Sanathana Sarathi 05/2022

Maharajakrishna Rasgotra

In seinem kleinen Interviewraum in Prasanthi Nilayam sprach Sri Sathya Sai Baba Anfang Februar 1974 gegen Mittag mit einer Gruppe von acht oder zehn Personen, zu der auch ich gehörte, über Gott und die Bedeutung des Glaubens im Leben. Plötzlich wandte er sich an einen von uns und sagte: „Du wunderst dich über mich. Du willst wissen, wer ich bin. Sri Sathya Sai Baba ist ein Avatar, der inkarnierte Gott. Auch du bist Gott. Der Unterschied besteht darin, dass ich meine Realität kenne und du deine nicht.“

Dann wandte er sich an einen anderen und fragte: „Hast du Zweifel? Willst du einen Beweis dafür, dass ich der Avatar bin? Welche Art von Beweis wird dich zufrieden stellen? Was willst du von Gott?“ In diesem Moment streckte er seine rechte Hand aus, der Unterarm war entblößt, die Handfläche offen und leer und nach oben gerichtet. Dann schloss er die Hand und sagte: „Alle drei Welten (loka) sind hier in dieser Hand. Sage mir, was du willst, und ich werde es dir hier und jetzt geben – Gold, Reichtümer, Diamanten, alles. Ich werde dir hier und jetzt alles geben, worum du bittest.“ Babas Stimme war sanft, sein Ton gleichmäßig, ruhig und überzeugend. Wir waren alle zutiefst bewegt, und es herrschte völlige Stille, während er auf eine Antwort des jungen Mannes wartete, an den er seine Worte gerichtet hatte. Dieser vermochte nur zu stottern: „Swami, in erster Linie möchte ich Deine Liebe; danach, was auch immer Du sonst noch geben möchtest. Wirklich. Ich will nur Deine Liebe.“ Ein unbeschreiblich schönes Lächeln erschien auf Babas Gesicht und erfüllte den Raum mit Helligkeit und Wärme, und es folgte eine seltene Darbietung seiner berühmten Materialisierungskräfte. Buchstäblich aus dem Nichts kamen Vibhuti in verschiedenen Farben und Düften, ein Ring, ein Anhänger, ein frisch aufgenommenes Foto von Baba – noch feucht vom Entwickeln – , eine Visitenkarte mit seiner Adresse in Puttaparthi, ein Stück Kandiszucker für jemanden, der kürzlich von Baba von einem Gehirntumor geheilt worden war, ein Rosenkranz und ähnliches.

Seit meiner ersten Begegnung mit Sri Sathya Sai Baba im März 1972 hatte ich nie Zweifel an seiner außergewöhnlichen Fähigkeit, Menschen anzuziehen, sie zu beeinflussen und sie in ihr Inneres zu führen, zu Offenbarungen von bis dahin unbekannten Welten. Aber ich hatte große Schwierigkeiten, seinen Anspruch, ein Avatar zu sein, zu akzeptieren. Der Gedanke, dass ein Mensch aus Fleisch und Blut, der so zerbrechlich und sterblich schien, behaupten sollte, Gott zu sein, ärgerte mich. Erst viel später wurde mir klar, dass Rama und Krishna zu ihrer Zeit wie ihre menschlichen Zeitgenossen geatmet, gegessen, gelaufen und gesprochen haben müssen, und dennoch hatte ich wenig Schwierigkeiten, ihre Göttlichkeit und ihre selbsternannte Avatarschaft sowie das Zeugnis anderer in dieser Hinsicht zu akzeptieren. In der Tat kann nur ein Avatar seine Wahrheit verkünden, denn nur er kennt sie. Die Annahme oder Ablehnung der Behauptung beruht dann allein auf dem Glauben und auf dem Zeugnis der eigenen Beobachtung.

Im Laufe der Jahre hatte ich Gelegenheit zu beobachten, wie sehr sich Sri Sathya Sai Baba in Wirklichkeit von anderen Menschen unterscheidet, sowohl in seinem Verhalten als auch im Fehlen von Bedürfnissen. Die Strenge und Kargheit seiner Ernährung sind ein Wunder, seine Mahlzeiten sind wie kleine Medizingaben. Unaufhörliche Aktivität ermüdet ihn nicht. In seinem Verhalten ist auch nicht der geringste Anflug von Ärger oder Ego zu finden und seinem Mitgefühl und seiner Vergebung sind keine Grenzen gesetzt. Er kann Krankheiten und Beeinträchtigungen sowohl bei sich selbst als auch bei anderen einfach wegwünschen. Er verfügt über einige höhere Kräfte der Natur, die er nach Belieben einsetzen kann, wenn auch immer nur zum Wohle der Menschen. Seine Berührung hat eine reinigende, erhebende Wirkung, und in seiner Gegenwart werden die bösartigsten Menschen entwaffnend unschuldig. Um das Geheimnis dieses Wundermanns zu vervollständigen, zeigt sich bei seltenen Gelegenheiten ein Heiligenschein um seinen Kopf. Dieser kommt und geht, so scheint es, je nach dem Willen seines Trägers. Es ist etwas, das ihm niemand wegnehmen kann.

Meine eigenen Zweifel und meine Skepsis waren schon beträchtlich geschwunden, als ich ihn im November 1975 während einer öffentlichen Ansprache in Prasanthi Nilayam in einfachen, nicht dogmatischen Worten sagen hörte: „Täuscht euch nicht hinsichtlich dieses Avatars. Der Herr hat diesen Körper angenommen, um in der Lage zu sein, in der Sprache der Menschen zu den Menschen zu sprechen, um ihnen zu helfen und sie zu erheben, um das Wissen wiederherzustellen, um das Dharma wiederherzustellen und die Menschheit zu retten. Meine Mission wird erfolgreich sein. Meine Wirklichkeit ist nicht leicht zu begreifen; aber kommt, seht und untersucht und versucht, mein Geheimnis zu ergründen. Besser noch: Habt Vertrauen und schöpft Glückseligkeit aus mir. Aber denkt daran, dass nicht dieser fünf Fuß große Körper Gott ist. Wie jeder andere Körper wird auch dieser Körper eines Tages vergehen, aber der Gott in seinem Inneren ist unvergänglich und ewig.“

In den zwei oder drei Tagen vor den Feierlichkeiten zu seinem fünfzigsten Geburtstag hatte ich viele Facetten von Sri Sathya Sai Babas Liebreiz und Herrlichkeit erlebt. Geschmeidig bewegte er sich inmitten der wogenden Menschenmenge voll Glückseligkeit und Anmut. Seine Handlungen und Gesten waren von Liebe durchdrungen. Weisheit war in jedem seiner Worte enthalten. Seine Wunderkräfte schienen so natürlich und mühelos zu sein wie das Atmen; er schien die Dinge zu wollen, und sie geschahen dann so, wie er sie wollte. Es gab Heilungen von Kranken und Behinderten, bei den Yajnas flossen Reiskörner einfach aus der leeren, offenen, erhobenen Hand. Wo immer sein Blick hinfiel, verwandelte sich Schmerz, Leid und Sehnsucht in überschäumende Freude und Glückseligkeit. Er schien mir der vollkommene Mensch zu sein, der die Grenzen des Körpers überwunden hatte, der sich nach Belieben ausdehnen konnte, um die Erde in seiner Liebe zu umfassen. Hier war der Mensch ganz eins und Herr seiner selbst, der Mensch, der auch Gott war.

Zu oft verwechseln wir die Grenzen des Menschen mit den Grenzen seines sterblichen Körpers. Der unsichtbare innere Mensch ist unendlich viel größer und hat keine Grenzen. Der Purusha, so heißt es in der Atmopanishad, ist dreifach: der äußere Atman, der innere Atman und der Paramatman. Der äußere Atman ist der Körper, der geboren wird und stirbt. Der innere Atman ist der Wahrnehmende und Erfahrende des physischen Phänomens, der Genießer der Sinne, der Hörende, Riechende, Schmeckende, Handelnde, Unterscheidende und Denkende. Er ist es, der den Körper wie ein Gewand trägt und nicht mit ihm zerstört wird. Der Paramatman ist ewig, alles durchdringend und jenseits des Greifbaren. Er ist der Zeuge ohne Handlung, jenseits der Sinne und ohne Samskaras (innewohnende Tendenzen).

Ohne den inneren Atman, der das Abbild Gottes im Menschen und die Brücke zwischen Himmel und Erde ist, hat der äußere Atman, der Körper, keine eigene Existenz. Krishna sagt in der Gita (XV.7): „Ein Teil meines eigenen Selbst, das zu einer lebendigen Seele geworden ist, die ewig in der Welt des Lebens verweilt, zieht die Sinne an sich, von denen der Geist der sechste ist, der in der Natur ruht.“ Die Sinne des Klangs, der Berührung, der Form, des Geschmacks und des Geruchs sind die subtilen Essenzen der fünf Elemente, d.h. Äther, Luft, Feuer, Wasser und Erde, und der Körper setzt sich daraus zusammen. Sie binden den Menschen an die Welt der Materie. Der Körper verlangt vom Menschen einen schweren Tribut, aber bei all seinen Wanderungen im Labyrinth der Maya ist die Tatsache der Göttlichkeit des Menschen für immer unauslöschlich. Tatsächlich ist er nur ein Name und eine Form der eigentlichen Substanz, die Gott ist. Er ist nicht von Gott getrennt: Es kann nicht Mensch und Gott geben, es gibt nur Mensch-Gott oder Gott-Mensch. Der Mensch steigt zur Gottheit auf, wenn er durch Unterscheidung und Entsagung seine wahre Natur erkennt. „Mein Vater und ich sind eins“, sagte Jesus gegen Ende seiner Zeit auf Erden. Der Schleier der Dualität fällt und der Mensch, der sich seiner Realität voll bewusst ist, ist Gott.

Im Falle des Avatars ist es der Herr, majestätisch, mächtig und allvollkommen, formlos und ohne Namen, der im vollen Bewusstsein seiner höheren Wirklichkeit auf die Ebene der irdischen Existenz herabsteigt. Er dient als Vorbild für die Tugenden, die der Mensch entwickeln muss, und als Kanal der Gnade, um den Menschen zu helfen, in ihrer Natur vollkommen zu werden und das menschliche Leben auf eine höhere Ebene zu heben. Die Bhagavadgita bietet die erste klare Aussage über das Wesen und den Zweck des Avatars. Krishna sagt, dass er die menschliche Geburt angenommen hat, um der Menschheit altes Wissen und alte Traditionen wiederzugeben, die durch den großen Strom der Zeit verloren gegangen waren, und dass er dies von Zeitalter zu Zeitalter tut. Er wiederholt die alten und unveränderlichen Wahrheiten: Für den, der geboren wurde, ist der Tod gewiss, der Körper ist nur das Kleid der Seele, und sein Verlust ist nicht zu bedauern, das Selbst, das Abbild des Herrn im Menschen, ist unzerstörbar. Der Mensch muss seine Pflicht furchtlos erfüllen; er hat allein das Recht zu handeln, und das höchste Karma ist frei von Selbstsucht und dem Wunsch nach Belohnung. Entsagung, Hingabe und Zuflucht zum Herrn führen den Menschen zur Vereinigung mit dem Herrn. Krishna sagt, sein höheres soziales Ziel sei der Schutz der Tugendhaften, die Vernichtung der Bösen und die Wiederherstellung der Rechtschaffenheit in den Angelegenheiten der Menschen. Um Arjunas Glauben zu stärken, offenbart er ihm seine transzendente Gestalt, majestätisch, ehrfurchtgebietend, allgegenwärtig und allmächtig. Aber der Gott der Gita ist kein abstrakter, bedrohlicher Geist. Er ist ein Gott, dem das Wohlergehen der Menschen sehr am Herzen liegt. Er ist bestrebt und in der Lage, Beziehungen mit ihnen zu knüpfen. Er ist Lehrer, älterer Staatsmann, vollendeter Diplomat, Wagenlenker, Begleiter, Führer, Beschützer und Freund. Er hat die menschliche Geburt angenommen, um persönliche Bindungen mit den Menschen eingehen zu können. Der Avatar ist der persönliche Gott eines jeden Menschen.

Es heißt, dass acht Haupteigenschaften einen Avatar von gewöhnlichen Sterblichen unterscheiden: Herrlichkeit, Rechtschaffenheit, Weisheit, Ruhm, Wohlstand, Nichtanhaftung, Schöpfungs- und Zerstörungskraft und Allwissenheit. Daraus ergeben sich seine ungewöhnlichen Kräfte, Menschen anzuziehen und zu beeinflussen, Ereignisse zu gestalten und eine neue Ordnung zu schaffen. Aber der Avatar hat sich in der Welt der Lebewesen einige ganz bestimmte und unantastbare Beschränkungen für den direkten Gebrauch seiner Kräfte selbst auferlegt. Die von ihm gewünschten Veränderungen müssen durch das Wirken der Naturgesetze zustande kommen. Denn sonst wird das Leben unverständlich und chaotisch.

Das Streben eines jeden nach seinem eigenen Dharma oder dem Gesetz, nach dem jedes Wesen und jedes Ding gemäß seiner Natur handelt, führt zur Vervollkommnung eines jeden gemäß seiner eigenen Natur. Das wiederum schafft das perfekte Gleichgewicht der Kräfte, das notwendig ist, um die gute Ordnung des Lebens zu erhalten. Es liegt in der Natur des Menschen, Gott zu lieben und ihm zu dienen, indem er der Menschheit dient. Die Probleme der menschlichen Gesellschaft sind auf Unvollkommenheiten in dieser Natur zurückzuführen. Wenn Sri Sathya Sai Baba sagt, dass er hier ist, um das Dharma wiederherzustellen, denkt er nicht an die Vorherrschaft einer Religion über eine andere oder daran, eine neue Religion zu gründen oder bestehende Religionen zu vereinen, wie einige seiner Anhänger manchmal behaupten. Religion, so sagt er, ist eine Sache der Gesinnung, und es gibt so viele Religionen wie es Gesinnungen gibt. Sein Ziel ist es, die Verzerrungen in den Köpfen der Menschen zu korrigieren, damit jeder die wahre Bedeutung seiner eigenen Religion erkennen kann. Bislang hat die Religion der Menschheit nicht die versprochene Liebe, Brüderlichkeit und den Frieden gebracht. In diesem Zeitalter des alles durchdringenden Materialismus, der ideologischen Verwirrung und des Konflikts bedurfte es eines Avatars, der in unsere Mitte kommt und unsere Augen und unsere Herzen für die ewige Wahrheit öffnet, dass es nur einen Gott gibt und dass dieser der Gott der ganzen Menschheit ist, dass, wenn es keine Liebe im Herzen gibt, dort kein Platz für Religion oder Gott ist, dass Gott Liebe ist und dass die menschlichen Verkörperungen des Göttlichen in Liebe leben sollten.

Die Wunder von Sri Sathya Sai Baba haben viel Aufmerksamkeit erregt und einige irrelevante Fragen und Kontroversen ausgelöst. Diese so genannten Wunder sind nur beiläufige Erscheinungen seines täglichen Lebens, was jeder frei beobachten kann. Sie sind natürliche und unprätentiöse Manifestationen einer höheren Macht, die in einem menschlichen Körper wirkt. Baba selbst misst ihnen keine Bedeutung bei und tut sie oft als seine „Lilas“ oder seine „Visitenkarten“ ab. Sie erscheinen uns als Wunder, weil wir sie nicht verstehen können. Wir neigen dazu, ihnen übermäßig viel Aufmerksamkeit zu schenken und übersehen dabei seine Gabe des liebevollen Verstehens, die das einzige wirkliche Wunder ist. Daraus entspringt seine bemerkenswerte Kraft, mit allem und jedem eins zu sein oder, mit anderen Worten, die Kraft der Allwissenheit. Nichts, was Baba wissen will, liegt außerhalb der Reichweite seiner Antenne.

Milinda stellte die Frage, ob der Buddha allwissend sei. Die Antwort war eine vorsichtige: Obwohl Wissen und Vision, so hieß es, dem Geist des Buddha nicht ständig gegenwärtig seien, sei er allwissend, wenn er seinen Geist auf eine Sache richte, so dass er alles, was er über ein Ereignis oder eine Person wissen wolle, durch eine latente Kraft wisse. Der Buddha, so hieß es, war wie ein Baum, der voller Früchte war, dessen Früchte noch nicht gefallen waren, und der deshalb nicht als Baum ohne Früchte bezeichnet werden konnte. Im Fall von Sri Sathya Sai Baba wäre eine solch vorsichtige Antwort irreführend. Es ist nicht bekannt, dass er die Schriften irgendeiner Religion studiert hat, und doch scheint sein grenzenloses Wissen über sie alle ständig in seinem Geist präsent zu sein. Er zitiert mit großer Leichtigkeit und Präzision aus ihnen. Er kennt alle möglichen Dinge, die an weit entfernten Orten geschehen, in allen Details, als ob er persönlich von weit oben mit einem riesigen, weitwinkligen dritten Auge beobachten würde, was auf der Erde geschieht. Wenn er mit einem über ein bestimmtes Ereignis, eine Situation oder ein persönliches Problem spricht, gibt es hierbei keinen Aspekt, weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart oder in der Zukunft, den er nicht vollständig kennt. Die innersten Gedanken der Menschen, selbst ihre Träume sind für ihn ein offenes Buch. Das Wunderbare daran ist, dass diese Art von vollständigem Wissen über alle Situationen, Probleme und Personen nur zum Wohle der direkt Betroffenen und der Menschheit als Ganzes gespeichert wird.

Sri Sathya Sai Babas Fähigkeit, mit Menschen an weit entfernten Orten auf seine eigene, unkonventionelle Weise zu kommunizieren, ist eine ziemlich häufige Erfahrung unter seinen Devotees. Er erscheint ihnen in Träumen, um ihnen Ratschläge oder Anweisungen zu geben oder sie einfach zu segnen. Er hat mit Nachdruck gesagt, dass niemand von ihm träumen kann, ohne dass er ihm im Traum erscheinen möchte, und er hat die Echtheit dieser Behauptung dadurch bewiesen, dass er den Träumern ihre Träume noch Monate nach ihrem Auftreten in lebhaften Einzelheiten geschildert hat. Anderen erscheint er an bestimmten Tagen oder in Zeiten der Not als ein scharf umrissener Lichtpunkt von ungewöhnlicher Leuchtkraft. Baba benutzt nur selten die normalen Kommunikationskanäle wie Post oder Telegramm. Gelegentlich wird einem entfernten Briefeschreiber die Bestätigung eines Briefes in dem Moment gegeben, in dem der Brief Babas Hände erreicht, entweder in einem Traum oder durch das plötzliche, unerklärliche Erscheinen von Vibhuti oder Tropfen duftenden Honigs auf Babas Bild oder durch einen plötzlichen Hauch von Jasminduft oder durch ein ähnliches, mit ihm verbundenes Zeichen.

Es gibt Berichte von Menschen, die plötzlich auf unvorhersehbare Weise handeln, als ob sie von einer inneren Motivation angetrieben würden, um eine Katastrophe für sich selbst zu vermeiden oder um jemandem, der in großer Not ist, unschätzbare Hilfe zukommen zu lassen. Babas Biographen berichten von Ereignissen, bei denen er in physischer Form seinen Anhängern an weit entfernten Orten erschienen sein soll oder an zwei oder mehr Orten gleichzeitig. Die Akzeptanz dieser Berichte muss auf persönlicher Erfahrung beruhen. Ich habe Baba einmal gebeten, mich in seinem physischen Körper persönlich in einem weit entfernten Land zu besuchen, in dem ich mich zu der Zeit befand. „Nein, noch nicht“, sagte er einfach, „ich gehe zu meinen Anhängern, aber zuerst als Licht, dann als Duft und erst viel später persönlich.“ Er hatte natürlich recht, die Gnade wird nicht zurückgehalten, aber man muss zuerst bereit sein, sie zu empfangen.

Nicht umsonst wird ein Avatar geboren, um in menschlicher Gestalt auf die Erde herabzusteigen: Die Ankunft eines solchen Avatars verändert das Leben und die Welt. Seine Ankunft markiert das Ende eines Zeitalters, sein Abgang den Beginn eines anderen. Die Dinge geschehen vor unseren Augen, auch wenn wir den Übergang vielleicht nicht deutlich genug sehen. Sri Sathya Sai Baba hat bei verschiedenen Gelegenheiten von seiner Mission gesprochen, der Menschheit die göttliche Lehre der Veden wieder zu geben, die Menschen zu reformieren und sie vom zerstörerischen Materialismus abzuwenden, den Menschen den Weg zur Selbstverwirklichung und zu Gott zu zeigen und die Menschheit vom Rande des universellen Selbstmords zurückzuholen. Im Gegensatz zu Krishna gehört es nicht zu seiner Aufgabe, irgendjemanden zu vernichten, nicht einmal die Bösesten, sondern sie zu läutern und zu verbessern.

Um sein Ziel zu erreichen, geht er selbst unter die Millionen von Menschen, um sie zu beraten und zu führen und sie auf die vierspurige Autobahn der Wahrheit, der Pflicht, des Friedens und der Liebe zu führen, die zu den beiden Zielen des selbstlosen Dienens und der Befreiung führen. Dieser direkte Zugang zu den Massen verspricht einen beispiellosen Erfolg. Gleichzeitig setzt er sehr wirkungsvoll die traditionelle Methode ein, die führenden Persönlichkeiten in den verschiedenen Lebensbereichen zu gewinnen und ihre Möglichkeiten und ihren Einfluss für die Verbreitung einer universellen Botschaft der Liebe zu mobilisieren, die er in folgenden Worten zusammenfasst:

„Liebt und ihr werdet geliebt werden. Setzt euch für die Liebe ein, betrachtet alle mit Liebe und Hass wird niemals euer Los sein. Wenn ihr den Herrn erreichen wollt, entwickelt Liebe. Das ist die eine Lektion, die ich immer lehre, und das ist auch mein Geheimnis.“

Wenn in der Welt der Menschen Angst herrscht, dann deshalb, weil es in ihren Herzen keine Liebe gibt oder nicht genug davon. Angst verzerrt alles und erzeugt falsche Anhaftungen. Wenn ihr hingegen alles liebt, fürchtet ihr nichts und, was ebenso wichtig ist, ihr hängt an nichts. Die Liebe ist Babas Mittel, um die Bewohner der Erde von den Fesseln der Erde zu befreien.

Obwohl Babas Mission die ganze Menschheit umfasst, ist er in Indien, Bharat, geboren, und sein Werk hat zwangsläufig eine besondere Bedeutung für unser Land und unser Volk. Er sagt, dass er in Bharat geboren wurde, weil die Menschen dieses Landes eine natürliche Vorliebe (rati) für das spirituelle Wissen (bha) empfinden, dass Indien, da die ewigen Wahrheiten den Menschen hier in den Veden zum ersten Mal offenbart wurden, das Instrument ihrer weltweiten Verbreitung sein muss, dass es einst der Guru der Welt war und ungeachtet seiner gegenwärtigen Probleme seine Rolle wieder aufnehmen muss, die kein anderes Land erfüllen kann. Um Indien auf diese Aufgabe vorzubereiten, hat er, fast unbemerkt, ein massives Experiment zur Bildungsreform auf schulischer und universitärer Ebene gestartet, um unserer Bildung eine innere Ausrichtung und eine spirituelle Dimension zu geben. Die Studenten der Sri-Sathya-Sai-Institutionen sind die Vorreiter einer ganz neuen Generation engagierter Inder, die in ihrem Leben die alten indischen Ideale der Einfachheit, der Selbsthilfe, der Reinheit und des Dienens mit einer Sichtweise verbinden, die erfrischend wissenschaftlich und modern ist. Die Anwendung seines Experiments auf nationaler Ebene könnte zu einer dauerhaften Erneuerung Indiens und einer großen Renaissance unserer Kultur führen.

In der Mitte der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts, etwa zur Zeit von Sri Sathya Sai Babas Geburt in Puttaparthi in Andhra Pradesh, erhielt die indische Freiheitsbewegung ihren letzten unwiderstehlichen Schwung. Unser erster großer Kampf für die Unabhängigkeit von der Fremdherrschaft im Jahr 1857 war ein gewaltsamer, und es gab in der Blütezeit der britischen Herrschaft genug Unterdrückung, Ausbeutung und Tyrannei, um einen ebenso blutigen und viel längeren Befreiungskrieg zu entfachen. Aber unser Freiheitskampf wurde von einem Mann Gottes angeführt. Mahatma Gandhi, der Gewaltlosigkeit über alles schätzte, predigte das Evangelium der Liebe und betonte, wie wichtig es sei, die moralische Dimension des Kampfes zwischen Herrscher und Rebell zu bewahren. Nach der Unabhängigkeit zeigten die indischen Führer eine ausgeprägte Vorliebe für eine neue Art des Verhaltens zwischen den Nationen, und zwar Nichteinmischung, Zusammenarbeit und Frieden. Dies waren vielleicht Anzeichen für die Zeit eines neuen Messias, der Charakter und Umfang der Rolle Indiens in einer Welt des Wandels vorhersagte.

Die Zeit des politischen Wiederaufstiegs Indiens war auch Zeuge eines bemerkenswerten spirituellen Erwachens in unserem Land. Sri Aurobindo hat sich hoch erhoben, um etwas von dem Wunder und der Herrlichkeit des göttlichen Lebens in die Sichtweite der gewöhnlichen Sterblichen zu bringen. Ganz nebenbei hatte er auch noch die bevorstehende Ankunft eines großen Avatars angekündigt. Zahlreiche andere indische Denker, Mystiker und Heilige waren im In- und Ausland damit beschäftigt, die Bedeutung der spirituellen Seite des menschlichen Lebens zu betonen. Durch die rein ehrenamtliche Arbeit von Babas eigenen Devotees, sowohl in Indien als auch im Ausland, verbreitet sich die Botschaft seiner Liebe mit unglaublicher Geschwindigkeit in den entferntesten Winkeln der Welt. Auf diese Weise werden die Weichen gestellt, damit der Geist des Menschen wieder die Oberhand über seine physische und materielle Umgebung gewinnt. Indiens Rolle bei dieser beispiellosen Aufgabe der menschlichen Entwicklung ist die traditionelle: aufzuzeigen, wie das Leben im Gleichgewicht zwischen den materiellen Bedürfnissen des Menschen und seinen spirituellen Möglichkeiten zu leben ist und religiöse Dogmen und ideologische Spaltungen in einer Synthese der universellen Liebe aufzulösen. Baba sagt, dass nichts seine Mission aufhalten oder behindern kann, dass sie Erfolg haben muss. Wir, die wir das Privileg haben, in seiner Zeit auf Erden zu leben und zu Indien zu gehören, können uns nichts Besseres wünschen, als in unserem jeweiligen Tätigkeitsbereich seine Werkzeuge zu sein, um die Grundlagen für einen neuen Menschen mit größerer innerer Harmonie und eine neue Welt in Frieden mit sich selbst zu schaffen.

Quelle: Goldenes Zeitalter 1980.

Der Autor, ein Diplomat mit einer herausragenden Karriere, war High Commissioner Indiens in Großbritannien und Botschafter in Marokko, Tunesien, den Niederlanden, Nepal und Frankreich.

Die Realität eines Avatars, seine Kräfte und seine Mission – Glanz der göttlichen Herrlichkeit