Sanathana Sarathi 10/2022 Der Avatar spricht

Führt mildtätige Werke mit Demut durch

Wenn der Mensch als Baby auf die Welt kommt, besitzt er keine Eigenschaften (guna). Aber im Laufe der Zeit eignet er sich Eigenschaften an und verdirbt sich selbst. Er wird ein Opfer von Ego. Von allen Egos ist das Ego der Gelehrsamkeit das schlimmste. Heutzutage verlangt der Mensch nach Freiheit und argumentiert vehement, er würde die Freiheit um jeden Preis erlangen.

Befreit euch von Untugenden

Aber was ist wahre Freiheit? Besteht Freiheit darin, zu tun was einem gefällt und hinzugehen wohin man auch will? Die Kenntnis des Selbst ist Freiheit. Die Glückseligkeit der Seele (atmānanda) ist Freiheit. Sinneskontrolle ist Freiheit. Anderen nicht in die Quere zu kommen ist Freiheit. Der Mensch ist durch zwei Dinge gebunden: Individuelle Freiheit und grundlegendes Recht. Wenn man sich mitten auf die Straße setzt und prahlt, man habe die Freiheit sich zu bewegen wohin man will, ist das keine Freiheit, denn sie steht mit der grundlegenden Rechtsprechung in Konflikt.

Man sollte sich um jeden Preis von Ego, Zorn und Eifersucht befreien. Es war Satyabhamas Eifersucht, die sie in Schwierigkeiten brachte. Sie war eifersüchtig, sollte Krishna zu den Häusern der anderen Königinnen wie Rukmini und Jambavatī gehen. Sie wollte Krishna ganz für sich allein besitzen. Deshalb führte sie ein Gelübde namens „pati dhana vrata“ durch, es ist das Gelübde, den Ehemann zu verschenken. Alles, was sie laut dem Gelöbnis zu tun hatte, bestand darin, Krishna an eine edle Person zu verschenken und ihn danach zurückzukaufen. Für sie war Narada die edelste Person und deshalb wollte sie Krishna an ihn verschenken. Danach musste sie Krishna mit der Menge Gold zurückkaufen, die seinem Gewicht entsprach. Also wurde Krishna auf eine der Waagschalen gesetzt und auf die andere häufte sie alles Gold, um Krishna aufzuwiegen. Zu ihrem völligen Erstaunen und Entsetzen entdeckte sie, dass die Waagschale auf der Krishna saß sich kein bisschen nach oben bewegte, obwohl sie alles Gold was sie besaß auf die andere Waagschale gelegt hatte. Der Gedanke, sie könne ihr Gelübde nicht erfüllen, erschreckte sie über alle Maßen, und deshalb rannte sie zu Rukmini um Hilfe. Nachdem Rukmini sich Satyabhamas traurige Geschichte angehört hatte, erklärte sie ihr, nichts in der Welt würde Krishnas Gewicht aufwiegen als Hingabe allein. Rukmini sprach mit all ihrer Hingabe Krishnas Namen aus und legte ein Tulsiblatt auf die Waagschale. Da hob sich die Waagschale auf der Krishna saß, denn Krishnas Name kommt Krishnas Gestalt gleich und das Tulsiblatt wurde zum extra Gewicht, das die Waagschale höher hob. Auf diese Weise geriet Satyabhama durch ihre eifersüchtige Natur in Schwierigkeiten und sie lernte eine wichtige Lektion von Rukmini.

Zorn ist ebenfalls ein Erzfeind des Menschen. Krishna tötete Narakasura, indem er seinen Zorn anstachelte und ihn dadurch schwächte. Wenn Narakasura voller Wut auf Verfolgungsjagd heranstürmte pflegte Krishna sich zurückzuziehen. Achtmal spielte Krishna auf diese Weise diesen Trick, Narakasura zu schwächen, indem er seinen Zorn anstachelte. Als Narakasura zuließ, dass er wutentbrannt war, verlor er beträchtlich an Stärke. Er wurde so schwach, dass im neunten Versuch Satyabhama, eine Frau, ihn töten konnte.

Führt alle Handlungen durch, um Gott zu erfreuen

Man sollte Tugenden wie Mildtätigkeit und Opferbereitschaft praktizieren; aber man sollte diese Tugenden nicht zur Schau stellen. Es gab beispielsweise einmal eine Frau, die mildtätige und philanthropische Aktivitäten durchführte. Wenn alle Leute schliefen fuhr sie, ausgestattet mit Decken, in einer Rikscha zum Markt, um die Obdachlosen, die auf den Bürgersteigen schliefen und der Kälte der Nacht ausgesetzt waren, zu bedecken. Sie brachte keine Lampe in die Rikscha, denn sie wollte nicht, dass die Leute sie erkennen, während sie den Bedürftigen diente. Untertags gab sie ihnen ausgiebig zu essen. Sie wurde als „Meer der Barmherzigkeit“ berühmt. Dennoch war sie nie egoistisch. Wann immer sie Baracken aufsuchte, um den Leuten dort zu dienen, beugte sie ihr Haupt und bedeckte es mit einem Schleier. Sie wurde gefragt, warum sie während ihrer barmherzigen Taten ihren Kopf beugte. Sie erwiderte, sie beuge ihr Haupt in Scham, weil sie der Menschheit mit nur einer Hand diente, wohingegen Gott, der als das kosmische Wesen mit tausenden Köpfen, Augen und Füßen bekannt ist, ihr mit tausenden von Händen gab. In diesem heiligen Land Bharat sind Menschen mit so herausragendem Opfergeist geboren.

Andere sind von anderer Beschaffenheit. In einem Aschram war ein Guruji, der täglich den Devotees aus der Bhagavadgita und den Puranas vorlas. Sogar wenn er müde war und stark schwitzte gab er lange Lesungen. Unter den Zuhörern befand sich ein Devotee, der aufstand und vorschlug, er würde, weil der Guru sich so sehr anstrengte, einen Ventilator über ihm installieren. Der Guruji stimmte diesem Vorschlag zu. Am nächsten Tag brachte der Devotee den Ventilator und schrieb seinen Namen auf den einen Flügel, den seiner Frau auf einen anderen und den Namen seines Sohnes auf den dritten. Im Zentrum schrieb er seinen Nachnamen. Der Guruji begann seine Vorlesung über die Bhagavadgita. Während der Ventilator lief und die Flügel sich bewegten waren die Namen nicht sichtbar. Der Devotee der dort saß bemerkte das, stand deshalb plötzlich auf und stellte den Schalter aus. Als er nach dem Grund gefragt wurde erwiderte er, er könne seinen Namen nicht sehen während die Ventilatorflügel sich bewegten. Ist es notwendig, uns, wenn wir Barmherzigkeit praktizieren, so wie dieser Mann zu vermarkten? Wohltätigkeit sollte mit Demut, ohne irgendeine Angeberei, durchgeführt werden. Tatsächlich sollte eure linke Hand nicht wissen was ihr mit der rechten gebt.

Wir sollten Gott alle wohltätigen Werke die wir tun weihen. Alle Handlungen sollten zur Freude Gottes durchgeführt werden. Das allein ist wahre Hingabe. Gottergebenheit ist das Hauptmerkmal von wahrer Hingabe. Egoismus schadet der Hingabe. Es gibt im Bhagavatam ein gutes Beispiel um dies zu untermauern. Die Yadavas prahlten damit, dass ihr Krishna, geboren in der Yadavasippe, verantwortlich für den Sieg der Pandavas im Mahabharathakrieg war. Sie erklärten darüber hinaus, die Pandavas hätten  den Krieg ohne Krishna nicht gewinnen können. Sie verkündeten triumphierend, dass Krishna ihr eigen sei, dass er ihr Bruder, ihr Onkel, ihr Schwager usw. sei. Diese Art Stolz führte schließlich zum Untergang der Yadavas. Die Gopikās hingegen hegten eine andere Einstellung. Sie pflegten zu sagen: „Krishna, wir sind dein, wir sind dein.“ Aufgrund dieser Haltung der Demut und Selbsthingabe konnten sie die Gnade ihres Herrn in Fülle erlangen. Wenn ihr die Haltung „Er ist mein, du bist mein“ einnehmt, dann ist das Egoismus. Wenn ihr jedoch die Haltung „Ich bin dein“ annehmt, dann ist das Ergebenheit.

Forscht nach und folgt dem rechten Weg zur Befreiung

Es gibt zwei Wege, um Befreiung zu erlangen: „dāso´ham – ich bin der Diener“ und „shivo´ham – ich bin der Herr“. Wenn jemand durch Ketten gebunden ist kann er sich befreien entweder indem er sich ausdehnt oder indem er sich zusammenzieht. Die Ketten müssen brechen, wenn die Person sich durch das Gefühl „Ich bin Gott, ich bin Gott“ (shivo’ham) erweitert. Die Ketten lockern sich, wenn die gebundene Person das Gefühl kultiviert „Ich bin der Diener, ich bin der Diener“ (dāso’ham). Ihr solltet entweder denken, dass ihr der Diener Gottes seid oder den Glauben nähren, dass Gott in euch ist und ihr demzufolge Gott seid. Aber wir übernehmen heutzutage keine dieser Einstellungen. Eine Minute neigen wir zu dem einen Weg und in der nächsten Minute zum anderen. Wir führen einen Puppentanz auf. Aufgrund dieses Hin und her Schwankens sind wir unfähig, den Nutzen aus einer der Einstellungen zu erfahren. Wir sollten einer Auswahlmöglichkeiten folgen, daran festhalten und diesem Weg mit aller Entschiedenheit und Konzentration folgen.

Die Bhagavadgita beginnt mit dem Kapitel „Arjunas Vishada Yoga“. Das dritte Kapitel ist Karmayoga. Krishna sagte zu Arjuna, er solle dem Weg des Karmayoga folgen und handeln. Darüber hinaus erklärte er: „Ich bin selber mit Handeln befasst. Wenn ich nicht selber handele, würde das gesamte Universum zum Stillstand kommen. Alle sollten tätig sein.“ Er erklärte Arjuna außerdem: „Führe wunschlose Handlungen durch, ohne die Erwartung ihrer Frucht. Von Zeit zu Zeit verkörpere ich mich auf Erden, um Rechtschaffenheit zu etablieren. Wer immer sich auf mich allein besinnt ohne andere Gedanken zu hegen, um jedes Bedürfnis von ihm werde ich mich kümmern. Deshalb ist es wichtig, zu handeln ohne irgendeinen Wunsch zu haben und ohne eine Belohnung zu erwarten, und dabei immer an mich zu denken.“

Wir sollten uns mit den sich ändernden Zeiten ändern. Wir sollten in Übereinstimmung mit dem Zeitgeist und den sich verändernden Umständen handeln. Beispielsweise muss ein Baby mit Flüssignahrung gefüttert werden, weil es feste Nahrung nicht verdauen kann und seine Zähne sich erst entwickeln müssen. Erst nachdem die Zähne stark geworden sind, kann es feste Nahrung zu sich nehmen. Die Nahrungsgewohnheiten des Babys ändern sich mit dem Wandel in der Entwicklung des Körpers. Während ihr heranwachst solltet ihr deshalb Handlungen durchführen, ohne irgendeinen Wunsch nach ihrer Frucht zu hegen.

Um all diese Aspekte zu verstehen müssen die Menschen die Kraft des Denkens und der Nachforschung besitzen. Der Einzelne erhält Respekt wenn er weiß, wie er sich unter bestimmten Umständen zu verhalten hat. Er sollte Grenzen bewahren, ansonsten wird er zur Zielscheibe des Spottes werden. Wenn ein junger Mann mithilfe eines Stockes läuft, werden sich alle über ihn lustig machen. Wenn ein alter Mensch mit Jungen spielt, werden die Leute lachen. Das eigene Verhalten sollte in Übereinstimmung mit dem eigenen Alter und der Situation sein.

Junge Burschen sollten besser werden, indem sie die Vorschläge, die die Älteren ihnen zur Selbstkorrektur geben, annehmen, um sich selbst zu korrigieren. Derjenige, der unsere Fehler aufzeigt, ist unser wahrer Guru. Shankaracarya hat den Rat gegeben, man sollte sich vor jemandem der einem die eigenen Mängel aufzeigt verneigen, denn es gibt einem die Gelegenheit, die eigenen Fehler richtigzustellen. Wenn ihr ständig beredt über eure Fehler hinweggeht werden sie sich vervielfachen. Also ist die Person die euch weisen Rat gibt euer wahrer Guru. Der Schüler sollte seine Fehler korrigieren und in seinem Herzen Liebe zum Meister nähren. Diesem zweifachen Pfad sollte man folgen. Es ist nicht richtig sich zu beschweren, wenn eure Fehler aufgezeigt wurden. Mit so einer Einstellung kann man seine eigenen Fehler nie korrigieren. Nehmt Kritik im rechten Geiste auf. Es wird den Studenten von Nutzen sein, wenn sie alles, Gutes und Schlechtes, mit Gleichmut hinnehmen. Seid glücklich.

Sri Sathya Sais Ansprache in Sai Sruthi, Kodaikanal, am 25. April 1988.

Prema ist das besondere Geschenk, das Ich bringe, das besondere Medium, durch das Meine Gnade wirkt. Das ist die Grundlage all Meines Handelns. Es heißt, dass Gott in jedem Wesen wohnt. Ja, Er wohnt als Prema. Ohne Prema wird die Welt zu einem Kessel des Elends. Sie ist wie Wasser für den Fisch. Wenn man einen Fisch in einer goldenen, mit Edelsteinen besetzten Schale hält, wird er in Todesangst darum kämpfen, ins Wasser zurückzuspringen.

– Bhagavan Sri Sathya Sai Baba

© Sri Sathya Sai Sadhana Trust Sadhana Trust – Publications Division, Prasanthi Nilayam

Gewinnt Gottes Gnade durch echte Hingabe