Sanathana Sarathi 11/2022

Dr. V. Mohan

Liebe Sai-Brüder und -Schwestern. Anlässlich des 97. Geburtstages von Sathya Sai Baba grüße ich euch voll Liebe mit Sai Ram. Es ist nun über 11 Jahre her, dass unser geliebter Herr seinen physischen Körper verlassen hat. Da sich der 100. Geburtstag unseres Herrn nähert, ist es eine gute Zeit für uns, über die Botschaft und die Mission von Sri Sathya Sai Baba nachzudenken, die nicht nur heute relevant sind, sondern es immer sein werden.

In der Bhagavadgita hat uns Sri Krishna versichert, dass er sich immer wieder inkarnieren wird, um die Welt zu führen, wenn die Rechtschaffenheit abnimmt. Am 23. November 1926 kam Sai Baba in dem winzigen Dorf Puttaparthi in Andhra Pradesh in Südindien in seiner physischen Form zur Welt. Schon in seiner Kindheit, im frühen Erwachsenenalter und im späteren Leben lehrte Sai Baba die Menschheit viele Dinge. Seine Hauptbotschaft war jedoch die Verbreitung der bedingungslosen Liebe für die gesamte Menschheit, unabhängig von Kaste, Glaube oder Religion.

Wenn es um seine Mission geht, wer könnte es besser erklären als Sai Baba selbst? Der Brief, den Swami am 25. Mai 1947 im Alter von 20 Jahren an seinen älteren Bruder, Rathnakaram Seshama Raju, schrieb, ist inzwischen ein historischer Brief, der als einer der Schätze der Welt bewahrt wird. In diesem Brief hat Swami klar und deutlich erklärt, warum er geboren wurde. Um Swami zu zitieren: „Ich habe eine Aufgabe: Die gesamte Menschheit zu fördern und für alle ein Leben voller Ananda (Glückseligkeit) zu gewährleisten. Ich habe ein Gelübde: Alle, die vom geraden Weg abgekommen sind, wieder zum Guten zu führen und zu retten. Mir obliegt ein Werk, das ich liebe: Das Leid der Armen zu beseitigen und ihnen zu geben, was ihnen fehlt. Ich bin aus gutem Grund, stolz, denn ich rette alle, die mich anbeten und verehren. Ich habe meine eigene Definition der Hingabe, die ich erwarte: Diejenigen, die mir ergeben sind, müssen Freude und Leid, Gewinn und Verlust mit gleicher Tapferkeit betrachten. Ich werde meine Mission nicht aufgeben, noch meine Entschlossenheit. Ich weiß, dass ich sie ausführen werde.“

Nachdem Swami seine Mission so klar und so früh im Leben formuliert hatte, machte er sein Leben zu seiner Botschaft. Er lehrte uns, dass Manava Seva Madhava Seva ist, und mit diesem Ziel vor Augen machte er sich daran, gewaltige Projekte in Angriff zu nehmen, von denen kein Mensch träumen, geschweige denn sie vollenden könnte.

Freie Bildung

Auf die Bitte von Mutter Easwaramma hin begann Swami mit seinen Bildungsprojekten. Angefangen mit der Grundschule, entwickelte er diese bald zu einer High School, und dann entstanden die Colleges und die Universität. Tatsächlich ist es bemerkenswert, dass Swamis erstes College und erster Campus der Frauencampus in Anantapur war. Das zeigt, wie viel Wert Swami auf die Bildung und Ertüchtigung von Frauen gelegt hat. Bald folgten die Einrichtungen in Whitefield, Puttaparthi und Muddenahalli.

Swami betonte stets, dass Bildung kein Geschäft werden sollte, und stellte daher die gesamte Bildung, von der Grundschule bis zum Doktortitel oder MBA, völlig kostenlos zur Verfügung. Er lehrte die Menschheit auch auf wunderbare Weise den Unterschied zwischen Bildung und Educare. Das integrierte Erziehungssystem, das in Sai Babas Institutionen vermittelt wird, zielt darauf ab, das Beste in einem Individuum, d.h. seine oder ihre innewohnenden göttlichen Eigenschaften, hervorzubringen und freizulegen, so dass sie spontan als Liebe, Mitgefühl und Nachsicht zum Wohle der Gesellschaft fließen können. Diese Art der Erziehung hat nicht den Erwerb von „Information“ zum Ziel, sondern die Herbeiführung von „Transformation“ in einem Individuum. Sai Baba nennt diesen Prozess „Educare“. Educare bedeutet, die menschlichen Werte wie Wahrheit, rechtes Handeln, Frieden, Liebe und Gewaltlosigkeit, die in jedem Menschen latent vorhanden sind, im täglichen Leben umzusetzen. Alles andere ist zweitrangig. Wie Sai Baba sagt, selbst wenn wir keine „Noten“ (marks) bekommen, solange wir keine „Bemerkungen“ (remarks) bekommen, ist es in Ordnung.

Kostenlose Gesundheitsversorgung

Swami nahm auch umfangreiche Projekte in Angriff, um die Gesundheit der Menschen zu verbessern und um den leidenden Armen und Bedürftigen zu helfen. Er erkannte, dass die Gesundheitsfürsorge in eine Ware und ein Geschäft verwandelt worden war. Er bewies der Welt, dass Gesundheitsfürsorge mit absoluter Liebe und Hingabe zur Verfügung gestellt werden kann, ohne eine einzige Rupie zu verlangen. So entstanden die „Tempel der Heilung“, das Super Speciality und das General Hospital in Puttaparthi und das Super Speciality Hospital in Whitefield. Von der medizinischen und chirurgischen Grundversorgung über Geburtshilfe und Gynäkologie bis hin zu fortgeschrittenen kardiologischen und kardiothorakalen Eingriffen, Neurologie und Neurochirurgie, Orthopädie und Augenheilkunde werden dort völlig kostenlos angeboten. Er sorgte dafür, dass diese Krankenhäuser mit den neuesten und modernsten medizinischen Geräten ausgestattet wurden. Er motivierte Ärzte, Krankenschwestern und andere medizinische Fachkräfte dazu, ihr Seva mit einem tiefen Gefühl der Liebe zu all jenen auszuführen, die sie behandeln. Noch wichtiger ist, dass Swami uns lehrte, dass wir mit einem solchen Seva nicht der Person, die behandelt wird, einen Dienst erweisen, sondern dass es eine Gelegenheit ist, uns selbst zu verbessern. Daher gibt es keinen Platz für Ego. Seva muss mit Liebe und ohne Erwartung einer Belohnung getan werden.

Durch zahlreiche Kliniken in verschiedenen Städten und kleineren Ortschaften, die als Sai Kripas bezeichnet werden, sowie durch mobile Kliniken und Krankenhäuser hat die Sri Sathya Sai Medical Mission Millionen von Menschen im ganzen Land medizinisch versorgt. Während Covid wurde auch das Sri Sathya Sai Telemedizin-Programm intensiviert, was ebenfalls dazu beigetragen hat, mehrere tausend Menschen zu erreichen, die Hilfe und Unterstützung benötigten, aber nicht in der Lage waren, Kliniken oder Krankenhäuser aufzusuchen. Swami hat immer gesagt, dass wir alles, was wir tun, aufrichtig tun sollten, und wir sollten es gut tun. Wir sind vielleicht nicht in der Lage, alle Probleme der Welt zu lösen, aber wir können auf jeden Fall unseren Teil dazu beitragen, das Leben der Menschen zu verbessern.

Sri Sathya Sai Wasserprojekt

Swami kannte seit seiner Kindheit die Schwierigkeiten der Menschen in seinem Bundesstaat Andhra Pradesh, Trinkwasser zu bekommen. In vielen Teilen des Staates fehlte es an Trinkwasserversorgung. Als Kind musste Swami selbst über weite Strecken Töpfe mit Wasser schleppen und dabei oft große Entbehrungen auf sich nehmen, aber er hat es nie jemandem verraten oder sich darüber beschwert. Dies muss Swami dazu veranlasst haben, durch das einzigartige Sri Sathya Sai Water Project mehrere Bezirke in Andhra Pradesh und sogar die Stadt Chennai mit Trinkwasser zu versorgen. Diese Projekte waren so gewaltig, dass der damalige indische Premierminister, der das Projekt einweihte, öffentlich gestand, dass es selbst für die Regierung schwierig sei, solch gewaltige Projekte umzusetzen, und dass nur Sai Baba dies tun könne.

Seva während Pandemien und Naturkatastrophen

In den letzten zwei bis drei Jahren hat sich die Welt durch die globale Covid-Pandemie drastisch verändert. In diesen schwierigen Zeiten haben die Sri Sathya Sai Seva Organisationen, sowohl in Indien als auch in Übersee, eine lobenswerte Arbeit geleistet, indem sie den Menschen, die Hilfe benötigten, zur Seite standen. Dies geschah in vielerlei Hinsicht – medizinische Hilfe, z. B. durch die Bereitstellung von Sauerstoffkonzentratoren und medizinischer Ausrüstung für Krankenhäuser, Impfkampagnen, die Einrichtung von Covid-Krankenhäusern, die Versorgung von Wanderarbeitern mit Lebensmitteln während ihrer langen und beschwerlichen Reise in die Heimat und sogar die Bereitstellung von Unterkünften für diejenigen, die sie benötigten. Die meisten der routinemäßigen Seva-Aktivitäten mussten für einige Zeit ausgesetzt werden. Jetzt, da die Pandemie abgeklungen ist, haben wir alle Aktivitäten der Sri Sathya Sai Organisationen und der Trusts, die wir in den Tagen vor der Pandemie durchgeführt haben, wieder voll aufgenommen.

Die Menschheit wird weiterhin in regelmäßigen Abständen von Katastrophen heimgesucht werden. Obwohl vieles davon durch die globale Erwärmung und die Zerstörung der Natur durch den Menschen verursacht wird, müssen wir dennoch den armen und bedürftigen Menschen helfen, wenn sie von solchen Naturkatastrophen getroffen werden. Hier kommt das Sri Sathya Sai Disaster Management Programme zum Tragen. Es wurde zu Recht gesagt, dass die Sri Sathya Sai Seva Organisation die erste ist, die kommt, und die letzte, die geht, wenn es solche Naturkatastrophen oder Unglücksfälle gibt.

Der Weg nach vorn

Nun, da Swami nicht mehr physisch anwesend ist, um uns an ihn zu wenden und seine Führung in unserem täglichen Leben zu suchen, wie sollen wir, die Boten, die von Swami auserwählt wurden, eine kleine Rolle zu spielen, seine göttliche Mission weiterführen? Erstens ist es eine große Herausforderung, die gewaltigen Projekte, die Swami selbst begonnen hat, fortzuführen und aufrechtzuerhalten, der wir uns jedoch weiterhin stellen sollten. Zweitens sagt Swami: „Ausdehnung ist mein Leben.“ Wenn wir also in der Lage sind, bei all den Aktivitäten, die er begonnen hat, langsam aber stetig die Messlatte höher zu legen und immer mehr Menschen zu dienen, wird das Swami glücklich machen, denn nur wenn wir seine göttliche Mission ausführen, können wir wirklich behaupten, Devotees von Swami zu sein.

Wir müssen die Bedürfnisse der Menschen erkennen und herausfinden, was die „Schmerzpunkte“ in der Gesellschaft sind, d.h. wo die Menschen Hilfe brauchen, und versuchen, dort unsere helfende Hand zu reichen. Wir sollten nicht versuchen, die Bemühungen der Regierung nachzumachen, sondern vielmehr versuchen, ihre Bemühungen zu ergänzen. Mit anderen Worten, wir sollten versuchen, die Lücken zu erkennen und unsere Hilfe und Unterstützung dort anzubieten, wo sie am dringendsten benötigt wird.

Bei allem, was wir tun, sollten wir uns an die fünf D erinnern, die uns von Sri Sathya Sai Baba gelehrt wurden. Die fünf D sind Hingabe (Dedication), Aufopferung (Devotion), Disziplin (Discipline), Unterscheidung (Discrimination) und Entschlossenheit (Determination). Alle Sai Devotees sollten sich diese fünf D zu eigen machen, wann immer sie ein Projekt in Angriff nehmen.

Prasanthi Nilayam, das Epizentrum der Sri Sathya Sai Mission

Swami hat Prasanthi Nilayam und Puttaparthi immer als das Zentrum seiner Arbeit angesehen. Der Bitte seiner Mutter folgend, dass er immer in Puttaparthi bleiben sollte, machte Swami Puttaparthi zu seinem ständigen Wohnsitz. Alle Büros seiner Organisationen und Stiftungen haben ihre Wurzeln in Prasanthi Nilayam. Nach Swamis Mahasamadhi wurde die Arbeit der verschiedenen Organisationen und Stiftungen, die seinen Namen tragen, fortgesetzt und auch erweitert. Es ist jedoch unsere Pflicht als Devotees unseres Herrn, Puttaparthi und Prasanthi Nilayam immer als unsere Basis und unseren Anker für alle Sai-Aktivitäten zu betrachten.

Shirdi Baba hatte klar gesagt, dass sein Grab auch nach dem Ablegen seiner physischen Form weiterhin alle seine Anhänger segnen und inspirieren wird. In ähnlicher Weise wird und sollte der Samadhi in Prasanthi Nilayam immer der Brenn- und Sammelpunkt für alle Devotees Sai Babas in Indien und in Übersee sein.

Unabhängig davon, welchen Beruf wir ausüben – Arzt, Anwalt, Ingenieur, Manager, Lehrer, Verwaltungsangestellter oder irgendeinen anderen Beruf – lasst uns versprechen, dass wir weiterhin unser Leben, unsere Arbeit und unseren Beruf dem Dienst an Swami widmen und ihn als unsere demütige Opfergabe zu seinen Lotosfüßen darbringen werden. Lasst uns alle danach streben, Swamis Liebe und Botschaft in der kleinen Rolle, die wir als seine Instrumente spielen, zu verbreiten und uns seiner göttlichen Mission als Akteure in seinem göttlichen Spiel zu widmen. Lasst uns versuchen, unser Leben nach den acht goldenen Worten Swamis zu leben – „Liebe alle, diene allen“, „Hilf immer, verletze nie.“ Dies wird nicht nur unser eigenes Leben bereichern, sondern auch das unserer Familien und der Gesellschaft, der wir dienen. Nichts wird unseren geliebten Swami mehr erfreuen als dies. Wir wollen zu ihm beten, dass er uns führt und uns auf seinen göttlichen Weg mitnimmt.

– Dr. V. Mohan, ein renommierter Diabetologe von Beruf, ist Treuhänder des Sri Sathya Sai Central Trust.

© Sri Sathya Sai Sadhana Trust Sadhana Trust – Publications Division, Prasanthi Nilayam

Botschaft und Mission des Avatars