Bhagavans Botschaft an Sankranti

Sanathana Sarathi 1/2022

Beseitigt das Ego durch spirituelles Bemühen

Die Weisen, die den Hindukalender entwarfen, haben heilige Feste vorgesehen, um geistige Stärke und emotionale Reinheit zu fördern. Makarasankranti – die Tagundnachtgleiche, wenn die Sonne in das Sternzeichen Steinbock eintritt – gilt als der Tag, an dem der Mensch seine Aktivitäten dem höheren Zweck weiht, das Göttliche zu erreichen, und zwar indem er dem edleren Pfad von Uttarāyana folgt, dem nordwärts gerichteten Pfad, den die Sonne von diesem Tag an einschlägt. Die Phase des Sternkreiszeichen Schütze (dhanus) ist vorüber und das Tierkreiszeichen Steinbock beginnt heute. Dhanus bedeutet nicht nur Bogen, sondern auch das Zuckerrohr, das als der „Bogen“ des Liebesgottes angesehen wird.

Die Ernte ist eingebracht und in der Kornkammer gelagert, und jede Familie hat an diesem Tag etwas von diesem Gottesgeschenk gekocht. Die Kinder haben das süße Zuckerrohr gekaut und rennen ausgelassen umher. Das Vieh, das sich auf den Feldern als der Begleiter, Helfer und Sklave des Menschen abarbeitete, kaut jetzt im Schatten wieder und genießt einen Ruhetag vom Joch. Auch die Erde trägt ein Gewand aus gelben Blumen mit roten Tupfern, dort, wo reife rote Pfefferschoten büschelweise unter grünen Blättern hervorleuchten. Die Natur frohlockt, weil die Menschen und alle Lebewesen sich jetzt in Dankbarkeit Gott zuwenden und sich intensiv auf seine Wohltätigkeit besinnen können. Die nächsten sechs Monate sind die Zeit der Pilgerreise, Devayana. Es ist der höhere Weg von Uttarāyana.

Die Botschaft von Sankranti

Die Gita verkündet: Wer in dieser Jahreshälfte stirbt, geht in Frieden und Fülle und steigt so zu reineren Ebenen spiritueller Errungenschaften auf. Bhishma, der von tödlichen Pfeilen getroffen auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra lag, wartete auf diesen Tag, der die heiligere Hälfte des Jahres einläutet, um seinen letzten Atemzug zu tun und in die Überseele einzugehen.

Dies ist ein Tag der Hingabe und nicht ein Tag der Zerstreuung und Ausschweifung. Es ist falsch, diesen Tag mit Glücksspiel, Schlemmerei und Befriedigung niedriger Instinkte zu verbringen. Es ist kein Ferientag (holiday), sondern ein heiliger Tag (holy day) im strengen Sinn des Wortes. Werde ganz, indem du ganzheitlich handelst und denkst; das ist die Botschaft dieses heiligen Tages. Sich wie ein Kreisel im Kreis zu drehen, bis man sich nicht länger drehen kann, und dann hilflos und leblos zu Boden zu fallen, ist eine trostlose und zerstörerische Existenz. Der Kreisel besitzt keine eigene Kraft; er muss von jemand anderem bewegt und gedreht werden. Habt Selbstvertrauen; anders ausgedrückt, habt Vertrauen in euer Selbst, denn das Selbst ist göttlich; es trägt alle Kraft in sich, die gesamte Süße des Atman, der nur eine Welle im Ozean des höchsten Selbst, Paramatman, ist.

Die Verwaltung macht Fünfjahrespläne und errichtet Brücken, Dämme, Fabriken und Schulen, um Glück und Frieden zu gewährleisten. Aber wirtschaftlicher Fortschritt ohne Läuterung des Geistes, ohne Stärkung der Losgelöstheit und ohne das Fördern von Mitgefühl und Gemeinschaftsgeist fördert nur Hass, Spaltung und Missgunst. Selbstvertrauen, Selbstkontrolle und Selbsterkenntnis – diese allein können den Menschen zu Frieden und Freude führen. Ohne Disziplin kann es kein Wohlergehen geben. Kein Fortschritt ohne Disziplin, ist die Lehre der Weisen. An diesen heiligen Tagen sollte der Mensch zurück und vorwärts schauen, und seinen Weg an den richtigen Markierungen ausrichten.

Der Geist ist ein Bündel Wünsche und Zweifel

Für den Pilger auf Erden ist Glaube an den Schöpfer, an den Gestalter, Erhalter und Zerstörer, eine notwendige Ausstattung. Furcht vor Sünde und Liebe zu Gott – diese beiden schenken dem Menschen Friede und Freude, retten ihn vor Leid und gewähren ihm Glückseligkeit. Im Tiefschlaf ist man sich der Zeit, des Raums oder der Ursächlichkeit nicht bewusst. Nur das Ich bleibt bestehen – das Ich, welches Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit ist. Im Schlaf ist sich das Ich seiner Glückseligkeit und seiner selbst jedoch nicht bewusst. Erst nach dem Aufwachen erklärt man: „Ich habe sehr gut geschlafen!“ Im Traumzustand ist der Geist aktiv, obwohl die Intelligenz und die Sinne alle untätig sind. Im Traum wird in ein paar Sekunden ein Bungalow errichtet, du ziehst in ihn ein und lebst dort glücklich, bis im Traum ein Erdbeben das Haus über dich einstürzen lässt und du wegrennst, um deine Haut zu retten! Die gesamte Geschichte der Errichtung, des Wohnens und der Zerstörung war eine Widerspiegelung geistiger Verwirrung. Es ist der Sitz des Egos und das Ego spielt im Schlaf, wenn die Sinne und die Vernunft zeitweilig inaktiv sind, alle Arten von Streichen mit dem Inhalt des Geistes. Der Geist ist ein Bündel aus Beschlüssen und Widerständen, Wünschen und Zweifeln. Wenn durch spirituelles Bemühen die Grundlage des Egos heroisch beseitigt und man auf dieses Ziel ausgerichtet ist, dann verschwindet das gesamte Drama von Name und Form ins Nichts.

Die Sonne lässt das Wasser als Dampf aufsteigen und gibt ihm die Namen und Formen von Wolke, Regen und später Strom, Fluss, Flut, bis es wieder in das Meer einmündet und die gesamte Vielfalt von Name und Form verliert, die durch Zeit, Raum und Kausalität entstanden ist. Jeder einzelne von euch ist die Wahrheit, vernebelt durch eine Wolke der Unwirklichkeit. Ein jeder muss das selbst und für sich selbst entdecken.

Wird ein Same in die Erde gesteckt, dann sprießt er und wächst heran, bringt Zweige und Blätter hervor und schmückt sich mit Blüten, die die Bienen anziehen; Früchte wachsen heran, die wahre Gaben der Süße und Stärkung sind für jene, die dem Baum dienen, indem sie die Samen, die sich in ihnen eingenistet haben, in weite Entfernungen tragen und wieder auf die Erde zerstreuen, so dass sie dort stecken bleiben und sprießen. Der Same ist nicht leblos, er ist bewusst, lebendig, aktiv. Das gesamte Universum ist mit Göttlichkeit erfüllt, mit der Göttlichkeit, die Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit ist.

– Aus Bhagavans Ansprache an Sankranti in Prashanti Nilayam am 14. Januar 1971.

Quelle: Sanathana Sarathi January 2022

© Sri Sathya Sai Sadhana Trust Sadhana Trust – Publications Division, Prasanthi Nilayam

Sankranti zeigt dem Menschen den göttlichen Pfad