Sanathana Sarathi 08/2021. Bhagavans Ansprache an Krishnas Geburtstag (Janmashtami)
Süßer als Zucker, geschmackvoller als Joghurt, süßer noch als Honig ist der Name Rama. Die ständige Wiederholung dieses lieblichen Namens schenkt einem den Geschmack des göttlichen Nektars selbst. Man sollte sich deshalb unaufhörlich auf Ramas Namen besinnen.
Entwickelt den Geist spiritueller Einheit
Verkörperungen der Liebe!
Es ist leicht, Gottes Spiel (līlā) und sein unendlichesPotential zu kritisieren oder abzuwerten. Aber die Wahrheit des Göttlichen zu erfassen ist sehr schwer. Das allgegenwärtige Göttliche ist in beidem, Wahrheit und Unwahrheit. Es ist inRechtschaffenheit (Dharma)und Ungerechtigkeit (adharma),im Guten wie im Bösen gegenwärtig. Wie kann dann jemand in Bezug aufdie alles durchdringende Göttlichkeitbeurteilen, was gut und was schlecht ist?
Seit Urzeiten haben die Menschen verkündet, was das Göttliche ausmacht. Auf der Grundlage ihrer Erfahrungen erklärten sie, das Göttliche besäße eine Form und habe unzählige segensreiche Eigenschaften.
Der Kosmos funktioniert auf der Grundlage von drei Arten von Aktivität. Diese drei Aktivitäten sind Erschaffung, Erhaltung und Auflösung. Zu keiner Zeit und an keinem Ort kann irgendjemand, sei es ein Anhänger des Vedanta oder ein Wissenschaftler, ein Ingenieur oder ein Mann der Welt, die Wahrheit dieses Phänomens abstreiten. Während dies die Menschen befähigt hat, das Göttliche zu beschreiben, konnte es nicht dazu beitragen, Gott zu beweisen. Aber sie waren in der Lage, Mittel und Wege aufzuzeigen, um das Göttliche zu erfahren.
Die Erfahrung der Kraft des Göttlichen
Man kann jemandem einenweit entfernten Stern wie den Polarstern (dhruvanakshatra) zeigen, indem man ein nahes Objekt wie zum Beispiel einen Baum zu Hilfe nimmt. So haben auch die Veden und Schriften das Göttliche zwar nicht beweisen können, aber dazu beigetragen, den Wegaufzuzeigen, der zur Verwirklichung des Göttlichen führt.
Die Szenerie eines dichten Waldes erfüllt einen mit Freude. Der Anblick eines mächtigen Bergesversetzt einen in Staunen. Wenn man einen tobenden Fluss sieht, verspürt man große Freude. All dies sind Beweise für die Kraft des Göttlichen.
Die Sterne leuchten, die Planeten kreisen, die Sonne strahlt, der Wind weht. Sie alle sind Zeichen des göttlichen Wirkens. Wenn ihr den Funken eines Feuers seht, könnt ihr daraus Schlüsse auf die Natur des Feuers ziehen. Wenn ihr die Natur eines Wassertropfens kennt, könnt ihr das Wesen des Ganges begreifen. Ebenso könnt ihr, wenn ihr die Natur des Atoms versteht, das Wesen des gesamten Kosmos erfassen. In Anerkennung dieser Wahrheit erklärten die Upanischaden: „Das Göttliche ist subtiler als das Atom und größer als das Größte.“
Der Mensch ist in der Tat eine Manifestation des Göttlichen und besitzt vielerlei Kräfte. Das Göttliche ist es, das in jedem Menschen strahlt und leuchtet. Aber aufgrund seiner Anhaftung an den Körper ist der Mensch nicht in der Lage, Bindung an den Atman zu entwickeln.
Man sollte sich auf die Suche nach der Wahrheit begeben, indem man die Allgegenwart des Göttlichen in allen Dingen erkennt. Was ist Wahrheit? Wo ist sie zu finden? Wie kann man nach dem suchen, das überall ist? Man muss zwischen einer augenscheinlichen Tatsache und der unwandelbarenWirklichkeit unterscheiden. Im täglichen Ablauf des Lebens scheint die Sonne auf- und unterzugehen, aber in Wirklichkeit beruhen diese sichtbaren Phänomene auf der Rotation der Erde um sich selbst und um die Sonne. So ist auch das, was auf der Basis äußerer Beobachtung eurescheinbare Wahrheit ist, nicht das, was ihr in Wirklichkeit seid. Euer wahresIch ist die strahlende Göttlichkeit in euch.
Die spirituelle Suche umfasst das Aufrühren des Herzens durch Meditation. Aus dem Herzen gehen Eigenschaften wie Mitgefühl hervor. Das menschliche Herz sollte wie ein Milchozean sein; stattdessen ist es zu einer Salzlake geworden, durchsetzt vonden Geschöpfendes Hasses, der Lüsternheit und Gier.
Krishnas göttliche Spiele
Die Kindheitsepisoden aus dem LebenKrishnas haben eine esoterische Bedeutung. Als Mutter Yashoda beispielsweiseKrishna rügte, weil er Schlamm aß (das wurde ihm von Balarama unterstellt), antwortete Krishna: „Mutter, bin ich ein Kind oder ein Dummkopf oder ein Narr, dass ich Schlamm essen würde?“ Auf diese Weise bestätigte Krishna, auch als er noch ein Kind war, indirekt seine Göttlichkeit. Das Göttliche lehrt dieMenschheit auf indirekte Weise tiefgründige Lektionen.Man sollte GottesHandlungen nicht anhand äußererMaßstäbe zu verstehen suchen, sondern ihre innere Bedeutung erfassen. ZudemsindvieleVeränderungen in der herkömmlichen Lebensweise notwendig, um Gottes Wege zu verstehen. Adishankara deutete im Lied „Bhaja Govindam“ an, wie schon eine kurze Erfahrung des Göttlichen den Devotee in Ekstase versetzen kann. Diese Glückseligkeit ist nur durch den Atman zu erlangen. Die Erfahrungen der Hirtenmädchen und -jungen von Brindavan in Krishnas frühen Jahren in Gokulam sind missverstanden undfalsch interpretiert worden. Krishna war nur fünf Jahre lang in dem Dorf. Es ist absurd anzunehmen, ein kleines Kind würde sich auf anstößigeWeise verhalten. Nachdem er nach Mathura gegangen war, kehrte Krishna nicht nach Repalle zurück.
Es ist bloße Blasphemie,Krishnas reinem und göttlichem Leben irgendetwas Unangemessenes zu unterstellen. Die wahre Natur des Göttlichen muss voll erfasst werden. Das Göttliche ist das allgegenwärtige kosmische Bewusstsein, das in allen anwesend ist. Man sollte die Natur dieses Bewusstseins verstehen. Es ist das Bewusstsein (cit), das jedes Objekt in der Schöpfung erleuchtet. Das Bewusstsein erleuchtet alles was existiert und macht es dadurch erkennbar. Existenz ist Sein, sat. Erkennbarkeit ist Bewusstsein, cit. Die Kombination von Sein (sat) und Bewusstsein (cit) verleiht Glückseligkeit (ānanda). So ist diese Glückseligkeit die wahre Natur eines jeden Wesens. Das Göttliche erfüllt und durchdringt alles, innen und außen. Die Bewusstheit des Göttlichen wird Glückseligkeit verleihen. Aber nur wenigesind in der Lage, das zu erkennen.
Die Erfahrung der Glückseligkeit
In der Welt sehnt sich der Mensch nach Glückseligkeit. Vedanta definiert die göttliche Glückseligkeit als Yoga. Unter Yoga versteht manüblicherweise irgendeine Form der Atemübung oder körperliche Übungen. Das ist nicht die wahre Bedeutung von Yoga. Yoga bedeutet Glückseligkeit, Ananda. Woherkann mandiese Glückseligkeit bekommen? Nur von dem Einen, der die Verkörperung der Glückseligkeit ist. Man kann sie nicht von irgendwelchen Besitztümern,von Position oder Macht bekommen. Man kann Glückseligkeit nur von Gott erhalten, der die Verkörperung der Glückseligkeit ist.
Wie ist diese Glückseligkeit zu erlangen? Man kann das veranschaulichen,indem man sich die zielgerichtete Hingabe von Radha und denGopikās vor Augen führt. Die Hirtenmädchen sind von den Kommentatoren falsch verstanden und dargestellt worden. Die Gopikās symbolisieren Gedanken. Radha symbolisiert die Kombination aller Gedankenim Geist (mind). Gedanken und Geist sollten mit Krishna verschmelzen, was im Menschen vonPrajnāna, der höchstenWeisheit,repräsentiert wird. Das ist die Bedeutung der vedantischen Aussage: Prajnānam brahma – Brahman ist höchste Weisheit. Diese Weisheit durchdringt jeden Teil des menschlichen Körpers, des Geistes und des Intellekts. Es ist beständige integrierte Bewusstheit. All unsere Gedanken, Wünsche und Bestrebungen sollten in dieses Prajnāna einmünden und damit verschmelzen.
Jetzt könnte man fragen: Wenn diese beständige integrierteBewusstheit in allen Lebewesen als das Göttliche anwesend ist, warum sollte es dann notwendig sein, dass Avatare herabsteigen? Es gibt Gründe für die Herabkunft des Avatars. Es gibt zwei Artender Wahrnehmung, die direkte (pratyaksha) und die indirekte (paroksha). Genauso gibt es zwei Arten von Wirkkräften, innere und äußere. Soistbeispielsweise in einem Stück BrennholzFeuer enthalten. Nur wenn das im Holzlatent vorhandene Feuer zum Vorschein gebracht wird, kann man es zum Kochen verwenden. So kann jeder mit einem Stück Feuerholz verglichen werden, in dem das atmische Prinzip latent vorhanden ist. Um es manifest zu machen, muss man eine Form der Liebe praktizieren. So wie man ein Streichholz anzünden muss, um Feuer zu erzeugen, muss sich Liebe mit Liebe vereinen, damit das Göttliche erfahren werden kann.
Wenn die Menschen heutzutage spirituelle Glückseligkeit erreichen wollen, dann müssen sie drei Prinzipien befolgen: Als Erstes müssen sie um das wissen, was man erkennen sollte. Als Zweites müssen sie das aufgeben, was man aufgebensollte. Als Drittes müssen sie das Ziel erreichen, das erreicht werden sollte. Wenn man diese drei befolgt, kann man Glückseligkeit erfahren. Was ist es, das erkannt werden muss? Was ist diese Welt? Wie lange werde ich leben? Wir sehen viele sterben. Kommen und gehen finden ständig statt. Wenn man die vergängliche Natur der physischen materiellen Welt versteht, erfährt man Glückseligkeit.
Was sollte man nun aufgeben? Man muss die Verblendung aufgeben, unter deren Einfluss man das Unwirkliche für wirklich unddas Wirkliche für unwirklich hält. Die Leute glauben, sie befänden sich im Griff der Illusion (māyā) und seien im Elend gefangen. Das Leid hat keine Arme, um euch festzuhalten. Ihr selbst umarmt das Leid. Die Ursache dafür ist eure Unwissenheit. Wenn ihr euch von dieser Unwissenheit befreit, werdet ihr Glückseligkeit erfahren.
Wir müssen zu unserem Ursprung zurückkehren
Welches Ziel solltet ihr erreichen? Ihr müsst zu der Quelle zurückkehren, aus der ihr gekommen seid. Ihr seid aus dem Atman gekommen und müsst zum Atman zurückkehren.Das wollten die Upanischaden vermitteln, als sie erklärten: Vom Unwirklichen führe mich zum Wirklichen (asatomāsadgamaya). Wo Wahrheit ist, dort ist auch ihr Schatten, die Unwahrheit. Von der Dunkelheit führe mich zum Licht (tamasomā jyotir gamaya). Was ist Dunkelheit, und was ist Licht? Licht allein existiert. Dunkelheit ist nichts anderes als die Abwesenheit von Licht. Die Entdeckung des Lichts führt zur Auflösung der Dunkelheit. Vom Tod führe mich zur Unsterblichkeit (mrityormā amritamgamaya). Geburt und Tod beziehen sich nur auf den Körper. Euer Selbst durchläuftweder Geburt noch Tod. Was geboren wird (der Körper), das stirbt. Tod betrifft den Körper, nicht den Atman. Der Atman ist ewig. Er ist die Wahrheit. Ihr müsst diese Bewusstheit erlangen, um dauerhafte Glückseligkeit zu erfahren. Um dauerhafte Glückseligkeit zu erfahren, muss man unerschütterlichen Glauben an Gott entwickeln.
Der Unterschied zwischen Krishna und Rama
Wir feiern heute Krishnas Geburtstag. Wo wurde er geboren? Im Gefängnis. Was besaß er? Nichts. Nachdem er im Gefängnis geboren war, wurde er in Nandas Haus gebracht.Später zogKrishna nach Mathura. Er besaß nichts – aber er wurde zur größten Person in der Welt. Was zeigt uns das? Weltliche Besitztümer sind nicht das Geheimnis von Größe. Krishnas Größe bestand in seinem andauernden Zustand der Glückseligkeit.
Wenn ihr euch den Unterschied zwischen Krishna und Rama bewusst macht, werdet ihr Krishnas Wesen noch mehr schätzen. Krishna lächelte immer zu Anfang und führte seine Handlung später aus. Für Rama kam die Handlung an erster Stelle, und das Lächeln danach. Krishna brachte Frauen zum Weinen, Rama weinte um einer Frau willen. Rama zog erst dann in den Krieg, wenn er einen starken Grund dafür hatte. Krishna provozierte zuerst den Konflikt und beschloss dann dessen Resultat. Das Krishnaprinzip schwelgt in Freude. Das Ramaprinzip gründet auf demKonzept der Verpflichtung (bādhyatā). Das Ramayana ist dazu gedacht, die Herrschaft der Wahrheit und Rechtschaffenheit auf der Erde zu fördern. Der Krishna-Avatar hatte den Zweck, dem Menschen eine unsterbliche Botschaft zu vermitteln. Er suchte nichts für sich selbst. Er behielt nichts für sich selbst. Er gab alles dem Volk. Er tötete seinen Onkel mütterlicherseits, Kamsa, und erhob Kamsas Vater Ugrasena auf den Thron. Er riss nicht das Königreich an sich. Er schloss Freundschaft mit den Pandavas, besiegte die Kauravas und krönte Dharmaraja zum Kaiser. Er machte nicht sich selbst zum König. Er war ein König ohne Krone. Er war der König der Könige. Er besaß kein eigenes Königreich. Aber er herrschte über die Herzen von Millionen. Diese tiefgründige Wahrheit ist es, die durch das Krishna-Prinzip zum Ausdruck gebracht wird. Wenn ihr tief nachforscht entdeckt ihr, dass sich jeder Avatar verkörperte, um eine spezielle Botschaft zu vermitteln und eine spezifische Mission auszuführen.
Krishnas göttliche Kraft
Die Hirtenmädchen (gopikā) pflegten sich bei Yashoda über Krishnas Streiche zu beklagen. Aber was immer Krishna im Scherz sagte oder welchen Streich er auch spielte, es basierte auf der Wahrheit. Krishna nahm niemals zu Unwahrheit Zuflucht, nicht einmal im Scherz. Aber jene Leute, die die innere Bedeutung seiner Aussagen nicht verstehen konnten, bezichtigten ihn der Lüge. Diese Art Missverständnis ist in allen Zeitaltern eine Krankheit gewesen.
Eine Gopikābeklagte sich bei Yashoda, Krishnahabe sich nachts in das Haus eines Hirtenjungen geschlichen und dort Unfug angerichtet. Krishna rechtfertigte sich vor seiner Mutter, indem er sie fragte, wie er hätte hinausgehen können, wenn er doch neben ihr schlief. Die Wahrheit lautet, dass Krishna mittels seiner göttlichen Kraft an beiden Stellen gleichzeitig war.Krishnavollbrachte zahllose derlei erstaunliche Wunder. (Bhagavan sang jetzt eine Abfolge von Liedern über die Klagen, die die Hirtenmädchen bei Yashoda gegen Krishna vorbrachten). Krishna besaß ein überzeugendes Alibi für jede dieser Klagen, wobei er indirekt seine Göttlichkeit offenbarte. Krishnaoffenbarte seiner Mutter die Wege des Göttlichen auf eine Weise, die sie verstehen konnte.
Krishna pflegte die Häuser der Kuhhirten aufzusuchen und dort Joghurt und Milch zu trinken. Symbolisch bedeutet diese Handlung Krishnas Vorliebe für Reinheit (sattva), repräsentiert durch reinen weißen Joghurt und Milch.
Krishna erklärte Yashoda auch den Grund, warum er die Butter der Hirtenmädchen der Butter, die Yashoda ihm anbot, vorzog. Die Herzen der Hirtenmädchen waren rein und voll selbstloser Hingabe an Krishna. Ihre Hingabe war der mütterlichen Zuwendung von Yashoda überlegen, denn diese beinhaltete eine Spur Selbstsucht. Krishna sagte zu Yashoda: „Ich fühle mich zu den Herzen derjenigen hingezogen, die rein und selbstlos sind.“
Folgt den Fußstapfen des Herrn
Krishna war den Gopikās immer entkommen, wenn er ihnen einen Streich gespielt hatte. Aber einmal wollte er ihnen aus Mitgefühl einen Hinweis geben, wie sie ihn aufspüren könnten. Eines Tages lagen sie alle in der Umgebung ihrer Häuser auf der Lauer, um Krishna zu fangen.Krishna schlich sich in ein Haus, zerbrach dort einen Topf mit Milch und versteckte sich still. Als die Hirtenmädchen entdeckten, dass er den Topf zerbrochen hatte, versuchten sie ihn aufzuspüren. Die milchweißen Fußspuren, die Krishna beim Weglaufen hinterließ, führten dazu, dass sie sein Versteck entdeckten. Auf diese Weise enthüllte Krishna ihnen folgende spirituelle Wahrheit: Wenn sie an den Füßen des Herrn festhalten, werden sie ihn erkennen. Er sagte zu den Gopikās: „Folgt meinen Fußstapfen und ihr werdet mich finden.“
Ihr lernt die Lektionenaus dem Bhagavatam entsprechend eurer geistigen Ebene. Wenn ihr dieglorreichen Aspekte Gottes verstehen wollt, wie sie im Bhagavatam erzählt werden, solltet ihr euch an Krishnas göttlichen Streichen (līlā) erfreuen und ihre innere Bedeutung erfassen. Zum Beispiel ist die wahre Bedeutung der Geschichte, in der Krishna die Kleider der Hirtenmädchen stahl,während sie badeten, folgende: Um den Herrn zu erkennen muss man die Bindung an den Körper, der das Gewand des göttlichen Geistes (spirit) ist, aufgeben. Diese Geschichten sollten nicht in einem Geiste der Leichtfertigkeit oder Gotteslästerung verstanden werden.
Krishna gab seine Flöte hin, um Radha zu erfreuen
Im Falle von Radha wühlte Krishna ihr Herz auf und schenkte ihr den Nektar der göttlichen Glückseligkeit. Radha hatte keinerlei Anhaftung an ihre Freunde und Verwandten. (Swami sang ein liebliches Lied, in dem Radha ihrem Schmerz über die Trennung von Ihm Ausdruck gibt). Krishna erschien vor Radha, ehe sie ihr Leben aufgab, und segnete sie. Gott wird dem Devotee alles geben, einschließlichseiner selbst. Niemand kommtGottgleich was das Opfer angeht, das er um des Devotees willen auf sich nimmt. Krishna fragte Radha, was sie sich im letzten Moment ihres Lebens wünsche. Radha antwortete: „Ehe ich sterbe will ich nichts anderes als der Musik deiner Flöte zu lauschen.“
O Krishna! Singe ein liebliches Lied
und fülle mein Herz mit nektargleichen Worten und Seligkeit.
Nimm die Essenz der Veden, verwandle sie in göttliche Musik,
spiele auf deiner betörenden Flöte und fessele mich mit deiner Melodie.
Sing, o Mukunda! Singe für mich!
Da nahm Krishna seine Flöte heraus und spielte auf ihr, und als Radha die Augen schloss, warf er die Flöte weg. Er fasste sie nie wieder an,denn erhatte die Flöte dem Zweck geweiht, Radha Freude zu bereiten.
So dienten alle Mysterien Krishnas dem Zweck, die Devotees von ihrer Verzweiflung zu erlösen. Krishna setzte alle seine Kräfte ein, um den Devotees zu dienen. Wenn man den Sinn der Geschichten des Bhagavatam richtig versteht, kann man die Göttlichkeit des Herrn erkennen.
Im Leben von Mirabai zum Beispiel sandte ihr der König eine Tasse Milch, in die Gift gemischt war. Mira trank sie, nachdem sie sie Krishna dargebracht hatte. Als Ergebnis davon absorbierte Krishna das Gift und nur die süße Milch blieb für Mira zurück. Wenn ihr alles, was ihr esst, Gott darbringt, ehe ihr es zu euch nehmt, wird die Nahrung gereinigt und geheiligt.
Die Gopikās waren ungebildet und völlig unschuldig. Aber ihre Liebe zu Krishna war unbefleckt und ausschließlich. Sogar bei ihren täglichen Arbeiten und Aktivitäten waren ihre Gedanken auf Krishna ausgerichtet, und deshalb erfuhren sie unbeschreibliche Freude.
Die Devotees sollten Einheit kultivieren und alle Schranken von Kaste, Bekenntnis und Nationalität hinter sich lassen. Krishnas Mysterium und seine Wunder sind jenseits aller Beschreibung. Er war für alle Menschen ihr Ein und Alles. Er ist der innere Bewohner eines jeden Herzens. Für religiöse Unterschiede gibt es keinen Raum. Die Studenten sollten entschlossen sein, Bharats ursprüngliche Herrlichkeit wiederherzustellen, indem sie vorbildliche Leben führen. Verkündet der ganzen Welt die Botschaft der Einheit.
– Aus Bhagavans Ansprachen an Krishnas Geburtstag (Janmashtami)
Quelle: Sanathana Sarathi August 2021
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