Da Vyasa Parikshits Drängen nachgab, antwortete dieser, der ganz aufmerksam war, mit einer von Gefühlen erregten Stimme: „Meister, ich verstehe nicht genau, warum mein Großvater den Khandava-Wald durch eine Feuersbrunst zerstört hat. Erzählt mir, wie Sri Krishna ihm dabei geholfen hat. Es würde mich glücklich machen, wenn Ihr mir von diesem Ereignis erzählen würdet.“ Parikshit fiel dem Weisen zu Füßen und bat ihn, dies zu tun. Vyasa beglückwünschte ihn und sagte: „Gut, du hast eine Bitte geäußert, die dir zur Ehre gereicht. Ich werde sie erfüllen.“
Er fuhr fort: „Einmal, als Krishna und Arjuna glücklich auf dem Sand der Yamuna ruhten und die Welt und ihre Verstrickungen vergaßen, kam ein alter Brahmane zu ihnen und sagte: ‚Sohn, ich bin sehr hungrig. Gib mir etwas zu essen, um meinen Hunger zu stillen, sonst kann ich nicht am Leben bleiben.‘ Bei diesen Worten nahmen sie plötzlich etwas Seltsames wahr. Obwohl der Brahmane äußerlich wie ein ganz gewöhnlicher Mensch wirkte, umgab ihn ein göttlicher Glanz, der ihn als etwas Besonderes kennzeichnete. Nun trat Krishna vor und sprach ihn an. ‚Großer Brahmane, du scheinst kein gewöhnlicher Mensch zu sein. Ich kann mir vorstellen, dass du mit gewöhnlicher Nahrung nicht zufrieden sein wirst. Bitte mich um die Nahrung, die du dir wünschst, ich werde sie dir gewiss geben.‘ Arjuna stand in einiger Entfernung und verfolgte dieses Gespräch mit Erstaunen, denn er hörte, wie Krishna, der den Hunger aller Wesen in allen Welten stillt, diesen mageren, hungrigen Brahmanen fragte, welche Nahrung ihn sättigen würde! Krishna fragte so leise und mit so viel Bedacht, dass Arjuna von Neugierde und Überraschung erfüllt war.
Der Brahmane brach plötzlich in Lachen aus und sagte: ‚Herr, erkennst Du mich nicht? Es gibt nichts in dieser Welt – nein – in allen vierzehn Welten, was Du nicht kennst. Ich bin Agni, das Feuerprinzip. Ich bedaure, Dir mitteilen zu müssen, dass auch ich krank geworden bin. Um meine Verdauungsbeschwerden zu heilen, muss ich den Saft der Bäume im Khandava-Wald zu mir nehmen. Dieser Wald muss in Flammen aufgehen. Nur das kann meinen Hunger stillen und meinen Appetit wiederherstellen.‘
Daraufhin fragte Krishna ihn: ‚Nun, dann verzehre ihn. Warum bist du deswegen zu mir gekommen? Das ist in der Tat erstaunlich, da du die Macht hast, das Universum in Asche zu verwandeln! Warum sehnst du dich nach der Hilfe eines anderen?‘ Als Krishna dies sagte und so tat, als wüsste er die Antwort nicht, antwortete Agni: ‚Herr! Du weißt alles. Lebt nicht die große Schlange Takshaka in diesem Khandava-Wald, mit ihren Verwandten und Bekannten, ihren Dienern und Gefährten? Indra, der Gott des Regens, ist ihr enger Freund und hat es auf sichgenommen, diesen Wald vor Feuer und anderem Unheil zu bewahren. Er hat sein Ehrenwort gegeben, dass er den Wald und damit auch Takshaka schützen wird. Sobald ich also anfange, den Wald aufzufressen, wird Indra seine Lakaien schicken und den Ort mit Regen tränken. Ich werde zur Untätigkeit verdammt sein und kann nicht mehr essen. Deshalb nehme ich Zuflucht zu Dir.‘
Krishna lachte über seine Ängste. Er sagte: „Wenn das so ist, werden wir dir helfen. Sag uns, was wir tun sollen, wir sind bereit.‘ Agni war erfreut. Er rief aus: ‚Ich bin wirklich gesegnet. Ich bin gerettet. Wenn ihr euch nur dazu entschließen könntet, Indras Regen zurückzuhalten, indem ihr den Wald mit einem Dach aus Pfeilen überdeckt, würde mir das erlauben, den Wald ungestört zu verzehren.‘ Krishna versicherte ihm, dass seine Bitte erfüllt werden würde. Dein Großvater sprach zu Agni: ‚Du kannst den Wald ohne Zögern verbrennen. Meine Arme haben genug Kraft, um nicht nur einen Indra zu bekämpfen und zu überwältigen, sondern sogar zehn Millionen von ihnen. Aber mir fehlen die Pfeile, die für dieses Vorhaben notwendig sind, und der Wagen, der all dies tragen kann. Wenn mir dies zur Verfügung gestellt wird, werde ich deine Aufgabe mit der gnädigen Erlaubnis Krishnas ausführen.‘
Agni war darüber sehr erfreut. Er gewährte Arjuna zwei Geschenke: einen unerschöpflichen Köcher, aus dem er ständig Pfeile ziehen konnte, und einen Wagen mit dem Banner des Affenkönigs Maruti. Außerdem schuf er die Agneyastra genannte Feuerwaffe, legte sie in die Hände von Krishna und verabschiedete sich von beiden.
Mein Sohn, Parikshit! Krishna, das darfst du nicht vergessen, nahm diese Waffe nur an, um den Gott des Feuers zufrieden zu stellen. Er braucht keine solchen Waffen. Es gibt keine wirksamere Waffe als seinen Willen, der im Bruchteil einer Sekunde die Erde in den Himmel und den Himmel in die Erde verwandeln kann. Er spielt die Rolle eines Menschen, wenn er sich unter den Menschen bewegt, und so stellen die Menschen ihre eigenen Vermutungen an, ohne die innere Bedeutung seiner Handlungen zu verstehen. Das ist nur die Folge der Täuschung, die die Sicht des Menschen verschleiert.
Nachdem Agni sich auf diese Weise von Krishna verabschiedet hatte, begann er, den Khandava-Wald zu verzehren. Und wie vorher gesehen, schickte Indra genau in diesem Moment seine Diener aus, um den Wald vor der Zerstörung zu retten. Doch ihre Bemühungen hatten keinen Erfolg. Sie kehrten zu ihrem Herrn zurück und berichteten ihm von ihrem Misserfolg. Daraufhin eilte Indra selbst mit seinen treuen Gefolgsleuten zum Ort des Geschehens, um den Khandava-Wald zu retten, und stürzte sich auf deinen Großvater Arjuna.
Arjuna empfing ihn mit einem Pfeilregen, abgeschossen von seinem berühmten Gandiva-Bogen. Auch Indra kämpfte mit all seiner Kraft. Innerhalb weniger Minuten wichen die Anhänger Indras zurück, da sie dem Pfeilregen, der von allen Seiten auf sie niederprasselte, nicht standhalten konnten. Indra erkannte, dass derjenige, der ihm die Niederlage zufügte, sein eigener Sohn Arjuna war und schämte sich sehr. Er bedauerte, dass er seinen eigenen Nachkommen nicht besiegen konnte, und kehrte traurig und gedemütigt zurück.
Währenddessen verzehrte der Feuergott den Wald fröhlich und mit großem Appetit, verschlang alles mit seinen tausend roten Zungen und entfachte eine riesige Feuersbrunst. Zurück blieb nur Asche. Als die Vögel und Tiere des Waldes dies sahen, versuchten sie, der Vernichtung zu entkommen, aber es gelang ihnen nicht. Krishna fuhr in seinem Wagen um den Wald, um zu sehen, wie die Bewohner ins Freie rannten, um sich in Sicherheit zu bringen. Er entdeckte die Schlange Takshaka, einen großen Freund Indras, als sie gerade aus dem Feuer zu fliehen versuchte. Krishna rief Arjuna zu sich, um ihn darauf aufmerksam zu machen und das gab Takshaka die Gelegenheit, sich herauszuwinden und in Richtung Kurukshetra zu eilen.
Agni verfolgte die Schlange. Er bat den Windgott um Hilfe, um die schnell Fliehende einzuholen. Da suchte Takshaka Zuflucht bei Maya, dem Baumeister der Götter und Dämonen. Die Schlange und Maya eilten schnell auf Kurukshetra zu. Krishna bemerkte dies und verfolgte sie. In diesem Moment ergab Maya sich Arjuna und bat ihn um Schutz für sich und seinen Schützling Takshaka. Arjuna erfüllte seinen Wunsch, und Maya fiel aus Dankbarkeit vor ihm nieder und sagte: ‚Oh, Sohn des Pandu, ich werde deine Güte nie vergessen. Was immer in meiner Macht steht, werde ich gerne für dich tun. Du musst nur deinen Wunsch äußern‘.
Dein Großvater dachte eine Weile nach und antwortete: ‚Maya! Wenn du mir einen Gefallen erweisen willst, dann wünsche ich nur eines: Baue für meinen Bruder eine Versammlungshalle, in der er Hof halten kann, eine, wie es keine zweite auf Erden gibt. Sie muss so großartig sein, dass weder ein Gott noch ein Dämon oder himmlischer Engel jemals hoffen könnte, eine solche Halle für sich selbst zu bauen. Sie muss alle, die sie sehen, in Erstaunen versetzen. Ich habe keinen anderen Wunsch als diesen.‘ Krishna fügte noch einen Vorschlag hinzu: ‚In dieser Wunderhalle musst du einen Wunderthron errichten, auf dem Dharmaraja sitzen kann. Dann erst wird die Halle wirklich prächtig sein.‘
Hast du bemerkt, Parikshit, wie sehr Krishna deinen Großvater liebte? Brauchst du einen überzeugenderen Beweis als diesen, um zu wissen, dass er immer auf das Wohlergehen seiner Anhänger bedacht ist? Der böse Duryodhana wurde beim Anblick dieser wunderbaren Halle von Neid ergriffen. Duryodhana, Dussasana und ihre Gefährten waren verwirrt und fühlten sich gedemütigt, als man sie glauben ließ, dass es Wasser gab, wo keines war, und dass es Türen gab, wo keine waren! Sie fielen so oft hin und schlugen mit dem Kopf gegen so viele Wände, dass sie begannen, einen unauslöschlichen Hass gegen die Pandavas zu hegen. Die Kauravas schmiedeten unablässig Pläne, um die Pandavas zu vernichten. Aber da die Pandavas die Gnade Krishnas in hohem Maße besaßen, konnten sie die Anschläge leicht und spielend überwinden und sich an den vielfältigen Manifestationen seiner Gnade erfreuen. Die Kauravas entwickelten auch einen heftigen Hass gegen Krishna, denn sie wussten, dass der Sohn von Yashoda den Pandavas Glück brachte. Aber was kann man dem Herrn der Schöpfung schon antun? Hass gegen ihn zu entwickeln, ist ein Zeichen von Unwissenheit, mehr nicht.“
Während Vyasa so die Geschichte von Takshaka erzählte, hörte Parikshit mit gespannter Aufmerksamkeit zu. Als er geendet hatte, fragte Parikshit erstaunt: „Was war der Grund, der die bösen Kauravas dazu veranlasste, meine Großmutter Draupadi zu misshandeln und zu beleidigen? Wie ertrugen die Großväter die Beleidigungen, mit denen sie ihre Gattin überschütteten? Wie konnte es geschehen, dass sie trotz ihrer Tapferkeit und ihrer unbestrittenen Männlichkeit nur Zuschauer waren, unfähig, sich zu rächen oder zu strafen, als ihre Gattin öffentlich am königlichen Hof entehrt wurde? Es ist mir unbegreiflich, wie dies geschehen konnte. Nennt mir die wahren Gründe und klärt mich auf. Ich bin sicher, dass Ihr meine Zweifel ausräumen könnt.“
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