Sanathana Sarathi 08/2021. Sri Sathya Sai Baba, 10. April 1996

Intensive Sehnsucht nach Gott ist wahre Hingabe

Verkörperungen der göttlichen Liebe!

Hingabe (bhakti) bezeugt die ewige heilige Wahrheit, wie sie im tiefgründigen vedischen Lehrsatz„tat tvamasi – das bist du“ – ausgedrückt wird. Es bedeutet, dass der Devotee und Gott eins sind. Aber der Mensch vergisst diese Wahrheit und fällt vielen Krankheiten und Leiden zum Opfer. Die Leiden, die der Mensch erfährt, sind von dreierlei Art: Adibautika bezieht sich auf Krankheiten, die durch die Bindung des Menschen an die materielle Welt verursacht werden. Adidaivika umfasst die Leiden, die durch Naturkatastrophen wie Erdbeben und Überflutungen und auch Epidemien wie Cholera und Pest verursacht werden. Adyatmika bezeichnet die Leiden, die aus falscher Nahrung und schlechten Gewohnheiten entstehen.

Weltliche Wünsche verursachen Leid

Heutzutage überwiegen in der Welt Krankheiten, die mit Geist und Gemüt zu tun haben, weil der Mensch sich um viele DingeSorgen macht. Die Ursache seiner Sorgen ist seine Anhaftung an weltliche Personen und materielle Dinge. Er ist an Frau und Kinder, Besitz und Wohlstand gebunden. Diese Anhaftungen schwächen seinen Geist und erzeugen Leid. Heutzutage ist der Mensch von Sorgen überwältigt und nimmt sich diese bereitwillig zu Herzen, und als Folge davon leidet er. Nur durch Hingabe an Gott kann er sich von Leid befreien, und Hingabe kann ihn auch zur Befreiung führen. Deshalb sollte der Mensch seine Anhaftungen überwinden und Hingabe entwickeln. Weltliche Bindungen können nur zeitweiliges Glück schenken. Aber der Mensch glaubt irrtümlicherweise, weltliche Bindungen gäben ihm dauerhaftes Glück. All seine Wünsche sind die Ursache seines Leids. In Wirklichkeit sind all seine weltlichen Beziehungen und materiellen Anhaftungen die Ursache seiner Gebundenheit. Wie lange währen Wohlstand und weltliche Beziehungen? Intensive Sehnsucht nach Gott ist wahre Hingabe. Wohlstand und Ehefrau währen nicht ewig. Geld kommt und geht. Fokussiert euch deshalb nicht auf weltliche Dinge und Personen,konzentriert euch nur auf Gott.

Mit einem geläuterten Geist zu handeln ist Dharma

Ihr seid an eure Frau und Kinder gebunden. Eure Frau und eure Kinder sind nicht von Geburt an bei euch. Sie kamen im Lauf eures Lebens zu euch und werden vielleicht nicht euer ganzes Leben lang bei euch sein. Ebenso wird der Reichtum, den ihr angehäuft habt, nicht immer bei euch bleiben. Aber Gott ist immer bei euch. Gott existierte vor eurer Geburt, er ist während eurer gesamten Lebenszeit bei euch und wird sogar nach eurem Tod bei euch sein. Also ist Gott – der vor, während und nach eurem Leben anwesend ist – die Wahrheit und euer einziges Ziel. Euer Leben in dieser Einstellung zu führen ist wahre Hingabe. Eure Verbindung mit Gott ist die einzige wahre Beziehung, alle anderen Beziehungen sind unwahr. Übergebt alles Gott. Erfüllt eure Pflicht und erfreut Gott. Der Körper ist euch dazu gegeben, dass ihr durch Liebe jede Handlung (Karma) in Dharma verwandelt. Handlung geschieht durch die Hände und andere Körperorgane. Wenn ihr eure Handlungen mit Liebe ausführt, werden sie rechtschaffen und göttlich.

Ein Auto besteht aus vielen Teilen wie Motor, Tank, Batterie usw. Aber das Auto kann nur mithilfe der Batterie fahren. So ist auch der menschliche Körper eine Maschine mit vielen Organen wie Ohren, Augen, Händen usw. Aber sie alle können nur aufgrund der Kapazitätdes Geistes(mind) funktionieren. Jedes Organ des Körpers hat eine spezifische Funktion: Die Augen können nur sehen, aber nicht hören; die Ohren können nur hören, aber nicht sehen. Laut Vedanta ist der Geist (mind) die Ursache aller Erfahrungen in der Welt. Ihr seid zum Beispiel im Moment in diesem Auditorium und hört Swamis Ansprache. Aber wenn ihr nur mit euren Ohren und Augen hier seid, euer Geist aber abschweift, wird euch die Ansprache keinen Nutzen bringen. Wenn nur euer Körper anwesend, euer Geist aber abwesend ist, dann wisst ihr später nicht, was Swami in seiner Ansprache sagte. Mit einem geläuterten Geist zu handeln ist Dharma.

Der Mensch braucht Nahrung (bhukti), die seinem Körper Kraft (shakti) gibt, und Kleidung, um den Körper zu schützen. Der Mensch bezieht Energie (shakti) aus seiner Nahrung (bhukti). Durch Hingabe (bhakti) erlangt er Befreiung (mukti). Aber dafür muss er die Gebundenheit (rakti) aufgeben und Losgelöstheit (virakti) entwickeln. Im Begriff Bhakti steht bha für Herrlichkeit, Leuchten und Transzendenz. Die erste Silbe im Wort bhakti ist bha und die letzte iti. Es verweist darauf, dass Hingabe die Quelle aller Kräfte ist. Aber die Hingabe sollte rein, stetig und selbstlos sein. Deshalb sollte der Mensch sein Herz immer rein und heilig halten. Nur dann kann er Gott, Bhagavan, erreichen, der die Verkörperung der Reinheit, des strahlenden Lichtes und der Selbstlosigkeit ist.

Der Mensch sollte nur Güte und Reinheit manifestieren

Niemand sollte auf die Fehler der anderen achten. Ein kleines Beispiel dazu: Einst reiste eine japanische Dame im Zug von Tokyo nach Kyoto. Sie hatte ein Bündel schmutzige Kleidung bei sich, die in ein sauberes Tuch gewickelt war. Jemand neben ihr fragte sie: „Warum haben Sie all die schmutzigen Sachen in IhremBündel miteinem sauberen Tuch umhüllt?“ Sie antwortete: „Es wäre nicht recht, irgendjemandem schmutzige Kleider zu zeigen. Die wahre Bedeutung des menschlichen Lebens besteht darin, Güte und Reinheit zu manifestieren.“ Im menschlichen Körperbefinden sich Nerven, Knochen, Blut, Urin usw. Wären diese sichtbar, würde man Angst und Übelkeit empfinden. Deshalb hat Gott diese Teile mit einer attraktiven, schönen Haut bedeckt. So sollte auch der Mensch nicht all das Böse und Unreine ihn ihm zur Schau stellen. Stattdessen sollte er das Böse in sich läutern und sich seine Reinheit und Güte bewahren. Das beste Beispiel dafür ist Gott Shiva, der das tödliche Gift trank, das hervorkam, als die Götter und Dämonen den Milchozean quirlten. Auf diese Weise rettete er das Universum vor der Zerstörung. Das ist die Lektion, die Gott dem Menschen vermittelt: „O du törichter Mensch! Wenn irgendetwas Schlechtes und Schädliches in dir ist, dann behalte es für dichund füge anderen durch deine Worte und Taten keinen Schaden zu.“Shiva trägt die Mondsichel auf seinem Haupt, um der ganzen Menschheit Kühle und Trost zu spenden. Der barmherzige Herr gibt außerdem allen das heilige Wasser des Ganges. Dies vermittelt die Botschaft, dass Gott alles Schädliche für sich behält und alles Gute den anderen gibt, um sie zu lehren, dass man alles für den Nutzen anderer tun und geben sollte.

Ein Baby schreit bei seiner Geburt, was dazu führt, dass das Blut im Körper zu zirkulieren beginnt. Auch wenn der Mensch sein Leben mit Tränen beginnt, sollte er es in Glückseligkeit beenden. Die Bhagavadgita beginnt mit dem Elend im menschlichen Leben, schließt aber mit der göttlichen Glückseligkeit ab. Das Leben in der Welt besteht aus Gutem wie Bösem. Teilt alles Gute mit anderen. Aber leider handelt der Mensch heutzutage entgegengesetzt. Ständig entdeckt er Fehler in den anderen, anstatt seine eigenen Fehler zu erkennen und sich zu bemühen, sie zu beseitigen. Wenn wir unsere eigenen Fehler durch Selbsterforschung beseitigen, können wir auf dem spirituellen Weg vorankommen.

Fortsetzung in der nächsten Ausgabe

Quelle: Sanathana Sarathi August 2021

© Sri Sathya Sai Sadhana Trust – Publications Division, Prasanthi Nilayam

Gott ist euer einziges Ziel