Sanathana Sarathi 1/2022

Rani Subramanian

Eines Tages, vor Jahren, verteilte Swami Amrita (Nektar) an uns alle. Ich erinnere mich nicht, ob er etwas Bestimmtes über die Bedeutung von Amrita sagte. Er sagte nur, dass wir alle sehr großes Glück hätten, es zu erhalten. Rückblickend habe ich Folgendes verstanden: Wir handeln immer von der Ebene des Körperbewusstseins aus – „ich denke“, „ich tue“, „ich höre“ und so weiter. Was versucht er zu tun? Er entfernt das Körperbewusstsein aus unserem Geist und offenbart uns unsere wahre Form (atmasvarupa). Amrita hat eine sehr wichtige Botschaft. Ein oft wiederholtes Gebet lautet: Mrityor ma amritam gamaya (Führe mich vom Tod zur Unsterblichkeit). Der Tod ist auf den Körper beschränkt; für die Seele gibt es keinen Tod. Swami ist gekommen, um unser Körperbewusstsein aufzulösen und uns unser Atmasvarupa zu offenbaren. Was ist der Atman? Er hat keine Form (rupa), aber ist dem Körper als unendliche Kraft immanent. Swami sagt also: „Du hast die ganze Kraft in dir, du bist unsterblich! Gibt es dann noch Platz für Furcht oder Angst?“

Wir alle, Schwestern, sind in der Tat gesegnet! Wir sind nicht zu Swami gekommen, um ihn um Hilfe in materiellen Angelegenheiten wie Gesundheit oder Reichtum zu bitten. Wir haben den Weg allein wegen spiritueller Hilfe eingeschlagen und sind nur mit diesem Ziel zu Swami gekommen. Er selbst erkundigte sich oft, ob wir irgendwelche körperlichen Probleme bezüglich unserer Gesundheit hätten. Aber wir haben solche Gespräche nie angefangen.

Unwissenheit in Glückseligkeit verwandeln!

Als wir auf seine Anweisung hin Kodaikanal besuchten, wohnte Saroja, eine Freundin von uns, bei uns. Sie kam jeden Tag von Swamis Darshan zurück und weinte untröstlich. Wir fragten sie nach dem Grund. Sie sagte: „Swami hat mich ignoriert, Er schaut mich nie an und spricht nicht mit mir.“ Dies ging einige Tage so, und sie vertraute die Ursache ihres Kummers mehreren von uns an. Wir schlugen ihr viele mögliche Erklärungen vor, z.B., dass Swami dies zu ihrem eigenen Wohl tue und dass sie lernen müsse, es zu akzeptieren. Aber sie war nicht überzeugt und meinte, es müsse eine sinnvolle Erklärung für Swamis Verhalten geben.

Da uns die Ideen ausgingen, beteten wir inbrünstig zu Swami, Saroja die richtige Erklärung zu geben. Nach den Gebeten hatte ich einen Traum, in dem Swami sagte: „Gib diese Botschaft an Saroja weiter: Ich weiß, dass sie weint, und das wird sie trösten. Wenn der Herr des Hauses Gäste einlädt, kümmert er sich dann um seine Familienmitglieder oder um die Gäste? Diejenigen, die mir nahe stehen, die Familienmitglieder, sollten nicht denken, ich würde sie ignorieren! Ihr seid wie die Gopis, ihr lebt um meinetwillen und überlegt immer, was ihr tun solltet, um Swami zu gefallen. Ihr seid Familie!“ Als ich morgens aufwachte, erzählte ich dies Saroja und sie war überglücklich.

In einer kürzlich gehaltenen Ansprache sagte Swami: „Alte Devotees dürfen nichts erwarten und müssen bereit sein, Platz für Neulinge zu machen. Die Neuen sollten die Gelegenheit bekommen, von Swami erzogen und angeleitet zu werden.“ Er sagte mir das auch persönlich: „Rani Ma, du hast schon so viel bekommen. Was willst du noch? Mach Platz für Neuankömmlinge. Sei zufrieden und glücklich. Sei nicht neidisch auf andere. Sie brauchen meine Führung. Du hast sie bereits erhalten. Jetzt musst du sie praktizieren!“ Das letzte Interview, das ich erhielt, war 1984.

Mehr Selbstkultivierung, mehr Gnade

Es ist hier auch angebracht, etwas anderes zu erwähnen, was Swami gesagt hat. „Wenn du das, was ich dir beim ersten Mal gesagt habe, nicht praktizierst, werde ich dich ignorieren.“ Das ist so ähnlich, wie wenn wir in die Schule gehen und unsere Hausaufgaben nicht gemacht haben! Angenommen, er sagt: „Liebt alle, dient allen“, und wir gehen zurück, werden zu Hause wütend, fangen Streit mit allen an, helfen anderen nicht, wenn sich die Gelegenheit ergibt, und so weiter; was nützt es dann, zu Swami zurückzugehen, um weitere Ratschläge (upadesha) zu erhalten? Er wird erst wieder zu uns sprechen, wenn wir das, was wir erhalten haben, in die Praxis umgesetzt haben.

Der Atman gibt uns die Kraft der Weisheit und Stärke. In unserer Familie mögen wir einige Mitglieder mehr lieben, weil sie freundlich sind, während wir andere weniger lieben, weil sie vielleicht gefühllos sind. Aber das dürfen wir nicht tun. Swami sagt: „Göttliche Liebe ist bedingungslos, menschliche Liebe ist bedingt.“ „Warum kümmert ihr euch darum, wie es anderen geht? Kümmert euch darum, wie es euch geht! Wenn ihr meine Gnade wollt, müsst ihr bedingungslose Liebe kultivieren. Liebt alle gleichermaßen und bedingungslos.“ Wenn wir gut sind, wird dies uns helfen, geistig zu wachsen, und wird nicht anderen helfen. Wenn wir im Unterricht gut sind, hilft das keinem anderen, gut zu sein. Jeder muss es selbst versuchen; wenn man gut sein will, muss man üben.

In einem Brief spricht Swami über die „Gemeinschaft mit Sathya Sai“. Er sagt: „Ihr müsst immer mit mir sprechen.“ Wenn du dich darin übst, seine Gegenwart als reines Bewusstsein in dir zu erfahren, indem du ständig mit ihm sprichst, dann wird das zu Meditation! Was ist reines Bewusstsein? Es ist das Wissen, dass der Körper keine große Bedeutung hat, sondern eine Umhüllung des Atman ist – dem reinen Bewusstsein.

Einmal sagte er zu alten Devotees, die sich nach seinem Padanamaskar sehnten und ihm ständig hinterherliefen: „Warum rennt ihr meinem physischen Körper wegen Padanamaskar hinterher? Ihr könnt mich immer in eurem Herzen visualisieren und eine beliebige Anzahl von Namaskars (Niederwerfungen) machen. Das führt zu viel besseren Ergebnissen, weil ihr es in eurem spirituellen Bewusstsein und nicht im physischen Bewusstsein tut.“

Warum rennen wir Swamis physischer Form hinterher? Wenn wir das tun, beschränken wir nicht nur uns selbst auf den Körper, sondern auch Swami! Das ist nicht Jnana, Weisheit! Das ist Unwissenheit. Deshalb sagt Swami, dass Bhakti (Hingabe) Hand in Hand mit Jnana gehen muss. Meditation (dhyana) muss auf Jnana und Bhakti folgen. Was ist Dhyana oder Meditation? Es ist nicht das Sitzen in einer bestimmten Haltung. Solange du nicht tief nach innen gehst und völlig im Einklang mit dir selbst bist, ist es nicht Dhyana. Es ist bestenfalls Kontemplation, nicht Meditation. Dhyana kommt nach Jahren des Sadhana oder spirituellen Übens. Swami sagt: „Übt euch zuerst darin, in meiner Gegenwart zu sein.“ Wenn du ständig mit Swami in deinem Herzen sprichst, wozu musst du dann nach Puttaparthi gehen und ein Interview bekommen, um mit Swami zu sprechen? Er ist deine Mutter, dein Vater, dein Gefährte, dein Freund (mata, pita, bandhu, sakha) – dein Alles. Öffne also dein Herz für ihn und teile alles mit ihm. Du musst die Überzeugung entwickeln, dass er in dir ist.

Ich mache so viele Erfahrungen, obwohl ich tagelang nicht zum Darshan gehe. Ich gehe jetzt wahrscheinlich zwei bis drei Mal im Monat. Ich spreche nicht physisch mit Swami und gebe ihm auch keine Briefe. Wenn man Weisheit erlangt, hilft er einem auf so manch wunderbare und besondere Weise und lässt einen Freude empfinden. In meinem Fall und dem meiner Schwestern hat er uns in Etappen unterrichtet. Als wir anfingen, brachten wir Blumen, Kampfer und anderes dar. Schon damals sagte er uns, wir sollten nur wenige Bücher lesen. Er sagte: „Bücher, die Ratschläge des Gurus enthalten, und Swamis Bücher werden euch helfen.“ Er hat seine eigenen Wege, dir zur richtigen Zeit Botschaften zu geben – er wird dir Botschaften durch Bücher geben.

Heutzutage kaufe ich keine Bücher mehr. Ein paar, die kürzlich veröffentlicht wurden sind sehr informativ – „Sai Darshan“, „Saicology“, „Sai Sandesh“, um nur einige zu nennen. Sai Sandesh ist sehr hilfreich für das Verständnis des Ablaufs hier. Der Autor erklärt, warum der Ablauf im Ashram von Prasanthi Nilayam so ist, wie er ist. Wir sind irritiert, wenn ein bestimmtes Individuum oder eine wichtige Person manchmal im Ashram bevorzugt wird.

Was in Prasanthi Nilayam geschieht, ist nicht unsere Angelegenheit. Wir müssen das alles Swami überlassen. Er sagt: „Gebt euer Bestes und ich erledige den Rest!“ Er erwartet eine sehr gute Leistung von uns. Er sagt: „Ihr müsst drei Viertel Selbstanalyse machen und ein Viertel sollte Sadhana (spirituelle Praxis) sein.“ Sadhana kann Japa, Dhyana, Bhajan, Lesen und Selbstbeobachtung sein – wie habe ich mich heute verhalten? Habe ich jemandem geholfen oder ihn abgewiesen, der an meiner Tür um Hilfe gebeten hat? War ich freundlich zu allen? Wir müssen die Unterschiede in unserer Wahrnehmung auslöschen. Advaita (Nicht-Dualität) ist nichts anderes als Einheit. Betet sogar für die Terroristen!

Das entspricht mehr dem spirituellen Verständnis. Swami sagt: „Ihr alle spielt eine Rolle auf der Bühne der Welt. Wenn ihr schauspielert, konzentriert ihr euch dann darauf, wie die andere Person sich verhält? Ihr solltet euch darauf konzentrieren, wie eure Rolle erfolgreich zu spielen ist! Ihr seid nur für eine kurze Zeit auf der Bühne. Ihr müsst jede Rolle gut spielen. Aber wenn ihr euch mit einer der Rollen identifiziert, werdet ihr enttäuscht sein. Konzentriert euch auf das, was in eurem Inneren geschieht. Kümmert euch nicht um die Ereignisse im Außen.“

Habt Vertrauen in Sais Mitgefühl

Lasst mich eine Begebenheit erzählen, die Swamis Allgegenwart anschaulich demonstriert. Mein Sohn war damals etwa 8 oder 9 Jahre alt. Wir lebten in Nagpur. Mein Sohn hatte die Angewohnheit, mit Erwachsenenfahrrädern zu fahren. Er hatte zwar eines, das viel kleiner war, mochte es aber nicht. Eines Tages fuhr er mit einem großen Fahrrad zum Spielen mit seinen Freunden. In der einen Hand hatte er einen Fußball. Nachdem sie genug gespielt hatten, machte er sich auf den Heimweg. Er war nicht einmal groß genug, um richtig auf dem Fahrrad zu sitzen und die Pedale zu erreichen. Also stand er auf dem Fahrrad und trat in die Pedale, während er den Fußball in einer Hand hielt. Und dann verlor er in der Nähe eines großen Abwasserkanals die Kontrolle über das Fahrrad. Der Fußball fiel ihm aus der Hand und geriet vor das Fahrrad, das dann auf ihn stürzte. Er hatte Prellungen am ganzen Körper und war mit Schlamm bedeckt. Glücklicherweise waren alle seine Knochen unversehrt. Er schob das Fahrrad nach Hause, nicht weit vom Haus seines Freundes entfernt, wo er gespielt hatte. Als ich ihn sah, war ich schockiert und bestürzt.

Ich rief sofort einen Arzt, der nach ein paar Stunden eintraf, um ihn zu untersuchen. Zu diesem Zeitpunkt hatte mein Sohn bereits Fieber bekommen. Der Arzt sagte, es könne sich um eine Sepsis handeln, die tödlich sein könnte, wenn sie nicht bald behandelt wird. Er riet dazu, ihm unverzüglich ein Medikament zu verabreichen.

Leider war mein Mann zu dieser Zeit nicht zu Hause. Der Arzt erklärte, er könne das Medikament nicht besorgen, da in der Stadt gestreikt werde und es auch in seinem Krankenhaus nicht vorrätig sei. Er sagte, dass ich es so schnell wie möglich beschaffen müsse. Mein erster Gedanke war: „Wie kann ich mein Kind allein lassen und gehen?“ Ich betete zu Swami um Hilfe. Kurz darauf kam Madhavi, eine Freundin von mir, die in der Krankenpflegeschule war, nach Hause, um zu arbeiten. Ich vertraute ihr das Kind an, bedankte mich herzlich bei ihr, nahm einen Hausangestellten mit und fuhr zur Apotheke. Der Laden war geschlossen, und der Apotheker war nicht da. Ich ging zu seinem Haus und stellte fest, dass er auch dort nicht war.

Swami prüft immer, wie hartnäckig man ist! Seine Hilfe kommt immer in letzter Minute, nachdem man sein Bestes gegeben hat!

Ich traf die Frau des Apothekers, Smt. Banerji, zu Hause an und fragte sie, wann ihr Mann zurückkommen werde. Sie sagte, er sei gegangen, um einige Arbeiten in dem Hotel zu beaufsichtigen, das sie betrieben und das sich oben in demselben Gebäude befand wie ihr Geschäft, und dass er gegen 20.00 Uhr zurück sein wollte. Betend wartete ich. Kurz vor 21 Uhr kam ein Mann und sagte zu Sri Banerjis Frau, dass ihr Mann die Schlüssel für den Laden brauche.

Jemand anderes brauchte dringend ein Medikament. Smt. Banerji gab dem Mann, der mit einem Fahrrad gekommen war, den Schlüssel. Ich sagte ihm, dass ich ihm in meinem Auto zum Laden folgen würde. Und so traf ich Herrn Banerji, der mir die Medizin gab, und dann eilte ich nach Hause und verabreichte sie meinem Sohn. Nach ein paar Tagen war er wieder gesund, ohne dass es zu Komplikationen kam.

Fortsetzung folgt …

Mit freundlicher Genehmigung: Sri Sathya Sai Medienzentrum

– Die Autorin, die seit fast sechzig Jahren eine gläubige Devotee ist, kam bereits 1950 zu Sathya Sai Baba. Sie wurde von ihm ‚Rani Magenannt. Ihr Leben glich einer Schatztruhe voller schillernder Erfahrungen von Swamis Göttlichkeit.

Faszinierende Augenblicke mit dem göttlichen Meister