erde, aus der sie hervorgegangen sind.

Wenn ein Mensch aus der Entfernung ein Seil erblickt, aber den Verdacht hegt, es könne sich um eine Schlange handeln, entwickelt er Furcht. Dann taucht vielleichtin Kürze jemand auf,der ihm versichert, es sei nicht eine Schlange, sondern ein Seil. Sobald der Mensch erkennt, dass es keine Schlange sondern nur ein Seilist, verschwindet seine Angst. Aber in allen Phasen die er durchlief,war das Seil immer nur ein Seil gewesen.

Genauso hält der unwissende Mensch die sichtbare Welt irrtümlicherweise solange für die Schöpfung, bis ein Weiser ihm offenbart, dass das, was er als Schöpfung wahrnahm, in Wirklichkeit Brahman ist. Alles was man im gesamten Universum erblickt ist eine Manifestation von Brahman. Manche Leute hegen den Zweifel: „Wo ist Brahman und was sind wir unbedeutende Menschen? Wie können wir auf einer Ebene mit dem allumfassenden Brahman sein?“ Diese Denkweise ist nicht korrekt. Ihr seid dieses allmächtige, alles durchdringende Brahman. Weil ihr eine weltliche Sichtweise habt, könnt ihr die Realität nicht erkennen. Ihr sondert euch vom Göttlichen ab. Alles was ihr seht ist Brahman. Gott für verschieden von euch zu halten und nach ihm zu suchen ist Verblendung. Aber es ist für den Menschen nicht einfach, diese Wahrheit zu erkennen.

Betrachtet das Meer. Seine endlose Abfolge von Wellen und der Schaum auf diesen Wellen scheinen voneinander verschieden zu sein, aber in Wahrheit sind sie ein und dasselbe. Das Wasser in den Wellen und im Schaum kommt aus demselben Meer und besitzt dieselben Eigenschaften wie das Meer. Genauso gehen aus dem unendlichenMeer von Sein, Bewusstsein und Glückseligkeit unzähligeLebewesen gleich nicht endenden Wellen hervor. Während das Göttliche im Zustand von Wahrheit-Weisheit-Unendlichkeit (satyam jnānam anantam) ist, befindet sich der Mensch im Zustand von Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit (sat-cit-ānanda).

Lasst eure Sichtweise von Liebe erfüllt sein

Verkörperungen des göttlichen Atman!

Wenn ihr eure Sichtweisemit Liebe erfüllt, wird euch die gesamte Schöpfung als göttlich erscheinen. Euch erscheint der Kosmos als eine Manifestation der Vielfalt und Verschiedenheit, aber in Wirklichkeit gibt es keine Vielfalt. Niemand unternimmt irgendeine Anstrengung die Einheit zu entdecken, die der Verschiedenheit zugrundeliegt. In jedem Menschen befinden sich beide, Göttlichkeit wie auch Illusion (māyā). Wie kann man das verstehen? Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit repräsentieren das Göttliche im Menschen. Die Namen und Formen die der Mensch wahrnimmt sind ein Ausdruck des Prinzips der Täuschung und Illusion (māyā).

Der Wind ist die Ursache für die Wellen; auf dem Meer von Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit lässt der Wind der Illusion unzählige Lebewesen entstehen. Deshalb sind die Individuen, die aus dem Meer von Sein, Bewusstsein und Glückseligkeit hervorgehen, Manifestationen des Göttlichen. Das Göttliche ist überall. Aber der Mensch fällt aufgrund seiner Ignoranzzahllosen Schwierigkeiten zum Opfer. Hier ist ein Beispiel:

Der heutige Tag wird Gurupurnima genannt. Das ist in Wirklichkeit nicht die richtige Beschreibung. Dieser Tag wurde so genannt, weil manche Gurus eine Gelegenheit haben wollten, Geschenke von ihren Schülern zu erhalten. Der richtige Name dieses Tages lautet Vyasapurnima. Vyasa wurde an diesem Vollmondtag geboren. An diesem Tag hatte erdie Klassifizierung der Veden und das Verfassen der 18 Puranas beendet. Im Laufe der Zeit wurde Vyasapurnima Gurupurnima genannt.

Die Dreieinigkeit und die drei Grundeigenschaften

Die wahre Bedeutung des Begriffes Guru ist „der die Dunkelheit der Unwissenheit vertreibt“. Eine weitere Bedeutung lautet „der jenseits vonEigenschaften und Formen ist, das ist das höchste Selbst (Brahman).“ Da sich dieses Selbstin euch befindet– wo bestehtdann die Notwendigkeit, jemanden zu suchen, der euch  belehrt? Ein Lehrer, der andere unterrichtet, hatte selber einen Lehrer. Der Eine,der keinen Guru über sich hat, ist der wahre Guru. Der Sanskritvers, der den Guru als Brahma, Vishnu und Maheshvara und als Parabrahman rühmt, wird falsch interpretiert. Die richtige Deutung besteht darin, Brahma, Vishnu und Maheshvara als den Guru zu betrachten. Die drei Grundeigenschaften (guna) sind eine Manifestation dieser drei: Brahma ist Rajas (Aktivität, Leidenschaft), Vishnu ist SattvaLicht, Reinheit) und Shiva ist Tamas (Dunkelheit, Schwere). Der gesamte Kosmos besteht aus diesen drei Grundeigenschaften. Diese drei befinden sich auch im Menschen. Die Dreieinigkeit befindet sich in Gestalt der drei Grundeigenschaften in jedem menschlichen Herzen.

Also seid ihr euer eigener Guru. Ihr braucht nicht irgendwo anders zu suchen. Die heutigen so genannten Gurus wollen euch am Gurupurnimatag einMantra geben und dafür eine Entlohnung als Gurudakshinā(rituelles Geschenk) erhalten. Das Mantra wird ins Ohr geflüstert und die Hand nach einer Spende ausgestreckt. So geschieht es heute. Das ist nicht das wahre Kennzeichen eines Gurus. Ihr seid euer eigener Guru. Alle Kraft befindet sich in euch selbst. Das wird im Gayatrimantra aufgezeigt.

Ihr müsst euch ständig eurer inneren Göttlichkeit bewusst sein, die auch in jedem anderen gegenwärtig ist. Wenn ihr jemandem helft oder ihn speist, solltet ihr empfinden, dass das Göttliche in euch das Göttliche im anderen speist.

Erkennt Gott als euren Lehrer an

Verkörperungen des göttlichen Atman!

Weil ihr euch getrennt fühlt schlagt ihr falsche Wege ein. In Wahrheit seid ihr ein Bestandteil der Gesellschaft (samashti). Diese Gesellschaft ist ein Teil der Schöpfung (srishti). Der Schöpfer (parameshti) transzendiert beide. Als  Verkörperung des Göttlichen seid ihrall diese drei. Ihr müsst von der Vereinzelung zur Erkenntnis des Göttlichen fortschreiten.

Alle sind Manifestationen des Göttlichen. Ihr fragt euch vielleicht, ob ihr jemals Swamis Kraft erlangen könnt. Folgt mir nach und ihr werdet diese Kraft mit Gewissheit erlangen. Diese Kraft liegt in euch verborgen, aber ihr seid euch ihrer nicht bewusst. Ihr wollt Glückseligkeit erfahren. Wenn ihr Swami wahrhaft folgt, werdet ihr diese Glückseligkeit in euch entdecken. Nicht nur das: Wo ihr auch hingeht,werdet ihr diese Glückseligkeit überall um euch herum finden. Diese Glückseligkeit könnt ihrnicht in der materiellen Welt finden. Sie befindet sich vollständig in euch. Betrachtet euch zu jeder Zeit und in allen Situationen als Brahman. Dadurch werdet ihr eins mit dem Göttlichen werden.

Richtet euren Geist auf Gott aus und ihr werdet die Glückseligkeit des Göttlichen erfahren. Aus diesem Grund gibt Swami euch gelegentlich Ratschläge, was ihr tun und was ihr meiden solltet. Dies alles tue ichnicht um meinetwillen, sondern zu eurem eigenen Besten, um euch auf den Pfad der Gottverwirklichung zu bringen, um euch die höchste Wahrheit über Brahman zu lehren und damit euer heiliges Leben ein vorbildliches wird.

Jeder Mensch sollte danach streben, ein vorbildlicher Mensch zu werden. Das bedeutet, jeder sollte Zeugnis für seine Göttlichkeit ablegen. Stellt euch vor wie glücklich jeder wäre, wenn die gesamte Welt von diesem reinen, erhabenen und heiligen Ideal erfüllt wäre!

Erkennt, dass Gott euer Guru ist. Er ist der Guru allerGurus. Da ihr einen so allgegenwärtigenGuru habt, warum solltet ihr dann nach Gurus einer geringeren Klasse Ausschau halten?

Die Studenten sollten von Musikinstrumenten wie der Vina eine Lektion lernen. Sie hat verschiedene Saiten, die unterschiedliche Klänge erzeugen. Aber wenn die Tönenicht in Harmonie sind, ist das für die Ohren unerträglich. So wie das Spielen der Vina melodisch sein sollte, sollte unter den Einwohnern eines Landes und ihren verschiedenen Religionen Eintracht herrschen.

Glaube (shraddhā) undHingabe (bhakti)

Shirdi Baba pflegte die Devotees die zu ihm kamen um zwei Rupien zu bitten. Die zwei Rupien symbolisieren beständigen Glauben (shraddhā) und Hingabe (bhakti);beides erwartete er von seinen Devotees. Die Kombination beider ist für den spirituellen Fortschritt wesentlich. Nur dann wird, so wie diePflanze aus demSamen, Glückseligkeit aufkommen.

Gebt von heute an alle Meinungsverschiedenheiten auf und konzentriert euch auf die Verwirklichung Brahmans. Alle sind Verkörperungen Brahmans. Diese Wahrheit werden alle im Laufe der Zeit erkennen, indem sie engstirnige Streitereien vermeiden. Entwickelt durch beständiges Praktizieren das Gefühl spiritueller Einheit. Dieses Gefühl wird mit Sicherheit stärker, wenn ihr Swamis Anweisungen gemäß handelt. Das Haupterfordernis ist Liebe zu Gott.

Quelle: Sanathana Sarathi Juli 2021

© Sri Sathya Sai Sadhana Trust – Publications Division, Prasanthi Nilayam

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