Botschaft über die Herrlichkeit von Ramas Namen
Liebe ist meine größte Kraft
Der Name bringt einem zweifelsohne Gottes Gnade. Die Königin von Rajasthan, Mirabai, gab ihren Status und ihren Reichtum, ihr gutes Los und ihre Familie auf und weihte sich der Verehrung des Herrn, Giridhara Gopala. Ihr wurde ein Kelch mit Gift gereicht mit der Anweisung, ihn zu trinken. Während sie trank sagte sie Krishnas Namen, und dank der Gnade des angerufenen Namens verwandelte sich das Gift in Nektar.
Kīrtana ist das Wort, das für das Rezitieren oder Singen des Namens zur Verherrlichung Gottes verwendet wird. Sankīrtana bedeutet das gute und laute Rezitieren oder Singen in Freude und Ekstase.
Wir können vier verschiedene Arten des gemeinsamen Singens des Gottesnamens (nāmasamkīrtana) unterscheiden: Das gefühlsbetonte Singen oder Rezitieren des Gottesnamens (bhāva nāmasamkīrtana); das Singen des Namens mit Konzentration auf die göttlichen Eigenschaften (guna nāmasamkīrtana); die Wiederholung des Gottesnamens mit dem Fokus auf die göttlichen Wunder (līlā nāmasamkīrtana) und die bloße Namenswiederholung (nāmasamkīrtana).
Die verschiedenen Haltungen, die man Gott gegenüber einnehmen kann
Der Begriff Bhāva Nāmasamkīrtana bezeichnet Rezitationen, bei denen der Name in einer bestimmten Gefühlshaltung gegenüber dem Herrn gesungen wird. Es kann Madhurabhakti sein, das Gefühl der Wonne, das Radha überwältigte. Sie sah, hörte, schmeckte, suchte und erhielt jederzeit und überall nur diese süße Wonne. Gott ist der Nektar selbst – raso vai sah. Sie unterschied nicht zwischen der Schöpfung und dem Gott der Schöpfung – alles war Gott, alles war Krishna. Sie fühlte, erfuhr und wusste, dass Krishna immer gegenwärtig war, im Wachzustand, im Traumzustand und im Tiefschlaf. Sie erkannte die Wahrheit von Krishnas Erklärung in der Bhagavadgita, dass seine Hände, Füße, Augen und sein Kopf überall sind. Ihre Gottesverehrung ist das höchste Beispiel von Madhurabhāva Nāmasamkīrtana.
Dann haben wir Vātsalyabhāva Nāmasamkīrtana, das Gefühl der elterlichen Zuneigung zu Gott. Krishnas Ziehmutter Yashoda kann als das Ideal für diesen Gefühlszustand genommen werden. Obwohl sie Krishnas Göttlichkeit verschiedene Male erfahren hatte, zog sie es vor, ihm als Mutter zu dienen und als ihren Sohn zu verehren.
Anurāgabhāva Nāmasamkīrtana, das Gefühl von Liebendem und Geliebtem, wird am besten und in seiner reinsten Form in den Hirtenmädchen (gopī) veranschaulicht. Sie verankerten den Herrn in ihrem Herzen, sie lösten sich von allen weltlichen Bindungen und lebten nur in der Besinnung auf ihn – alle Gedanken, Handlungen und Worte waren ihm geweiht.
Dann gibt es noch Sākhyabhāva Nāmasankīrtana, wo Gott als Freund betrachtet wird. Es ist in Arjuna zu finden, der Krishna als seinen engsten Freund und Schwager (weil er Krishnas Schwester heiratete) betrachtete und sich ihm als Freund anvertraute. Das ist ebenfalls eine Einstellung, die euch an das Göttliche binden und die niedrigeren Impulse sublimieren wird.
Dāsyabhāva Nāmasamkīrtana, die Haltung von Diener zu Meister, ist eine weitere Ausdrucksform. Diene dem Herrn als sein gläubiger und bedingungsloser Diener – das ist der Pfad, den Hanuman im Ramayana einschlug. Er hatte keinen eigenen Willen und Wunsch. Sein Gebet lautete, ein geeignetes Instrument für die Absichten seines Herrn zu sein.
Der Name hat die Kapazität zu erlösen, zu heilen und zu retten
Die letzte Einstellung ist Shāntabhāva Nāmasamkīrtana, die Haltung der Gelassenheit und des Gleichmuts. Man lobt den Herrn, was auch geschehen mag, lässt sich von Höhen und Tiefen nicht ablenken und erträgt alle Launen des Schicksals als Sein Spiel. Im Mahabharata war Bhishma von dieser Einstellung erfüllt. Er verehrte Krishna, sogar als dieser auf ihn losging um ihn zu töten.
Eine andere Form des Nāmasamkīrtana besteht darin, an die verschiedenen Abenteuer und Spielereien, die verschiedenen Akte der Gnade und des Mitgefühls zu denken, die der Herr in der Welt manifestiert hat, und dabei seinen Namen zu wiederholen. Das wird Līlā Nāmasamkīrtana genannt. Caitanya und Tyagaraja erfuhren den Herrn auf diesem Weg.
Andere denken bei der Namensrezitation mehr an die Majestät, die Herrlichkeit, die Macht, das Mysterium, die Erhabenheit, die Großzügigkeit, die Liebe, mit denen der Herr sich selbst umhüllt hat. Diese Haltung wird als Guna Nāmasamkīrtana bezeichnet. Die meisten Heiligen, die man in den verschiedenen Ländern dankbar erinnert, gehören in diese Kategorie.
Eine andere Kategorie bilden die Sucher, die den Silben und dem Klang des Namens als solchem Wert beimessen, unabhängig von seiner Bedeutung. Sie behaupten, wenn der Name ausgesprochen wird, zieht das Gott und seine Gnade herbei, welcher Art das Gefühl auch sein mag und unabhängig davon, ob die Spiele oder die Eigenschaften mit dem Sankīrtana verbunden sind. Sie beteuern, der Name allein ohne jeden Zusatz besäße Kraft, nämlich die Kraft und Kapazität zu erlösen, zu heilen und zu retten.
Der Name Rama ist der kraftvolle Erlöser
Einst verwies Rama selbst (der Sohn Dasharathas, der Held des Ramayana, der Herr im Tetrayuga) auf den Namen Rama als einen kraftvollen Erlöser. Als Rama mit Sita und Lakshmana durch die Wälder streifte, versammelten sich die Einsiedler, die seine Göttlichkeit erkannten, mit der Bitte um ihn, er möge sie initiieren und ein Mantra geben, das sie für ihren spirituellen Fortschritt und Sieg wiederholen könnten. Rama erwiderte, er sei ein Prinz im Exil der durch die Wälder streifte und deshalb besäße er keine Autorität, Einsiedler in den spirituellen Pfad einzuweihen. Und er bewegte sich weiter auf den Dschungelpfaden.
Ein alter Einsiedler, der Rama so laufen sah, mit Sita unmittelbar hinter ihm und Lakshmana am Ende folgend, rief aus: „Freunde, seht! Rama initiiert uns! Gott führt, die Schöpfung/Natur (die sein ständiger Begleiter und Schatten ist) folgt hinterher; das Individuum, das, wie die Welle im Ozean, Bestandteil des Herrn ist, befindet sich dahinter. Das Individuum kann den Herrn nur dann sehen, wenn die täuschende Natur besänftigt oder umgangen wird. Das ist in der Tat eine stille Lektion in spiritueller Disziplin. „Ra“ ist Gott, „ma“ ist das Individuum, das zurückgefallen ist, „aa“ ist die Schöpfung, die Natur (prakriti). „Rama Rama“ ist das Mantra, das er uns in seiner Gnade gewährt hat. Nehmt dieses Mantra und rettet euch. Für mich gibt es keinen anderen Weg“, sagte er.
Ich lege besonderen Wert auf den Namen Rama, weil das Rama-Prinzip der Atman ist. Rama bedeutet das, was erfreulich ist und erfreut. Nun, der Atman ist die Quelle aller Freude. Sein Wesen ist Glückseligkeit. Außerdem ist, wie Tyagaraja entdeckte, Rama der Name, den sowohl Verehrer von Narayana (Vishnu) als auch von Shiva benutzen können. Die Silbe „ra“ ist die Schlüsselsilbe im Narayana-Mantra (Om namo nārāyanāya), und die Silbe „ma“ ist die Schlüsselsilbe im Shiva-Mantra (Om namah shivaya).
Gott ist der Einklang aller Namen und Formen
Die Vorurteile und Spaltungen unter den Verehrern, die Gott in Gestalt von Narayana oder in Gestalt von Shiva verehren, sind bedeutungslos, denn beide repräsentieren das eine höchste Universale. Sie sind, so könnte man sagen, in ihrer unterschiedlichen göttlichen Ausstattung nicht zu unterscheiden. Im Falle von Narayana handelt es sich um Muschelhorn (shankha) und Diskus (cakra), im Falle von Shiva um die kleine Trommel (damaru) und den Dreizack (trishūla). Aber das Muschelhorn und die Trommel symbolisieren beide, dass Gott durch Lobpreis und Gesang erreichbar ist; Diskus und Dreizack symbolisieren, dass Gott der Schöpfer und Herr der Zeit ist; der Diskus repräsentiert das Rad der Zeit und die drei Zacken des Dreizacks repräsentieren Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Narayana wird Hari und Shiva Hara genannt; beide Namen haben ihren Ursprung in derselben Wurzel „har“, das bedeutet zerstören, beseitigen, einfangen, an sich ziehen und in Einklang bringen – alles Funktionen, mit denen Gott sich selbst ausgestattet hat.
Es ist die Pflicht des Menschen, seine Tage und Nächte in der ununterbrochenen Besinnung auf den Namen zu heiligen. Erinnert den Namen mit Freude und Sehnsucht. Wenn ihr das tut, dann muss Gott vor euch erscheinen, in der Gestalt und mit dem Namen, die ihr ihm – als die schönsten und passendsten – zugeteilt habt. Gott ist alle Namen und alle Formen, die Integration all dieser in harmonischer Anmut. Die Götter, die man in den verschiedenen Glaubensrichtungen eingesetzt hat und die von unterschiedlichen menschlichen Gemeinschaften verehrt werden, sind alle Glieder des einen Gottes, der wahrhaft existiert. So wie der Körper ein harmonisches Zusammenspiel der Sinne und Gliedmaßen ist, so ist Gott die Harmonie aller Formen und Namen, die der Mensch ihm zuschreibt.
Macht keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Namen
Nur jene, die sich der Herrlichkeit Gottes nicht bewusst sind, werden auf einem Namen und einer Form für seine Verehrung bestehen, und, schlimmer noch, die Verwendung anderer Namen und Formen durch andere verdammen! Da ihr alle mit der Sathya Sai Organisation verbunden seid, muss ich euch vor einer so dummen Sturheit warnen. Geht nicht herum und verkündet, ihr wäret eine gesonderte Sekte und von jenen getrennt, die Gott in anderen Formen und Namen verehren. Dadurch würdet ihr eben den Gott, den ihr rühmt, begrenzen. Verkündet in eurem Enthusiasmus nicht: „Wir wollen nur Sai; alles Übrige interessiert uns nicht.“ Ihr müsst davon überzeugt sein, dass alle Formen Sai gehören; alle Namen gehören Sai. Es gibt keine „Übrigen“. Alle sind Er.
Ihr habt vielleicht bemerkt, dass ich in meinen Ansprachen nicht über Sai spreche. Noch singe ich in den Bhajans, mit denen ich normalerweise meine Ansprache beende, von Sai. Ihr fragt euch vielleicht warum. Lasst mich euch den Grund erklären. Ich will nicht, dass der Eindruck entsteht, ich wolle, dass dieser Name und diese Form publiziert werden. Ich bin nicht gekommen, um einen neuen Kult ins Leben zu rufen, ich will nicht, dass die Leute in diesem Punkt in die Irre geführt werden. Ich versichere, dass diese Sai-Form die Gesamtform aller verschiedenen Namen ist, die der Mensch zur Anbetung des Göttlichen verwendet. Deshalb lehre ich, dass kein Unterschied zwischen den Namen Rama, Krishna, Ishvara, Sai gemacht werden soll – denn sie sind alle meine Namen.
Da ich weiß, dass ich der Strom bin, der all die verschiedenen Glühbirnen erleuchtet, bin ich gleichgültig gegenüber den Glühbirnen, die ihr für so wichtig haltet. Wenn ihr den Glühbirnen Aufmerksamkeit schenkt, dann entstehen Gruppierungen und Sekten werden erzeugt. Die Sathya Sai Seva Samithis sollten Zwietracht und Trennungen nicht ermutigen; sie müssen den Einen verehren, der als Viele erscheint, den zugrundeliegenden Strom, der alle Glühbirnen erleuchtet.
Übertreibt nicht den Stellenwert von Wundern
Die Tortur, die Prahladas Vater ihm zufügte, um seinen Geist von Gott abzubringen, brachte in Prahlada unerschütterliche Hingabe hervor. Ravanas Bosheit erfüllte den Zweck, die Kraft von Ramas Bogen zu offenbaren. Verleumder wie Shishupala, Dantavakra, Ravana, Kamsa sind unvermeidliche Begleiterscheinungen jeder Inkarnation. Auch dieser Sai Rama hat diese uralte Gesellschaft. Auch jetzt ist ihre Brut offensichtlich. Einerseits sind Verehrung und Huldigung auf ihrem höchsten Stand und andererseits haben Abschwörung und Verleumdung ihren Gipfel erreicht. Ich befinde mich zwischen beiden, ich segne beide mit erhobenen Händen, denn weder erhebt mich das eine noch deprimiert mich das andere. Denn die Verleumder werden die Krone bekommen, die sie verdienen; ich werde mit meiner eigenen Herrlichkeit gekrönt werden.
Welchen Nutzen hat es, wenn ihr bloß meinen Namen und meine Gestalt verehrt ohne zu versuchen, die gleiche Liebe zu allen (samatva) so wie ich sie hege zu empfinden, meinen Frieden (shānti), meine Liebe (prema), meine Toleranz (sahana) und meine glückselige Natur (ānanda)?
Ihr hebt in euren Vorträgen Sais einzigartige Kräfte ausführlich hervor, die Ereignisse, die in den Büchern, die einige Personen über mich geschrieben haben, „Wunder“ genannt werden. Aber ich fordere euch auf, ihnen keine Bedeutung beizumessen. Übertreibt ihre Bedeutung nicht; lasst mich euch sagen, die wichtigste und bedeutendste Kraft ist meine Liebe (prema). Ich könnte den Himmel in die Erde oder die Erde in den Himmel verwandeln; aber das ist nicht das Kennzeichen von göttlicher Macht. Die Liebe und die Toleranz, universal wirksam und immer gegenwärtig, sind die einzigartigen Kennzeichen.
- Bhagavans Ansprache am 17. Mai 1968
Quelle: Sanathana Sarathi April 2023
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